Südafrikanische Weine aus dem Supermarkt

Wein aus Südafrika für unter drei Euro, wie wird er produziert?
Wein aus Südafrika für unter drei Euro, wie wird er produziert? | Bild: WDR

Supermärkte und Discounter ähneln inzwischen Weinhandlungen. Die Deutschen kaufen 79 Prozent ihres Weins im Lebensmittelladen. Immer beliebter ist Wein aus Südafrika, der Import hat sich in den vergangenen Jahren mehr als verdreifacht. Und: Die Flaschen sind schon für weniger als drei Euro zu haben.

Woher kommt der günstige südafrikanische Wein? Der Blick aufs Etikett ist wenig hilfreich, hier steht häufig nur der deutsche Importeur und Abfüller. Recherche vor Ort: Viele Farmen liegen im Western Cape. Wein wird hier vor allem für den Export produziert. Deutschland ist nach Großbritannien der zweitgrößte Abnehmer. Besuch auf dem Weingut Perdeberg. Es besteht aus über 30 Farmen, die den Lidl-Wein Vredebosch herstellen.

Eine Arbeiterin erzählt: "Ich verdiene umgerechnet 203 Euro." Jetzt im Winter stutzt sie Reben und versichert: "Es ist schön, hier zu arbeiten." Allerdings steht ihr Chef bei unserem Gespräch direkt neben ihr. Er ist weiß, während alle Arbeiter, die wir hier sehen, schwarz sind. 203 Euro, das ist der Mindestlohn in Südafrika. Zum Vergleich: Weiße verdienen in Südafrika im Durchschnitt gut vier Mal so viel.

Erschreckende Zustände auf Farmen

Wein aus Südafrika – woher beziehen Aldi, Lidl und Co.?
Wein aus Südafrika – woher beziehen Aldi, Lidl und Co.? | Bild: WDR

Auf anderen Farmen sind die Zustände erschreckend. "Die Toiletten sind verstopft, unbrauchbar, es gibt kein Wasser. Also müssen sie ihr Geschäft in Eimern verrichten und die Exkremente in den Weinberg kippen", erzählt Roseline von der NGO Women on Farms. Manche Arbeiter bekämen sogar weniger als den Mindestlohn. "Sie müssen zur Kirche gehen, wo sie Essen bekommen – und das hilft ihnen durch den Monat", so Roseline. Auf einer zweiten Farm sehen wir ähnlich schlimme Zustände. Laut der Gewerkschaft vor Ort sind das keine Einzelfälle.

Landet Wein von diesen beiden Farmen auch in deutschen Supermärkten und Discountern? Nein, von dort beziehe man nichts, sagen Aldi Süd, Lidl, Rewe und Edeka. Alle verweisen auf hohe Standards beim Einkauf und regelmäßige Kontrollen vor Ort. Was sie jedoch nicht sagen: Südafrikanischer Wein wird oft in großen Tanks exportiert, zusammengeschüttet von vielen verschiedenen Farmen.

Wie es grundsätzlich auf den Farmen aussieht, hat Oxfam im vergangenen Jahr in einer Studie untersucht. 300 Arbeiterinnen unterschiedlicher Weingüter wurden dafür befragt. Auch hier erzählten viele von unwürdigen Arbeitsbedingungen. Laut Oxfam ist es nicht auszuschließen, dass Wein von üblen Farmen auch in deutschen Supermärkten und Discountern landet. Und die Kunden können nicht erkennen, von welchen Farmen genau die Weine kommen. Man weiß also nicht wirklich, was man da kauft …

Fair for Life und Fairtrade

Aber welcher Wein aus Südafrika ist dann überhaupt ein guter Deal? In Supermärkten und Bioläden finden sich auch Weine mit Zeichen wie "fair for Life" oder "Fairtrade", die mit besseren Arbeitsbedingungen werben. Aber halten diese auch ihre Versprechen?

Tatsächlich zeigt sich bei einem stichprobenartigen Besuch, dass zum Beispiel die Arbeiter bei dem Bio-Weingut "Stellar Winery" ordentlich behandelt werden. Sie schneiden Reben für einen Wein, den es in Deutschland in rund 800 Bio-Läden gibt. Wer hier arbeitet, hat eine feste Stelle mit Krankenversorgung und Urlaub. Gezahlt wird allerdings auch hier nur der Mindestlohn.

Auch auf einer Fairtrade-Farm, die Lidl beliefert, finden wir passable Bedingungen: Es gibt ein Gemeinschaftshaus mit Kinderbetreuung und kostenlosem Mittagessen. Der Lohn ist auch hier gering, aber statt Geld gibt es ein Netz von sozialer Unterstützung.