Music and Memory – Was Musik in unserem Kopf macht

Eine ältere Dame hört Musik.
"Music and Memory": Spielt man alten Menschen Musik aus ihrer Jugend vor, gibt es erstaunliche Effekte. | Bild: WDR / Bilderfest

Menschen mit Demenz vergessen vieles – aber die Musik ihrer Jugend nicht. Woher kommt das? Warum Musik verschüttet geglaubte Erinnerungen wieder freilegen kann.

Kurz und knapp:

Sie erinnern sich kaum, reagieren wenig. Spielt man Demenzkranken aber Musik vor, hat das einen erstaunlichen Effekt. Und tatsächlich – Hirnscans bestätigen, was man schon lange vermutet: Das Musikgedächtnis wird weniger stark durch die Krankheit angegriffen als andere Hirnregionen.

Das passiert, wenn man dementen Menschen Kopfhörer aufsetzt – mit der Musik ihrer Jugend:

Musik löst nicht nur bei uns intensive Emotionen aus – auf Menschen mit Demenz hat sie einen sichtbaren Effekt. Dabei ist es besonders die Musik aus ihrer Jugend, bei der Musiktherapeuten die stärkste Veränderung sehen: Die Menschen seien ausgeglichener und weniger aggressiv. Wissenschaftlich belegen konnte das eine Studie des Teams um den Psychologen und Musikwissenschaftler Arthur Schall von der Goethe Universität Frankfurt. Er konnte zeigen, dass sich Demenzkranke mit Musik nicht nur besser fühlen, sondern auch besser kommunizieren – wenn auch nicht verbal.

Das gilt vor allem fürs eigene Musizieren: Das Singen im Chor und auch das Spielen eines Instruments fördert dabei nicht nur den Geist, sondern auch die Motorik und Bewegung. Selbst Demente können noch ein neues Instrument erlernen – wenngleich es deutlich schlechter vorangeht als bei ähnlich alten Vergleichsgruppen.

Erinnerungen verblassen, das Musikgedächtnis bleibt

Doch schon das Hören von Musik kann verschüttet geglaubte Erinnerungen wieder freilegen. Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig konnten mit Hirnscans belegen, warum das so ist: Das Langzeit-Musikgedächtnis ist bei Menschen mit Alzheimer-Demenz oftmals noch lange intakt. Diese Region wird viel weniger durch die typischen Nervenzellverluste geschädigt als andere. Ein Grund: Das Musikgedächtnis liegt nicht im Bereich des Hippocampus, wo normale Erinnerungen gespeichert werden. Stattdessen sitzt es in der Großhirnrinde – eine Region, die auch bei komplexen Bewegungen eine Rolle spielt.

Was man noch nicht weiß: Inwieweit gezieltes Training dieser Hirnregion andere Defizite des Gehirns kompensieren könnte. Auch weiß man noch nicht, wie lange die Musik-Effekte anhalten. Klar ist aber: Musik kann Menschen mit Demenz helfen, wieder mehr am Leben teilzunehmen – und sich gut zu fühlen. Bei Menschen, die vor allem für den Augenblick leben, ist das vielleicht auch das Entscheidende.

Autorin: Theresa Moebus

4 Bewertungen
Kommentare
Bewerten

Kommentare

Kommentar hinzufügen

Bitte beachten: Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern werden innerhalb von 24 Stunden durch die Redaktion freigeschaltet. Es dürfen keine externen Links, Adressen oder Telefonnummern veröffentlicht werden. Bitte vermeiden Sie aus Datenschutzgründen, Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Fragen zu den Inhalten der Sendung, zur Mediathek oder Wiederholungsterminen richten Sie bitte direkt an die Zuschauerredaktion unter info@ard.de. Vielen Dank!

*
*

* Pflichtfeld (bitte geben Sie aus Datenschutzgründen hier nicht Ihre Mailadresse oder Ähnliches ein)

Kommentar abschicken

Ihr Kommentar konnte aus technischen Gründen leider nicht entgegengenommen werden

Kommentar erfolgreich abgegeben. Dieser wird so bald wie möglich geprüft und danach veröffentlicht. Es gelten die Nutzungsbedingungen von DasErste.de.