So., 21.05.23 | 23:35 Uhr
Das Erste
Nachruf auf Schauspiellegende Helmut Berger
Schönheit ist ein Geschenk. Eine oft grausame Gabe der Götter. Denn meist gilt sie auf Zeit. Kaum einer hat das so schmerzhaft erlitten wie Helmut Berger. Er galt als "schönster Mann der Welt". Frauen wie Männer lagen ihm zu Füßen. Für ihn hätte man dies Wort erfinden müssen: Makellosigkeit.
Jet-Set und Größenwahn
Sein Mentor und Förderer: Luchino Visconti. Berger wird dessen Muse und Lebensgefährte. Visconti gibt ihm die Rolle seines Lebens: "Ludwig II". Schönheit und Verfall. Exzess und Verzweiflung, alles ist hier bereits angelegt.

Als Visconti 1976 stirbt, fällt Berger in eine tiefe Krise. Natürlich läuft alles noch weiter: Jet-Set und Größenwahn. Er ist ja "der Berger". Wie es enden wird, hatte er früh selbst gespielt. Im Film "Das Bildnis des Dorian Gray" (1970), in dem Berger die Hauptrolle spielt: "Ist es nicht ein merkwürdiger Gedanke, Dorian? In 20 Jahren, in 30 oder 40, wenn Sie ein alter, hässlicher Mann geworden sind, ist er immer noch der strahlende Jüngling von heute." – "Das ist der Lauf der Dinge, nicht zu ändern!"
"Das Dolce Vita ist vorbei"
Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Wie eine Figur aus einem Thomas-Bernhard-Stück definiert der späte Berger die Wahrheit für sich um. "Das Rom ist eh aus", sagte er in einem Interview 2011. "Meine ganzen Freunde sind alle weg. Die sind alle ins Ausland und so weiter. Und das Dolce Vita ist auch vorbei. Also fahre ich nach Salzburg und geb’ meiner Mutter Gesellschaft."

In Erinnerung bleiben sollte die andere Hälfte des Lebens: der große androgyne Junge mit Schmäh und Tragik und unendlicher Schönheit. Er hat teuer zahlen müssen. Für alles. Für uns, die Zuschauer, war er in wenigen, großen Rollen: ein Geschenk.
Autor: Lars Friedrich
Stand: 21.05.2023 21:16 Uhr
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