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Der Kindermörder Jürgen Bartsch

Gefängniszelle
Jürgen Bartsch begang seinen ersten Mord im Alter von 15 Jahren. | Bild: photos.com

"Bestie von Langenberg", "Teufel in Menschengestalt" - so titelt die Presse am Morgen des 22. Juni 1966, nachdem die Polizei tags zuvor den 19-jährigen Metzgergesellen Jürgen Bartsch in der Wohnung seiner Adoptiveltern festgenommen hat.

Jürgen Bartsch – dieser Name bereitet von da an den gleichen Schrecken wie die Namen der Triebtäter Haarmann und Kürten in den 20er und 30er Jahren. Kein Serienmörder hat sich so offen zu seinen Taten geäußert, kein Sexualstraftäter wurde von so vielen Gutachtern untersucht wie Jürgen Bartsch – dennoch blieb er ein Rätsel. Vier Jungen im Alter zwischen acht und zwölf Jahren hat Bartsch umgebracht.

Seinen ersten Mord beging er 1962, gerade 15 Jahre alt. Er sprach seine Opfer auf Kirmesplätzen an und lockte sie in einen alten Luftschutzstollen unweit seines Elternhauses in Langenberg bei Wuppertal. Im Stollen missbrauchte und quälte er die Kinder, ehe er sie tötete. Am 18. Juni 1966 hatte Bartsch ein fünftes Opfer gefunden, das sich aber befreien konnte. Drei Tage später war der "Kirmesmörder" Bartsch gefasst. Mehr als jedes andere Verbrechen beschäftigt der Fall Bartsch in den 60er Jahren Juristen, Ärzte, Psychologen und die Öffentlichkeit. Im Dezember 1967 wird Bartsch nicht zuletzt aufgrund umstrittener Gutachten zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. In einem zweiten Prozess, der von März 1971 an vor der Jugendkammer des Düsseldorfer Landgerichts verhandelt wird, werden weitere Gutachten vorgelegt. Er endet mit einem wesentlich geringeren Strafmaß. Bartsch wird zu zehn Jahren Jugendstrafe verurteilt und später in der psychiatrischen Heil- und Pflegeanstalt Eickelborn untergebracht.

Schuldgefühle und Mordphantasien quälen Bartsch täglich. Um ihn von diesem quälenden Leidensdruck zu befreien, schlagen Ärzte verschiedene Psychotherapien vor, auch eine Gehirnoperation wird erwogen. Schließlich stimmt Bartsch 1976 zu, sich kastrieren zu lassen. Bei der Operation im Landeskrankenhaus Eickelborn bricht sein Kreislauf zusammen, Bartsch ist tot. Die Obduktion, die noch am selben Tag in der Leichenhalle des Westfriedhofs in Paderborn durchgeführt wird, ergibt, dass eine falsche Dosierung des Narkosemittels "Halothan" den Tod verursacht hat - ein Kunstfehler, wie die Chirurgen einräumen.

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