SENDETERMIN Sa., 01.06.19 | 19:25 Uhr | Das Erste

Moneten statt Moral

Wie der FIFA-Boss den Fußball verkauft

FIFA-Präsident Gianni Infantino
FIFA-Präsident Gianni Infantino | Bild: dpa

Kein FIFA-Boss vor ihm hat den Fußball so umgekrempelt. Gianni Infantino hat in drei Jahren die WM erweitert, den Videobeweis eingeführt, die Klub-WM aufgepumpt, fast die halbe Belegschaft der FIFA ausgetauscht. Atemlos hetzt Infantino von einem Projekt zum nächsten – immer auf der Suche nach noch größeren Turnieren, noch besserer Vermarktung, nach noch mehr Geld. Gestärkt von einem finanziellen Rekordgewinn steuert der Schweizer ohne Gegenkandidaten auf seine Wiederwahl in vier Tagen zu. Dann will er auch sein ehrgeizigstes Projekt durchboxen: die Mega-WM 2022 in Katar und der Region – dabei geht es schon lange nicht mehr um Fußball, sondern um große Politik.

One-Man-Show

Das ist ganz nach dem Geschmack des Deutsch-Schweizers aus dem Wallis. Als Notkandidat gestartet, hat Infantino die FIFA zu seiner One-Man-Show umgemodelt. Er dealt mit Staatschefs, internationalen Konglomeraten um Macht und Milliarden. Unabhängige Aufsicht hat hier längst keinen Platz mehr. Die Reformen, die 2015 die krisengeschüttelte FIFA ethisch fit für die Zukunft machen sollten? Vergessen und passé. Moneten statt Moral – das ist Infantinos Erfolgsformel.

Weil drei Jahre nach dem großen FIFA-Skandal keiner mehr so genau hinschaut, tun sich im FIFA-Reich schon wieder beängstigende Abgründe auf. Korruption, Vetternwirtschaft, Amtsmissbrauch, Einschüchterung, Gewalt sind wieder Teil der so oft beschworenen "neuen FIFA".

Ein Film von Philipp Sohmer