Bruderhahn vs. Kükenschreddern

Küken auf dem Biohof
Küken auf dem Biohof  | Bild: Dion Mieske

In immer mehr Supermärkten werden Eier angeboten, die die Aufzucht der sogenannten Bruderhähne versprechen. Männliche Küken sollen aufgezogen werden und nicht wie noch immer üblich kurz nach dem Schlüpfen umgebracht werden. Doch wie genau nehmen es die Eierproduzenten mit dem Tierwohl? 

Tierschützer prangern Tötung von Küken an

Etwa 50 Millionen Küken landen hierzulande Schätzungen zufolge im Abfall, weil sie das falsche Geschlecht haben. Sie sind männlich und können demzufolge keine Eier legen. Und sie taugen in den Augen vieler Produzenten nicht für die Aufzucht, weil ihre Rasse zwar gut fürs Eier legen ist aber nur wenig Fleisch liefert. Das erledigen andere, speziell für die Mast gezüchtete Hühnerrassen.  Tierschützer prangern das massenhafte Töten der Küken kurz nach dem Schlüpfen seit langer Zeit an. Aber es gibt offenbar ein Umdenken. 

Recherche bei Eierproduzenten

Denn in den Regalen von Supermarktketten wie Aldi, Edeka, Real, Rewe, tegut und auch in Bioläden gibt es inzwischen Eierkartons auf denen mit der Aufzucht männlicher Küken, sogenannten Bruderhähnen, geworben wird. Wir haben uns auf die Suche nach Eierproduzenten und Hühnerhöfen gemacht, um herauszufinden wie viele der Bruderhähne aufwachsen. 

Sehr unterschiedliche Ergebnisse

Begonnen haben wie unsere Recherche mit dem Label "Henne & Hahn", die bei Aldi Süd für 99 Cent (sechs Stück) verkauft werden. Produzent ist der Eierhof Hennes im rheinländischen Euskirchen. Beide Unternehmen haben eine Drehgenehmigung abgelehnt. Der Eierhof Hennes teilt uns schließlich schriftlich mit, dass die Bruderhähne in Deutschland nach Richtlinien des Landes Niedersachsen aufgezogen werden, "in enger Begleitung und Beobachtung der Hochschule Osnabrück". Und auch das lässt man uns wissen: 2,5 Prozent aller Hennes-Eier kommen aus dem Bruderhahnprojekt. Bei 97,5 Prozent der Produktion werden die männlichen Küken also weiterhin getötet.

In immer mehr Geschäften finden sich Eierkartons aus Bruderhahnprojekten.
In immer mehr Geschäften finden sich Eierkartons aus Bruderhahnprojekten. | Bild: SR

Auch das Unternehmen Rewe, das in seinen Supermärkten Eier aus verschiedenen Bruderhahnprojekten u.a. mit dem Label "Spitz & Bube" für 1,79 Euro (sechs Stück aus Freilandhaltung) verkauft, hält sich sehr lange mit Informationen zurück. Zu den Erzeugern erfahren wir lediglich, dass sich die entsprechen Höfe in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern fänden und die männlichen Küken dort mindestens zehn Wochen aufwachsen. Nach vier Monaten bekommen wir einen Produzenten genannt: die Erzeugergemeinschaft Fürstenhof, die Rewe mit Bio-Eiern beliefert.

Fürstenhof ist auch Lieferant für Edeka und Real. Die Bio-Supermarktkette Alnatura bezieht ihre Bruderhahn-Eier ebenfalls von dort. Diese Unternehmen verkaufen Fürstenhof-Eier der Marke "haehnlein". 70 Prozent der Fürstenhof-Eier stammen inzwischen aus dem Bruderhahnprojekt, erfahren wir beim Besuch auf einem der Hühnerhöfe. Das heißt, 30 Prozent der Eier stammen aus Produktion bei der die männlichen Küken weiterhin getötet werden. Das soll sich allerdings schon bald ändern. Bereits im kommenden Jahr will Fürstenhof seine komplette Produktion umgestellt haben. Dann sollen alle männlichen Küken dort rund 20 Wochen aufwachsen bis sie geschlachtet und als Biogeflügel verarbeitet werden. Die haehnlein-Eier kosten sechs Cent pro Stück mehr. Mit diesem Aufschlag wird die wegen des geringeren Fleischertrags unrentable Aufzucht der Hähne subventioniert. 

Bis zu fünf Monate wachsen die Brüderhähne auf dem Biohof auf. Erst danach werden sie geschlachtet.
Bis zu fünf Monate wachsen die Brüderhähne auf dem Biohof auf. Erst danach werden sie geschlachtet. | Bild: SR

"Bruderhahn-Initiative"

Eier mit 100 Prozent Bruderhahnaufzucht haben wir beim Bauck-Hof im niedersächsischen Klein-Süstedt gefunden. Der Betrieb ist Mitglied der "Bruderhahn-Initiative Deutschland". Die Eier von Deutschlands ältestem Bio-Hof, der seine Produkte mit dem strengen Demeter-Label vermarktet, kosten im Handel 3,69 Euro (sechs Stück). Auch hier wird jedes Ei mit einem Aufschlag von sechs Cent verkauft, damit sich die Aufzucht der Hähne trägt. Die dauert hier bis zu 22 Wochen. Erst danach werden die Hähne geschlachtet.