So., 06.11.22 | 23:05 Uhr
WDR Fernsehen
Lichtkunst trotz Energiekrise
Die Ausstellung Hypersculptures in Unna
Es sind große raumfüllende Lichtskulpturen, die die Besucher dazu einladen, in die Kunst einzutauchen: "Hypersculptures" heißt die neue Ausstellung im Zentrum für Internationale Lichtkunst, die vom 4. November 2022 bis zum 30. April 2023 zu sehen ist. Während es draußen immer dunkler wird, erstrahlt Unna im Licht.
Jenseits des Normalen
"Hyper" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "über das normale Maß hinaus". In Unna ist damit nicht nur die Größe der Kunstwerke gemeint, sondern auch die "hyperneue" Medientechnologie, die die Künstlerinnen und Künstler für ihre Arbeiten benutzen.verwenden. Mit dabei sind Christine Sciulli, Giny Vos, Julius Stahl, die internationale Gruppe Squidsoup und Philip Vermeulen.

Präsentiert werden Werke, die jeweils einen ganzen Raum von 20 x 6 Meter in Anspruch nehmen. "Man kann in die Installationen hineingehen", sagt John Jaspers, der Direktor des Museums. "Das sind 'immersive Installationen'." Beim Betreten des Raumes verschwindet die Distanz zwischen Betrachter und Kunst – ein Erlebnis, das die Wahrnehmung verändert. "Lichtkunst ist sehr sinnlich, geht wortwörtlich bei uns nach innen und bestimmt so, wie wir uns fühlen."
"Light Phenomena"
Schon von Weitem sorgt Giny Vos mit ihrer Skulptur "Light Phenomena" für Aufmerksamkeit. Die Niederländerin hat für den Museumsvorplatz einen riesigen Glaswürfel aus 57.600 LED-Lampen entwickelt. "In der Arbeit geht es um das Wesen des Lichts, um das Phänomen Licht", sagt die Künstlerin. "Prozesse, die durch Licht beeinflusst werden, sind in diesem Würfel von der kosmischen bis zur mikroskopischen Ebene materialisiert." Auch nach dem Ende der Ausstellung wird "Light Phenomena" auf dem Gelände installiert bleiben.
"Ferment"

Die New Yorkerin Christine Sciulli arbeitet mit geometrischen Projektionen auf Stoff. In der Ausstellung ist ihre Installation "Ferment" zu sehen, eine textile Skulptur, die von Dunkelheit umgeben ist. "Ich denke darüber nach, wie Licht auf eine Oberfläche trifft, wie es durch eine Oberfläche hindurchgeht, wie es Energie erzeugt, wenn man es ansieht", erläutert Christine Sciulli. "Wenn du die Sonne anschaust, bekommst du diesen Energieschub, der sich mit deinem Gehirn verbindet, mit deinen Neuronen, die durch deinen Körper gehen."
Lichtkunst in Zeiten der Energieknappheit
Keine Frage: Lichtkunst verbraucht Strom. Ist das sinnvoll in Zeiten der Energieknappheit? Wenn, wie Bundeswirtschaftsminister Habeck betont hat, "jede Kilowattstunde" zählt? Die überraschende Antwort: Das Lichtkunstzentrum in Unna ist 50 Mal energieeffizienter als ein durchschnittliches Museum in Deutschland. John Jaspers erklärt das so: "Das hat damit zu tun, dass wir keine teuren Gemälde und Rembrandts zeigen. Wir brauchen keine konstante Temperatur oder konstante Luftfeuchtigkeit. Und diese Geräte sind wirklich teuer. Wir sind ungefähr neunmal preiswerter als ein durchschnittliches Verwaltungsgebäude, was das im Jahr pro Quadratmeter braucht. Wir sind echt günstig, aber auch wir brauchen Strom."

Die Kunstwerke sind mit sparsamen LEDs ausgerüstet und überall sind Bewegungsmelder installiert. Giny Vos' Installation ist dank Solarpanels sogar völlig autark. "Als ich anfing", sagt sie, "drehte sich alles um Bewegung und Licht. Aber in den letzten Jahren spielen der Klimawandel und die Energiesituation eine größere Rolle. Ich frage mich: Kann ich Kunstwerke machen, ohne Strom zu verbrauchen? Darüber denke ich im Moment nach."
Autorin des TV-Beitrags: Anke Rebbert
Die komplette Sendung steht am 6. November ab 20 Uhr zum Abruf in der Mediathek bereit.
Stand: 06.11.2022 16:52 Uhr
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