So., 22.05.22 | 23:05 Uhr
Das Erste
The Queen – Schicksalsjahre einer Königin
Die britische Langzeit-Königin feiert ihr 70jähriges Thronjubiläum
Mit 26, in einem Alter, da junge Frauen heute studieren oder Praktika machen wurde sie Staatsoberhaupt Großbritanniens und des Commonwealth. Kein Monarch und keine Monarchin hat Großbritannien länger regiert als Elisabeth II.. Als ihr Vater, König George VI. überraschend stirbt muss sie 1952 Krone und Zepter übernehmen. Im Laufe ihrer Regentschaft muss die Queen das Königshaus durch teils dramatische Zeiten und Ereignisse lenken. Und dies immer im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne. Immer wieder werden die von ihr hochgehaltenen Werte wie Familie, Zusammenhalt und Tradition zerschlagen, ihre Institution ins Wanken gebracht: Sei es durch "Unruhestifterinnen" wie Lady Diana oder Meghan Markle, dem Brexit, ein bröckelndes Empire oder den Missbrauchs-Skandal ihres Sohns Prinz Andrew. Doch wer ist die Dame, die sich unter den markanten Hüten und den schrill bunten Kostümen verbirgt? Anlässlich ihres 70. Thronjubiläums erzählt die ARD in einer sechsteiligen Dokuserie das Leben der Queen und blickt dabei auf entscheidende Phasen, bewegende Momente und die größten Krisen ihrer Regentschaft zurück.
Wer ist diese Frau unter der Krone?

"Ich erkläre, dass ich mein ganzes Leben, sei es lang oder kurz, Ihnen und der großen Familie des Empires, der wir alle angehören, dienen werde", erklärt Queen Elisabeth II. Sie ist 25, sie ist verheiratet, sie hat zwei Kinder. Und sie tanzt gern – very british. Doch am 6. Februar 1952 endet das unbeschwerte Prinzessin-Dasein. Und ihre Jugend. Ihr Vater stirbt mit nur 56 Jahren. Als Elisabeth II. wird sie Königin und Staatsoberhaupt nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch von 14 weiteren Ländern. Nun, 70 Jahre später, feiert sie ihr Platin-Jubiläum. Anlaß für eine ARD-Dokumentation eine alte Frage neu zu stellen: Wer ist diese Frau unter der Krone?

"Ich finde, sie verkörpert in einem gewissen Maß das buddhistische Prinzip, sein Schicksal zu akzeptieren. Seit 70 Jahren macht sie diesen Job. Selbst wenn sie vielleicht privat mal etwas gejammert haben mag, hat sie ihre Bestimmung ohne zu Murren akzeptiert und nie dagegen angekämpft", erzählt Regisseurin Claire Walding.
Elisabeth II. wird zur Königin
Sie wird die Königin eines Landes, dass noch auf vielen Gebieten in viktorianischen Verhältnissen verharrt, in dem Homosexuelle verfolgt werden, Frauen nicht ohne männliche Zustimmung eine Hypothek aufnehmen dürfen und Geschiedene beim Pferderennen in Ascot in der königlichen Loge nicht zugelassen sind. Die Werte, die sie symbolisiert, sieht man ihr und ihrer Kleidung – ihrem Dress-Code an: Familie, Zusammenhalt, Tradition. "Queen Elizabeth II. ist Oberhaupt der Church of England. Die Monarchin soll das Familienleben der Nation verkörpern. Und niemand im Königshaus sollte unter ihren hohen Standards bleiben", so Historiker Ed Owens.
Ein neuer Stil bringt die Monarchie ins Wanken

Auch nicht sie: Lady Diana Spencer. Doch sie ist anders. Ganz anders. Sie wird nicht nur die unglückliche Frau von Prinz Charles, sondern zur Prinzessin der Herzen: warmherzig, einfühlsam, volksnah. Ein neuer Stil, der die Monarchie ordentlich ins Wanken bringt. "Die Leute sahen Princess Di nicht als Teil der Monarchie. Sie trennten sie von der Institution, der sie angehörte", so Journalistin Kovie Biakolo. Besonders gut ist sie darin, wenn es eine öffentliche Kontroverse gibt zu reagieren. Manchmal reagiert sie vielleicht spät, aber sie reagiert, erklärt Ex-Royal-Korrespondent Wesley Kerr. Als Lady Diana bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt und die ganze Welt trauert, schweigt die Queen. Erst Tage später zeigt sie ihr Beileid. Aber auch Mitgefühl? Posthum verändert Diana das Königshaus. Elisabeth II. versucht sogar ein bisschen zu sein wie sie: nah am Volk. "Kurz danach reiste sie nach Schottland, ging in eine Sozialwohnung, besuchte eine sturznormale Familie, setzte sich mit Handtäschchen und Hut hin und trank Tee und tat so, als sei das das Normalste von der Welt", erzählt Ex-ARD-Korrespondentin Hanni Hüsch.
Die Queen trotzt Krisen, Kriegen und Revolutionen

Schon der Privatlehrer ihrer Kindheit hatte ihr eingebläut, dass eine Monarchie nur durch ihre Anpassungsfähigkeit überleben kann. Weder Kriege noch Revolutionen schafften es, die britische Monarchie zum Einsturz zu bringen – auch nicht die Krisen der Familie selbst. Prinz Harry heiratet Meghan Markle eine liberale Frau und women of color. Sie begeistert Menschen, die sich bisher von den Ambitionen des Königshauses ausgeschlossen fühlten. Doch wie schon Harrys Mutter fühlt auch sie sich eingesperrt in einem "goldenen Käfig". Es kommt zum Megxit. Und Queen Elisabeth II.? Sie bleibt der unerschütterliche Fels in der Brandung.
Die Queen – ein Symbol von Kontinuität

"Die Queen und die Royal Family sind ein wichtiges Symbol von Kontinuität in diesem Land und ein Element der Stabilität. Ich glaube, in unserer sich rapide verändernden Welt, unserer sehr gespaltenen Politik, denken sie nur an den Brexit oder an Covid – sind wir kein besonders geeintes oder fröhliches Land. Aber die Queen ist wie eine Quelle des Trosts. All die Zeit, war sie immer da. Sie gibt den Menschen das Gefühl der Verlässlichkeit", so Regisseurin Claire Walding.
Keine Monarchin und kein Monarch regierte Großbritannien länger als sie. Nun, zum Platin-Jubiläum bekommen die Briten im Juni einen zusätzlichen freien Tag – Zeit zum Feiern.
Autorin: Lilli Klinger, Autor: Lutz Pehnert
Stand: 22.05.2022 20:52 Uhr
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