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Hirschhausen macht Schule – warum Bildung gesund macht

ARD-Themenwoche "Zukunft Bildung"

PlayBildung und Gesundheit hängen brutal eng zusammen. Wer von Beruf, Einkommen, Wohnsituation und Zugang zum Gesundheitswesen benachteiligt ist, lebt 5 bis 10 Jahre kürzer. Ist das gerecht und vor allem: Muss das so sein?
Hirschhausen macht Schule – Warum Bildung gesund macht  | Bild: WDR / Bilderfest GmbH

Eine Studie des Robert Koch-Instituts hat bewiesen: Bildung und Gesundheit hängen zusammen. Der Sozialstatus von Menschen beeinflusst ihre Gesundheit wie kaum ein anderer Faktor und führt dazu, dass Bildungsbenachteiligte bis zu zehn Jahre früher sterben als die Bildungselite. Dr. Eckart von Hirschhausen fragt sich: Warum ist dieser Zusammenhang kaum bekannt? Wie genau bestimmen Schulabschlüsse das ganze Leben? Und sind gute Lehrer wirksamer als Ärzte? "Kein Medikament ist so wirksam wie ein gesunder Lebensstil. Das ist leicht gesagt. Aber gesundes Essen, genug Schlaf, eine ruhige Wohnung, Urlaube, oder eine Sport-Ausrüstung – all das muss man sich erst einmal leisten können."

Dr. Eckart v. Hirschhausen dokumentiert eine Seite der Medizin, die in der Ausbildung kaum ein Thema ist: die ungleiche Verteilung von Bildungs- und damit Gesundheitschancen. Um diese Unwucht in der Gesellschaft besser zu begreifen, macht er ein großes Statistik-Experiment, reist quer durch Deutschland, wirft alte Konzepte über den Haufen und sucht nach neuen Lösungen: Er geht in eine Schule und zeigt wie wichtig eine Schulkrankenschwester fürs Zeugnis ist und übt mit 100 Schülern die Herzdruckmassage.
Dr. Eckart v. Hirschhausen dokumentiert eine Seite der Medizin, die in der Ausbildung kaum ein Thema ist: die ungleiche Verteilung von Bildungs- und damit Gesundheitschancen.  | Bild: WDR / Bilderfest GmbH

Eine Statistik wird lebendig: Experiment mit hundert Versuchspersonen

In einem großen Experiment mit hundert Versuchspersonen aus ganz Deutschland zeigt Eckart von Hirschhausen, was sich besonders auf die Gesundheit auswirkt. Gemeinsam mit dem Sozialwissenschaftler Dr. Thomas Lampert teilt er die Teilnehmer*innen des Experiments in drei Gruppen ein: oberer, mittlerer und unterer Sozialstatus. Sie beantworten u.a. folgende Fragen: Leben Sie in der Nähe von Parks und Wald? Wer macht regelmäßig Sport? Wer trinkt mehr als sechs Gläser Bier, Wein oder Schnaps pro Woche? Haben Sie Menschen, die sie in Krisen unterstützen? Lesen Sie Bücher?

Wer die Fragen für sich mit "Nein" beantwortet, bleibt stehen, "Ja" bedeutet einen Schritt nach vorne. Wer vorne steht, hat die besten Chancen auf ein längeres Leben, wer hinten steht, den erwartet – statistisch gesehen – ein kürzeres Leben. "Wir wollten einen sehr abstrakten statistischen Zusammenhang in dieser Dokumentation so anschaulich und klar zeigen, wie möglich. Ich bin dankbar, dass wir hundert Menschen aus völlig unterschiedlichen Lebenswelten dafür gewinnen konnten. Diese Menschen wären sich im wahren Leben kaum begegnet, weil die deutsche Gesellschaft immer weiter gefährlich auseinanderdriftet", so Eckart von Hirschhausen.  

