So., 03.07.22 | 23:05 Uhr
Das Erste
"So forsch, so furchtlos"
Fulminantes Debüt von Andrea Abreu
Mit ihrem ersten Roman hat Andrea Abreu in Spanien für Furore gesorgt. Jetzt erscheint die deutsche Übersetzung unter dem Titel "So forsch, so furchtlos" bei Kiepenheuer & Witsch. ttt hat Andrea Abreu auf Teneriffa getroffen.
Internationaler Überraschungserfolg
Sie ist der Shootingstar der spanischen Literatur: Andrea Abreu. 1995 im Nordwesten der Kanareninsel Teneriffa geboren, studierte sie Journalismus, jobbte als Kellnerin, veröffentlichte mehrere Gedichtbände und ein Fanzine über die Blutung der Frauen.
2020 gelang ihr mit dem sprachgewaltigen Debüt "So forsch, so furchtlos" ein Überraschungserfolg. Die spanische Presse feierte das Buch als Sensation. Und das englische Literaturmagazin Granta kürte Andrea Abreu zu einer der besten jungen spanischsprachigen Autor*innen.
Der Weg des Erwachsenwerdens
"So forsch, so furchtlos" erzählt die Geschichte zweier junger Mädchen kurz vor der Pubertät. Sie leben hoch oben im Norden von Teneriffa, auf der Schattenseite des Urlaubsparadieses. Es ist Sommer, und die beiden versuchen, ihre Langeweile zu bekämpfen, indem sie von schicken Autos träumen und vom Strandleben, wie es die Touristen genießen, deren Ferienhäuser ihre Mütter putzen.
Mit der Zeit wird aus der schwelenden Liebe der Ich-Erzählerin zu ihrer Freundin Isora ein schmerzhaftes sexuelles Erwachen. Sie versucht, Schritt zu halten mit der dominanten, knapp ein Jahr älteren Isora, die ihre Weiblichkeit zu entdecken beginnt. Die anfängliche Unterordnung wird zur Besessenheit, die Bewunderung zu erotischem Verlangen. "Von den kleinen Mädchen wird erwartet, dass sie besonders sauber und rein daherkommen", sagt Andrea Abreu. "Ich hatte aber oft Lust, die Dinge dreckig zu machen, und dass auch die Welt ein weniger sauberer Ort wird. Allein schon deshalb, weil das Sauberkeitsgebot für Mädchen eine große Einschränkung bedeutet."
Unbekanntes Teneriffa

In ihrem Roman zeigt uns Andrea Abreu ein unbekanntes Teneriffa fernab von den Touristenklischees. "Ich war in meiner Kindheit weit weg von den Touristenorten im Süden der Insel. Meine Kindheit war ein wenig einsam, aber das hat wohl meine Kreativität gefördert." Die Sprache, die sie verwendet, ist die Sprache ihrer Kindheit und Jugend, so wie sie sie von ihrer Großmutter gehört und gelernt hat: ursprünglich, unverfälscht von Regeln und Normen. Mit ihren detailversessenen Beschreibungen lässt sie uns eintauchen in die Geheimnisse eines Lebens, das vor Kraft, Energie und Wildheit zu vibrieren scheint. "Es interessiert mich immer weniger, eine Weltbürgerin zu sein. Ich bin lieber eine 'Zauberin des Norderns', eine 'Maga', wie die Leute in meiner Heimat sagen. Schreiben bedeutet für mich, in die Tiefe zu gehen, und das schaffe ich nur, wenn ich mich auf meine Umgebung konzentriere. Dank dieser Verwurzelung fühle ich mich lebendig und einzigartig."
Buchtipp
Andrea Abreu: So forsch, so furchtlos.
Kiepenheuer & Witsch 2022, Preis: 20 Euro
(Erscheinungstermin: 07. Juli 2022)
Autorin des TV-Beitrags: Hilka Sinning
Die komplette Sendung steht am 03. Juli ab 20 Uhr zum Abruf in der Mediathek bereit.
Stand: 03.07.2022 18:55 Uhr
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