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Denis Scheck empfiehlt: "Victory City" von Salman Rushdie

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Denis Scheck empfiehlt: "Victory City" von Salman Rushdie | Video verfügbar bis 16.04.2026 | Bild: WDR

Eine zum Nägelkauen spannende, an exotischer Buntheit unüberbietbare Geschichte. Eine Parabel über Macht und Machtmissbrauch und eine Erzählung von Liebe und Tod. Denis Scheck empfiehlt den neuen Roman von Salman Rushdie.

»Als allererstes heute möchte ich Ihnen eine in Bann schlagende Parabel über Macht und Machtmissbrauch vorstellen. Eine zum Nägelkauen spannende, an exotischer Buntheit unüberbietbare Geschichte von Liebe und Tod und vom  Aufstieg und Niedergang eines Königreichs in Südindien. "Victory City" heißt dieser Roman über religiösen Fanatismus, mörderische Mysogynie und über Leichen gehenden Ehrgeiz. Sein Autor: Salman Rushdie. 

Alles beginnt mit einem Massenselbstmord. Nach einer verlorenen Schlacht folgen die verwitweten Frauen eines indischen Kleinkönigreichs freiwillig ihren erschlagenen Männern in den Tod. Auch die neunjährige Pampa Kampana muss mitansehen, wie sich ihre Mutter auf dem Scheiterhaufen selbst verbrennt. Und in diesem Moment fasst Pampa Kampana einen heiligen Schwur: "Sie würde dem Tod ins Gesicht lachen und sich dem Leben zuwenden. Sie würde ihren Körper nicht opfern, bloß um toten Männern ins Jenseits zu folgen. Sie würde sich weigern, jung zu sterben, und stattdessen leben und in ihrem Trotz über die Maßen alt werden."

Am Ende währt Pampa Kampanas Leben sage und schreibe 247 Jahre – Jahre, in denen sie ein Königreich buchstäblich aus dem Boden stampft, in denen sie den Kampf um die Macht in diesem Reich mal gewinnt, mal verliert – und Jahre, in denen sie um die politische und sexuelle Selbstbestimmung der Frau ringt. Das Königreich, von dem Salman Rushdies schreibt, hat wirklich existiert, Pampa Kampana ist aber erst mit dem Roman "Victory City" ins Leben getreten. Das Manuskript dazu hat Rushdie vor dem Messerangriff auf ihn am 12. August letzten Jahres fertiggestellt. Bis heute leidet Salman Rushdie unter den Folgen. Und bis heute führen wir seinen Kampf um die Freiheit des Worts und der Literatur fort. Nur wenn wir wissen, für welche Werte wir kämpfen und unser Leben in die Waagschale werfen, werden wir diesen Kampf um die Freiheit des Wortes gegen die Extremisten der Religion, des Totalitarismus und der Cancel Culture gewinnen. "Worte sind die einzigen Sieger." Mit diesem Satz endet Rushdies grandioser Roman. Also vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue, und lesen Sie Salman Rushdies Roman "Victory City" in der deutschen Übersetzung von Bernhard Robben, erschienen im Penguin Verlag.«

Empfehlung von Denis Scheck: "Victory City" von Salman Rushdie (Penguin)

Stand: 16.04.2023 18:00 Uhr

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