Von Hirschhausens erster Zigarette und Senioren auf dem Schlamm-Parcours

Parallel zum Experiment reist Eckart von Hirschhausen quer durch Deutschland, wirft auf unkonventionelle Art alte Konzepte über den Haufen und sucht nach neuen Lösungen. In einer Schule in Frankfurt zeigt er, wie wichtig eine Schulkrankenschwester fürs Zeugnis ist und übt mit hundert Schülern die Herzdruckmassage – im Takt von Helene Fischers "Atemlos".

Dr. Eckart v. Hirschhausen dokumentiert eine Seite der Medizin, die in der Ausbildung kaum ein Thema ist: die ungleiche Verteilung von Bildungs- und damit Gesundheitschancen. Um diese Unwucht in der Gesellschaft besser zu begreifen, macht er ein großes Statistik-Experiment, reist quer durch Deutschland, wirft alte Konzepte über den Haufen und sucht nach neuen Lösungen: Er geht in eine Schule und zeigt wie wichtig eine Schulkrankenschwester fürs Zeugnis ist und übt mit 100 Schülern die Herzdruckmassage.
Für ein Statistik-Experiment reist Hirschhausen quer durch Deutschland. Dabei geht er unter anderem in eine Schule und übt mit 100 Schülern die Herzdruckmassage. | Bild: WDR / Bilderfest GmbH

"Nichtraucher zu werden ist ja wenig motivierend. Nichtraucher klingt wie Nichtschwimmer, also jemand der es nicht bis zum Raucher geschafft hat!" Eckart von Hirschhausen raucht seine erste Zigarette – selbstverständlich unter ärztlicher Aufsicht an der Kölner Uniklinik. Sein Fazit: "Das wird auch die letzte bleiben, mir war kotzübel! Wenn es einen ärztlichen Rat gibt, dann den: Nicht Rauchen! Rauchen ist die führende Ursache dafür, warum Menschen vorzeitig sterben."

Hirschhausens erste Zigarette

Sport im Alter gleich Aquajogging und gemütliche Spaziergänge? Von wegen: Eckart von Hirschhausen schickt zehn Senior*innen in ein Schlammparcours-Rennen. Eine Teilnehmerin jubelt: "Mein ganzes Leben durfte ich mich nicht dreckig machen – dabei macht das so einen Spaß!" Auch im Alter sind noch neue sportliche Leistungen möglich und das Gehirn dankt das mit Aufmerksamkeit, Nervenwachstum und Schutz vor Demenz.

Oma und Opa im Schlamm

Eckart von Hirschhausen: "Bildung beginnt schon vor der Geburt"

"Als Arzt habe ich in der Kinderneurologie- und Psychiatrie gearbeitet. Deshalb wollte ich auch zeigen, wie Bildungs- und Gesundheitschancen von über 10.000 Kindern pro Jahr schon im Mutterleib zerstört werden – durch Alkohol", sagt Eckart von Hirschhausen. Marco B., ein junger Mann aus Berlin, muss mit FASD leben. Das "Fetale Alkoholsyndrom" schränkt Marco in seiner geistigen und körperlichen Entwicklung stark ein und macht ihn selbst alkoholabhängig. Das Besondere: Der 44-Jährige will über seine Krankheit aufklären und hält an Schulen Vorträge, um den Jugendlichen die Gefahren von Alkohol vor Augen zu führen. Eckart von Hirschhausen: "Bildung beginnt schon vor der Geburt – und begleitet uns ein Leben lang. Und bevor die Schule losgeht sind entscheidende Weichen oft schon gestellt. Dieser gesellschaftlichen Herausforderung müssen wir uns stellen."

Welche Folgen Alkohol in der Schwangerschaft hat

"Hirschhausen macht Schule" ist eine Produktion der Bilderfest GmbH im Auftrag des WDR (Redaktion: Daniele Jörg) für Das Erste. Die Dokumentation läuft innerhalb der ARD-Themenwoche "Zukunft Bildung". Auch "hart aber fair" wird am 11. November auf die Dokumentation eingehen. Neben Eckart von Hirschhausen und anderen ist Taxifahrerin und Experiment-Teilnehmerin Tanja Stolze zu Gast.

Ein Film von Stefan Otter und Krischan Dietmaier

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