Selbstregulation – ein Zukunftsorakel?

Das Naschexperiment
Das Naschexperiment | Bild: WDR

Ein Kind. Ein Teller mit Süßigkeiten. Und das Versprechen: Wenn du nicht naschst, bis ich wiederkomme, bekommst du doppelt so viel. Das Spannende: Was die Kinder jetzt tun, soll eine Art Zukunftsorakel sein. Kinder, die sich zurückhalten können, sind später tendenziell erfolgreicher, ernähren sich gesünder, haben stabilere Beziehungen – statistisch gesehen. Die Ungeduldigen dagegen, die schnell naschen, haben es eher schwerer.

Diese Erkenntnis fußt auf dem berühmten Marshmallow-Experiment des amerikanischen Psychologie-Professors Walter Mischel: Erst testete er mit einem Teller voller Marshmallows die Selbstregulations-Fähigkeit von Kindern – und beobachtete dann deren Lebensweg über Jahrzehnte hinweg. Das Resümee: Sich selbst regulieren zu können, ist eine unserer wichtigsten Fähigkeiten – eine Art Super-Skill.

Denn wer es schafft, sich zu beherrschen und Bedürfnissen nicht sofort nachzugeben, kann dies später eben nicht nur beim Essen, sondern auch beim Lernen in der Schule, beim Regeln seiner Finanzen, in Beziehungen – eher das Ziel im Blick, nicht den kurzfristigen Genuss. Wichtig ist: Wir müssen es schon in der Kindheit lernen.

Maximal kontrolliert? Nein.

Heißt aber nicht: Maximale Selbstkontrolle ist gut, ganz im Gegenteil. Statt mich übermäßig zu maßregeln, erlaubt es mir die Selbstregulation, reflektiert zu handeln – und nicht bloß von akuten Bedürfnissen gesteuert zu sein.

Aber keine Panik: Kinder, die schnell naschen, haben deswegen nicht zwangsläufig ein schlechteres Leben vor sich. Hier sei noch einmal betont: Es ist ein rein statistischer Zusammenhang, etwa wie beim Rauchen. Statistisch gesehen sterben Raucher früher – und trotzdem werden manche älter als 90.

Was Eltern tun können: So stärken Sie die Selbstregulation Ihrer Kinder

1. Warten, bis alle am Tisch sitzen – erst dann wird gegessen.
Selbst wenn der Appetit groß ist. Auch bei Ihnen.

2. Wenn das Kind nachts aufwacht: kurz warten.
Erst abwarten, ob es sich selbst beruhigen kann, bevor Sie es holen.

3. Versprechen unbedingt halten.
Sonst verlieren Kinder das Vertrauen.

4. Loslassen.
Regeln Sie nicht alles für Ihr Kind – sonst hat es gar nicht die Chance, sich selbst zu regulieren.

4. Vor allem: ein Vorbild sein.
Wieso sollte Ihr Kind mit der Befriedigung seiner Bedürfnisse warten, wenn Sie es nicht auch tun?

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