Sa., 10.08.19 | 16:00 Uhr
Das Erste
Diese Blüten aus dem heimischen Garten sind essbar
Blüten sind die Stars in jedem Blumenstrauß. Was viele nicht wissen: Sie sind nicht nur ein Augen-, sondern oft auch ein Gaumenschmaus. Bereits die Römer verfeinerten ihre Speisen mit Malven oder Rosen. Im 16. und 17. Jahrhundert erlebten Schlüsselblumen, Kissenprimeln und Co. in den Küchen der englischen Könige eine weitere Blütezeit.
Das Wissen von damals ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Martina Göldner-Kabitzsch will die Blütenküche in ihrem Kochstudio vor den Toren Berlins wiederbeleben. Die Expertin weiß, welche Blumen essbar sind – und welche nicht.Die Blüten für ihre Rezepte pflückt sie jeden Morgen frisch im eigenen Garten. Denn sobald die Sonne zu stark auf die zarten Blättchen scheint, verflüchtigen sich die ätherischen Öle und damit ihr Aroma.
Heilende Wirkung schon lange bekannt
Die Medizin nutzt Blüten und Pflanzen schon seit Jahrhunderten. So werden bis heute Naturarzneien aus Blüten gewonnen. Denn in ihnen stecken ätherische Öle, Flavonoide und andere Substanzen, die eine pharmakologische Wirkung haben. Klassiker aus unseren Breiten sind Kamille, Ringelblume oder Minze. Sie helfen zum Beispiel gegen Entzündungen, unterstützen die Wundheilung oder regen das Immunsystem an. Nachtkerzenblüten sollen innerlich angewandt bei Neurodermitis helfen. Aber Blüten können nicht nur positive Effekte auf unsere Gesundheit haben. Einige sind auch kleine Geschmacksbomben!
Nicht jede Blüte schmeckt, wie man es erwartet
Rosen und Lavendel schmecken so, wie sie riechen. Anders ist das bei der Kapuzinerkresse, die kaum riecht, dafür aber scharf nach Senf schmeckt. Oder Phlox, der so gut wie geruchlos ist, aber ein süßes Aroma hat. Begonien riechen nicht, schmecken dafür aber angenehm säuerlich. Tulpen schmecken nach Kohlrabi, Kleeblüten nach Erbse.
Der heimliche Favorit der Blütenexpertin Martina Göldner-Kabitzsch ist die Indianernessel. Wer ihre Blüten isst, erlebt eine würzige Geschmacksexplosion, die zum Beispiel auf einer Scheibe Baguette mit Frischkäse gut zur Geltung kommt.
Den Geschmack einfangen
Blüten sind kurzlebig. Nachtkerzen etwa blühen nur eine Nacht lang. Einmal von der Blume gezupft, verwelken Blüten meist innerhalb von Stunden. Wer ihr Aroma konservieren möchte, kann aus ihnen Sirup oder Essig machen. Besonders geeignet – weil geschmacks- und farbintensiv – sind Hibiskus, Veilchen, Rose und Lavendel.
Chrysanthemen-Essig:
500 ml Weißweinessig
Blütenblätter von 10 Speisechrysanthemen (Chrysanthemum coronarium) oder anderen essbaren Sorten
Die Blüten mit dem Essig zusammen ca. 2 Wochen ziehen lassen, filtern und abfüllen.
Rezepte aus dem Beitrag:
Baguette mit Blüte
Ein Baguette quer aufschneiden und mit Frischkäse bestreichen. Dann frisch gepflückte Blüten der Saison darauf streuen und zart andrücken. Bei Bedarf leicht salzen.
Kalte Joghurt-Gurken-Suppe mit Kapuzinerkresse
Zutaten für 4 Personen:
2 Gurken
8 Kapuzinerkresseblätter
8 Kapuzinerkresseblüten
2 Zweige Minze
250 ml Gemüsefond
1 Becher Naturjoghurt
½ TL zerstoßener bunter Pfeffer
4 TL Olivenöl
½ TL Salz
Die Gurken schälen und in Stücke schneiden. Minze und Kapuzinerkresse waschen und abtrocknen. Die Gurkenstücke, den Gemüsefond, den Joghurt, das Olivenöl, die Minzblättchen und die Hälfte der Kapuzinerkresse in der Küchenmaschine pürieren. Mit Pfeffer und Salz abschmecken und im Kühlschrank durchkühlen lassen. Zum Servieren die Suppe mit je einer Kapuzinerkressenblüte und einem -blatt dekorieren.
Steak mit Chrysanthemenvinaigrette
Zutaten für 4 Personen:
Zutaten für das Rote-Bete-Mus
350 g Rote Bete
250 g Kartoffeln, gekocht
75 ml Milch
50 g Butter
120 ml Rote-Bete-Saft
Meersalz, Pfeffer aus der Mühle
Zutaten für die Chrysanthemen-Vinaigrette
50 g Rote Bete, vorgegart
2 kleine rote Zwiebeln
6 EL natives Olivenöl extra
2 EL Chrysanthemen-Essig
Meersalz, Pfeffer aus der Mühle
Chrysanthemenblütenblätter (von Speisechrysanthemen oder anderen essbaren Sorten)
500 g Hüftsteak (Raumtemperatur)
Öl zum Braten
Meersalz, Pfeffer aus der Mühle
Rote Bete und Kartoffeln in grobe Stücke schneiden und in einem Topf zusammen mit der Milch, der Butter und dem Rote-Bete-Saft aufkochen. Mit einem Kartoffelstampfer grob stampfen, mit Salz und Pfeffer würzen und warmstellen.
Für die Vinaigrette die Rote Bete und die Zwiebeln fein würfeln. Das Öl mit dem Essig verrühren, würzen und die Rote-Bete- und Zwiebelwürfel untermischen, dann die gezupften Blüten einrühren.
Den Backofen auf 140 °C Umluft vorheizen.
Das Fleisch waschen, gut trocken tupfen und im heißen Öl von beiden Seite für ca. 1½-2 Minuten je nach Dicke scharf anbraten. Die Steaks aus der Pfanne nehmen, in Alufolie wickeln und im Ofen bis zum gewünschten Garpunkt weitergaren. Vor dem Anschneiden das Fleisch etwas ruhen lassen. Die Steaks erst nach dem Garen würzen.
Zum Servieren das Fleisch in Streifen schneiden und zusammen mit der Roten Bete auf Tellern anrichten. Zum Schluss die Vinaigrette dazugeben und mit Chrysanthemenblüten dekorieren.
(Quelle: Martina Göldner-Kabitzsch, "von Blythen")
Autor: Niels Walker (NDR)
Stand: 09.08.2019 09:38 Uhr