Dr. Gerd Britsch
Tierarzt für Vögel und Reptilien in Karlsruhe, Baden-Württemberg

Vögel und Reptilien haben ihn schon als Jungen fasziniert. Inzwischen betreibt Dr. Gerd Britsch als Tierarzt in Karlsruhe eine wahre Exoten-Praxis. Knapp die Hälfte seiner Patienten sind Reptilien wie Landschildkröten, Riesenschlangen, Chamäleons, Geckos oder Leguane. Sittiche und Papageien in allen Farben und Größen besuchen die Praxis. Ab und an behandelt Britsch, der nach seiner Ausbildung zum veterinärmedizinisch-technischen Assistenten in München studierte, auch Greifvögel, Pinguine, Schwäne oder Emus aus den umliegenden Zoos. Privat hält der Tierarzt jede Menge Echsen, Schildkröten, Papageien, Hunde und Pfeilgiftfrösche.
Täglich werden Patienten in seiner Praxis in Narkose versetzt, damit sie beim Eingriff keine Schmerzen haben. Abhören, in den Schnabel schauen, Ultraschall und Endoskopie sind Standarduntersuchungen. Zum Arbeitsalltag gehören die Stationsvisite mit dem gesamten Team, die Terminsprechstunde, das Krallenschneiden oder die Operation. Für Notfälle bietet die Praxis eine 24-Stunden-Rufbereitschaft an 365 Tagen im Jahr. Im „Schildkrötenhotel“ können die gepanzerten Kriechtiere bei vier bis sechs Grad überwintern. Einmal pro Woche kümmert sich Gerd Britsch in der Tierklinik Ludwigsburg um Exoten aus dem Stuttgarter Zoo. Neben Hausbesuchen in den südlichen Bundesländern hält er regelmäßig auch Sprechstunden ab in einem Fachgeschäft für Papageienhaltung in Iserlohn.

"Den Patienten so wenig wie möglich stressen"
Dr. Gerd Britsch: "Exoten sind in der Regel nicht so zahm und gleichzeitig wehrhaft. Der Tierarzt muss darauf achten, den Patienten so wenig wie möglich zu stressen. Schnelligkeit und ein sicherer Griff sind da gefragt. Manche Exoten können mit Leichtigkeit Fingerknochen brechen. Ein Beispiel: Ein grüner Leguan ist zwar Vegetarier, kann mit einem Biss aber locker so viel Schaden wie ein Steakmesser anrichten. Seine kräftigen Krallen sind geeignet, um an Bäumen hochzuklettern, und hinterlassen tiefe, breite Wunden. Und dann hat er noch eine dritte Waffe, die er zur Verteidigung einsetzt: der gezielte Schwanzschlag. Bei einer Schwanzlänge von rund einem Meter zielt der grüne Leguan ins Gesicht seiner Gegner, um größtmögliche Wirkung zu erzielen."

Welche Erklärung haben Sie dafür, dass Reptilien in deutschen Haushalten immer beliebter werden?
"Gerade Kinder, aber auch viele Erwachsene haben Allergien auf Tierhaare oder Federstaub. Für Allergiker sind Reptilien sehr interessante Haustiere, weil sie eine gute Alternative bilden. Auch durch das Reisen werden Interessen geweckt, viele möchten sich einfach ein Stück Urlaubserinnerung bewahren. In der Regel bekommt man in Deutschland keine Wildfänge, sondern Nachzuchten. Da ist es aus ethischer Sicht durchaus in Ordnung, solche Reptilien zu halten. Und was man nicht unterschätzen darf: Reptilien sind leise Tiere, ihre Haltung ist recht unkompliziert. Man kann auch mal in den Urlaub fahren, weil sie nicht die Fürsorge und Aufmerksamkeit brauchen wie beispielsweise ein Hund oder eine Katze."