So., 29.01.23 | 23:05 Uhr
Das Erste
"Mystery of the Ordinary"
Der Fotograf William Eggleston im C/O Berlin
Er ist der Wegbereiter der Farbfotografie: der amerikanische Künstler William Eggleston. Fast im Alleingang hat er sie als Kunstform etabliert. Das C/O Berlin widmet ihm unter dem Titel "William Eggleston, Mystery of the Ordinary" eine umfangreiche Retrospektive, die bis zum 4. Mai zu sehen ist. ttt hat sich die Ausstellung angeschaut und vor Ort mit Egglestons Sohn und Tochter gesprochen.
Die unverwechselbare Kraft der Farbe
Die Welt, wie sie ist, nur ohne Farbe? In der Kunstfotografie galt das bis in die 1960er Jahre als Credo. Die Farbfotografie war der Werbewelt vorbehalten. In der Kunst hatte sie nichts zu suchen. William Eggleston war einer der ersten, der mit Farbfotos zu experimentieren begann und dabei ungeahnte Gestaltungsmöglichkeiten entdeckte.

1939 in Memphis, Tennessee, geboren, wuchs Eggleston auf einer Baumwollplantage seiner wohlhabenden Familie auf. Schon mit zehn begann er zu fotografieren. Mit 18 kaufte er seine erste Kamera. Ende der 50er Jahre lernte er die Arbeiten von Henri Cartier-Bresson, Robert Frank und Walker Evans kennen. Mit ihren Schwarz-Weiß-Fotografien hatten sie den dokumentarischen Stil geprägt und sollten auch ihn stark beeinflussen. Mitte der 60er Jahre aber schlug Eggleston eine andere Richtung ein. Er nutzte die unverwechselbare Kraft der Farbe, um der Abbildung des Alltäglichen etwas Rätselhaftes, Magisches, bisweilen auch Unheimliches hinzuzufügen.
Noch nie gezeigte Werke
Spektakulär war seine erste große Einzelausstellung 1976 im Museum of Modern Art in New York. Kritik und Publikum reagierten zunächst skeptisch. Dennoch wurde die Schau zum Schlüsselmoment für die Anerkennung der Farbfotografie als Kunst und machte ihn weltberühmt. Viele haben ihn seither imitiert. Doch kaum jemand benutzte den Farbfilm so radikal und wegweisend wie er.
Ab den frühen 1980er Jahren war Eggleston auch häufig in Berlin zu Gast. Seine Aufenthalte wurden oft vom Amerika Haus finanziert, damals Teil der amerikanischen Botschaft, dem heutigen Standort von C/O Berlin. Zu sehen sind in der Ausstellung "Mystery of the Ordinary" neben berühmten Serien wie "Los Alamos" bisher noch nie gezeigte Werke, darunter Bilder aus der Serie "The Outlands" und Aufnahmen, die zwischen 1981 und 1988 in Berlin entstanden sind.
Buchtipp
William Eggleston: Mystery of the Ordinary.
Steidl Verlag, C/O Berlin 2023, Preis: 40 Euro
Autor des TV-Beitrags: Max Burk
Die komplette Sendung steht am 29. Januar ab 20 Uhr zum Abruf in der Mediathek bereit.
Stand: 30.01.2023 13:11 Uhr
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