So., 03.11.19 | 23:40 Uhr
Das Erste
Michael Köhlmeier: Die Märchen
Es ist ein wahres Mammutwerk geworden: 151 Märchen auf 800 Seiten, die uns zum lustvollen Gruseln einladen! Seitdem ihm die Großmutter Grimms Märchen nacherzählt hatte, ist Michael Köhlmeier besessen von diesen, der Traumwelt entsprungenen Geschichten mit ihren vielen tragisch-lustigen Helden. Jetzt hat er viele von ihnen neu erzählt oder ganz neu erfunden, Märchen als Spiegelbilder unserer Zeit, in der unglaubliche, bisweilen verrückte Dinge geschehen.
Die meisten Erzählungen kreisen um die Angst und die Abgründe des menschlichen Charakters, bedrohliche Szenerien und bestialische Taten. Das Böse im Menschen zeigt sich in seinen Eigenschaften: Neid, Eifersucht, Habgier und Erbarmungslosigkeit. Michael Köhlmeier interessiert sich für die spielerischen Möglichkeiten des Märchens, die selten logisch, bisweilen absurd und oft grausamen sind:" Es geht darum, die Angst zu bannen. Was an Märchen auffällt, ist ein archaisches, fast antizivilisatorisches Moment: Die Natur rebelliert und schlägt sich auf die Seite der Außenseiter." ("Falter" vom 9.10.2019)
So gebiert ein von der Mutter gequältes Geschwisterpaar Tiere, Pflanzen, Steine und Kinder, um sich eine ganz neue Welt zu erschaffen. Der Hexer Gorgonsolo wird von einem Stein durch ein Sieb gepresst, das von geflügelten Pferden gezogen durch die Lüfte fliegt, bis sein Blut auf die Erde regnet. Ein neidischer Arzt operiert einer Prinzessin einen Käfer aus dem Gehirn, um ihn dann durch die eigene Nase in seinen Kopf krabbeln zu lassen und so an die Geheimnisse des Königshauses zu gelangen.
Nicht immer gibt es ein Happy End in diesem aufwendig ausgestatteten Märchenbuch, das von Nikolaus Heidelbach mit phantastischen Zeichnungen liebevoll illustriert wurde.
Stand: 03.11.2019 23:20 Uhr
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