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Krankmacher Lärm

Lärm sind Geräusche, die als lästig empfunden werden. Auch wenn Lärm keine unmittelbare Gefahr darstellt, reagiert unser Organismus so, als wäre es eine. Unser Körper startet den Alarmmodus: Er macht sich bereit zu kämpfen oder zu flüchten. Die Nebennieren schütten Stresshormone aus. Dadurch erhöht sich der Puls und der Blutdruck. Fett- und Zuckerreserven werden ins Blut gepumpt, um die Muskeln mit Energie zu versorgen. Die Verdauung und das Immunsystem werden heruntergefahren, um dort Energie einzusparen.

Grafik zeigt Mann zwischen Flugzeugen auf der einen und Autos auf der anderen Seite.
Ständiger Verkehrslärm versetzt uns dauerhaft in Alarmzustand | Bild: SWR

Normalerweise fährt der Körper diesen Alarmmodus wieder runter, wenn die Gefahr gebannt ist. Doch dauerhafter Lärm verhindert das, hält den Körper im Stressmodus. Dadurch kommt es zu Bluthochdruck, zu erhöhten Blutzucker- und Cholesterinwerten. Vorboten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die im schlimmsten Fall zum Herzinfarkt führen. Besonders gefährlich ist nächtlicher Lärm. Selbst wenn Lärmgeplagte davon nicht aufwachen, ist der Körper im Stressmodus und kann sich im Schlaf nicht richtig erholen.

Lärm-Messung zeigt die Belastung

Gemessen wird Lärm in Dezibel, einer Einheit für Schalldruck. Je größer der Druck einer Schallwelle, desto lauter wirkt ein Geräusch. Entscheidend ist aber nicht nur der Schalldruck, sondern auch die Frequenz: Sie gibt an, wie schnell hintereinander Schallwellen ausgestoßen werden. Um die Messwerte unserem Hörempfinden anzupassen, gibt es die Skala dB(A). Entsprechend der Empfindlichkeit des Gehörs werden tiefe und sehr hohe Frequenzen bei der Messung schwächer gewichtet, die anderen stärker. Einen Unterschied von zehn dB(A) empfinden wir als Verdoppelung oder Halbierung der Lautstärke. Das Ticken einer Armbanduhr hat ungefähr 30 dB(A), ein normales Gespräch entspricht 65dB(A), und ein Rockkonzert kann schon mal 110 dB(A) laut sein. 

Ab wann macht Lärm krank?

Ein Motorrad auf einer Straße
Straßenverkehrslärm ist ein Gesundheitsrisiko. | Bild: SWR

Das größte Problem ist der Straßenverkehrslärm. Von allen Lärmquellen in Deutschland sind dadurch die meisten Menschen betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Leitlinien festgelegt, ab wann Straßenverkehrslärm als gesundheitsschädlich gilt und Grenzwerte ermittelt. Als Mittelwert für 24 Stunden sollten maximal 53 dB(A) erreicht werden. In der Nacht noch weniger: maximal 45 dB(A). In Deutschland werden diese Werte an vielen Stellen überschritten. Allein an Hauptstraßen sind weit mehr als acht Millionen Menschen Lärmpegeln ausgesetzt, die höher sind als die in den Leitlinien der WHO. Zehn Prozent der deutschen Bevölkerung sind demnach gesundheitsschädlichem Straßenverkehrslärm ausgesetzt.

Deutlich mehr Erkrankungen bei hoher Lärmbelästigung

Die Folgen sind schwer zu beziffern, denn Lärm als Ursache für eine Erkrankung ist im Einzelfall schwer zu beweisen. Bei diesen Erkrankungen spielen viele Faktoren eine Rolle. Aber es gibt Belege dafür, dass es in Gebieten mit hoher Lärmbelastung deutlich mehr Herz-Kreislauf- und psychische Erkrankungen gibt. Laut Umweltbundesamt lassen sich in Deutschland pro Jahr rund 50.000 Herzinfarkt-Tote auf Straßenverkehrslärm zurückführen.

Autor: Manuel Gerber (SWR)

Stand: 15.11.2019 16:44 Uhr

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Sa., 16.11.19 | 16:00 Uhr
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Norddeutscher Rundfunk
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