SENDETERMIN So., 25.09.22 | 23:05 Uhr | Das Erste

Shootingstar aus Südafrika

Der Cellist Abel Selaocoe

Der Cellist Abel Selaocoe - Shootingstar aus Südafrika | Video verfügbar bis 25.09.2023 | Bild: Parlophone Records Ltd | Christina Ebenezer

Er entlockt dem Cello erstaunliche Klänge: der Musiker Abel Selaocoe. Wieviele Bögen er pro Konzert verheizt, ist nicht bekannt. Er öffnet uns die Ohren mit ganz neuem Cello-Sound. Das Multitalent aus Südafrika wuchs in einem Township in Johannesburg auf. Ein eigenes Instrument war damals nicht drin. Selaocoe teilte ein Cello mit anderen Schülern, bis seine Begabung erkannt wurde. Dort hat er gelernt: Wenn man nicht soviel hat, ist Improvisieren alles.

"Mein Bruder hat mich zur Schule mitgenommen und dort gab es ein Cello. Einmal in der Woche. Und das haben sich alle Schüler geteilt. Den Rest der Woche: kein Instrument," erzählt Selaocoe. "Also hat sich mein Bruder überlegt, wie ich Cello lernen konnte, ohne Cello. Er zeichnete vier Linien auf ein Papier für die Saiten: C, G, D, A. Das ist dein Cello! Ich hab's mir auf die Brust geheftet und mir die Töne vorgestellt, ganze, halbe Töne. Bis die Schule mein Potential entdeckte und sagte: du brauchst dein eigenes Cello."

Improvisieren ist alles

Abel Selaocoe auf der Bühne, er lacht und hält sein Cello in der Hand.
Selaocoe kombiniert afrikanische Musik, eigene Kompositionen und Werke alter Barock-Meister. | Bild: picture alliance / Captital Pictures | Martin Harris

Johann Sebastian Bach nennt er ehrfurchtsvoll "Papa Bach". "Ich mag die Vorstellung, Vorfahren aus verschiedenen Kulturen zu haben. Ich glaube, unsere Ahnen leben immer mit uns, nur wir in anderem Kontext. Aber wir können sie oft um Rat fragen: wie ist das oder jenes gebaut? Oder wie verhalte ich mich in bestimmten Konflikten? Wie heile ich diese Wunde? Wie kann ich zufrieden leben? Wenn ich beim Komponieren Rat brauche, höre ich auf 'Papa Bach'. Und auf meine afrikanischen Wurzeln. Für mich ist das alles eine Welt."

Jetzt erscheint sein Debütalbum "Where is home?" über das Thema Heimat. Abel Selaocoe kombiniert darin afrikanische Musik, eigene Kompositionen und Werke alter Barock-Meister. "Heimat ist nicht nur der Ort, an dem man lebt. Heimat ist all das, was einem Kraft gibt, der Sinn, wofür man lebt. Und sie ist auch eine Herausforderung. Sie kann ein Ritual sein oder ein Gebet. Nicht unbedingt etwas Religiöses, einfach menschlich."

Ode an Desmond Tutu und Nelson Mandela

Er improvisiert virtuos. Auch mit der Stimme. "Das hab' ich von Frauen in Afrika, die so ihre Jungs nach der Initiation begrüßten. Also an dem Punkt, an dem Jungs zu erwachsenen Männern werden." Abel Selaocoe bewegt sich mühelos zwischen den Genres und verbindet virtuoses Cellospiel mit Improvisation, Gesang und Bodypercussion. Mit seinem Vorbild, dem Cellisten Yo-Yo Ma, arrangierte er die Apartheidshymne "Afrika ist zurück" neu. Eine Ode an Desmond Tutu und Nelson Mandela.

"Sie haben nicht nur für ihre Leute gekämpft, sondern für das Recht auf Gleichberechtigung, das für alle gelten sollte. Und wir Jungen sollen das weitertragen: unsere Rolle in der Gesellschaft behaupten und die Welt damit besser machen. Ich stehe also auf den Schultern von Giganten, um das fortzusetzen, was sie aufgebaut haben."

Abel Selaocoe – eine echte Entdeckung!

"Where is home?"
von Abel Selaocoe
Erscheinungstermin: 23.9.2022

(Beitrag: Ralf Dörwang)

Stand: 25.09.2022 18:32 Uhr

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So., 25.09.22 | 23:05 Uhr
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Produktion

Norddeutscher Rundfunk
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