Chronologie: Die Meilensteine der MOSAiC-Expedition

MOSAiC Meilensteine / Timeline
20. September 2019 | Aufbruch
Nach einem Jahrzehnt der Vorbereitungen ist es soweit: um 20:30 Uhr verlässt der deutsche Eisbrecher Polarstern den Hafen im norwegischen Tromsø. An Bord befindet sich das erste Expeditionsteam. Begleitet vom russischen Eisbrecher Akademik Fedorov nehmen sie Kurs auf die zentrale Arktis.
4. Oktober 2019 | Beginn der Eisdrift
Nach nur wenigen Tagen finden Wissenschaftler der MOSAiC-Expedition bei 85 Grad Nord und 134 Grad Ost eine Eisscholle, auf der sie das Forschungscamp für die einjährige Drift durch das Nordpolarmeer aufbauen. Damit ist einer der wichtigsten Meilensteine der Expedition bereits vor dem geplanten Termin und vor Einbruch der Polarnacht erreicht. Die Suche mit Hilfe von Satelliten, zwei Eisbrechern, Helikopterflügen und Erkundungsmissionen auf dem Eis war dennoch eine enorme Herausforderung – auch, da es nach dem warmen Sommer kaum ausreichend dicke Schollen in der Ausgangsregion der Expedition gibt.
13. - 18. Dezember 2019 | Schichtwechsel in der Polarnacht
Mit dem ersten Austausch von Team und Schiffscrew geht die Expedition in die nächste Phase, um dringend benötigte Forschung am arktischen Klimasystem durchzuführen. Das Team des ersten Fahrtabschnitts, geprägt durch dünnes Meereis, zieht erste Bilanz: Trotz extremer Herausforderungen fließen die wissenschaftlichen Daten zuverlässig. Das neue Team sieht nun der dunkelsten und kältesten Forschungsperiode entgegen: dem bislang unerforschten arktischen Winter.

24. Februar - 7. März 2020 | Zwei Rekorde am Nordpol
Schon kurz nach Rückkehr vom letzten Teamwechsel sticht der Versorgungseisbrecher Kapitan Dranitsyn erneut in See und bringt das Team des dritten Fahrtabschnitts in die Zentralarktis. Es ist ein Austausch mit historischen Dimensionen: Noch nie ist ein Schiff so früh im Jahr mit eigenem Antrieb so weit in den Norden vorgestoßen. Die Kapitan Dranitsyn erreicht am 26. Februar mit 88°28,4‘ Nord ihre nördlichste Position, bevor sie zwei Tage später an der driftenden Polarstern ankommt. Zwischenzeitlich bricht jedoch auch der deutsche Forschungseisbrecher einen Rekord: Am 24. Februar 2020 erreicht er während der Drift eine Position von 88°36´Nord, nur noch 156 Kilometer vom Nordpol entfernt. Nie zuvor war ein Schiff im Winter so weit im Norden.
Mai 2020 | Ungeahnte Herausforderungen
Im Frühjahr 2020 nimmt die Corona-Pandemie die Welt in den Griff. Grenzschließungen verhindern zunächst, dass wissenschaftliche Messflüge von Spitzbergen zur Polarstern starten können, und schließlich auch die Austauschflüge, die das neue Team zur Polarstern bringen sollten. Mit großem Einsatz arbeitet das MOSAiC-Team an Land an einem Alternativplan: Schließlich führen die deutschen Forschungsschiffe Maria S. Merian und Sonne, ausgehend von Bremerhaven, den nächsten Austausch durch. Zuvor gehen die Teilnehmenden des nächsten Fahrtabschnitts in eine kontrollierte Quarantäne und werden mehrfach auf Corona getestet. Da Maria S. Merian und Sonne keine Eisbrecher sind, muss die Polarstern die Scholle vorübergehend für einen Crew-Austausch bei Spitzbergen verlassen.
8. Juni 2020 | Zurück zur Scholle
Der Austausch und damit ein einzigartiges Treffen der deutschen Forschungsschiffe ist abgeschlossen. Polarstern macht sich wieder auf den Weg nach Norden. Am 17. Juni kommt Polarstern mit dem vierten Team bei 82,2 °Nord und 8,4 °Ost zurück zur alten MOSAiC-Scholle und nimmt die Forschungsarbeiten wieder auf.

30./31. Juli 2020 | Time to Say Goodbye
Nach genau 300 Tagen Drift hat die MOSAiC-Scholle ihr Lebensende erreicht. Nahe der Eiskante bricht sie in der Nacht auf den 31. Juli 2020 auseinander. Bereits zwei Tage zuvor hat das MOSAiC-Team mit dem Abbau des Forschungscamps begonnen. Doch die Expedition ist damit noch nicht beendet.
10.-13. August 2020 | Letzte Ablöse an der Eiskante
In Bremerhaven brechen die Teilnehmenden des fünften und letzten Fahrtabschnitts auf. Diesmal ist es das russische Forschungsschiff Akademik Tryoshnikov, das kurzfristig unter den weiterhin erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie einspringt und den letzten Austausch übernimmt. Nach nur fünf Tagen Fahrt trifft das Schiff an der Eiskante auf die Polarstern, die nach flinker, geübter Übergabe noch einmal weit gen Norden aufbricht, um die Gefrierphase des Eises im Spätsommer zu untersuchen.
19. August 2020 | MOSAiC am Nordpol
Auf dem Weg nach Norden erreicht die Polarstern um 12:45 Uhr den Nordpol – nach nur sechs Tagen Fahrt durch das sommerliche Meereis von der nördlichen Framstraße bis zum Pol. Die Eissituation am Pol im Sommer 2020 veranschaulicht die dramatischen Veränderungen der Arktis. Vor Ort stellt sich heraus, dass das Meereis großflächig geschmolzen ist. Die Situation ist für diese Region historisch. Normalerweise hält man sich aus der Region nördlich von Grönland besser fern, da hier das dickere und ältere Eis liegt und kaum ein Durchkommen ist.
22. August 2020 | Die MOSAiC-Scholle 2.0
Nach kurzer Suche findet die Expedition ein neues Zuhause: Die MOSAiC-Scholle 2.0 wird bei ungefähr 87 °43‘ Nord und 104 °30‘ Ost entdeckt, nur 11 Seemeilen von der Route entfernt, die die Original-Scholle im Januar 2020 genommen hat.
30. August 2020: Start der MOSAiC-Flugkampagne
Die beiden deutschen Polarforschungsflugzeuge Polar 5 und Polar 6 starten von Spitzbergen aus zu ihren ersten Arktis-Messkampagnen des Jahres. Die wissenschaftlichen Messflüge bis weit in die zentrale Arktis hinein dienen der Erforschung von Atmosphäre und Meereis und ergänzen das umfangreiche Forschungsprogramm der MOSAiC-Expedition. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen die Wolkenbildung über dem Arktischen Ozean sowie die Frage, ob das im Rahmen der MOSAiC-Expedition untersuchte Meereis eher dicker oder dünner war als in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten und wie sich die überdurchschnittlich hohen Sommertemperaturen auf die arktische Eisdecke ausgewirkt haben.
12. Oktober 2020: Heimkehr
Nach über einem Jahr kehrt Polarstern von der MOSAiC-Expedition in ihren Heimathafen nach Bremerhaven zurück. Das Expeditionsteam bringt Proben und Daten mit, von denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt noch viele Jahre profitieren werden.
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