Fragen an Fritz Wepper
Wendelin Winter

Herr Wepper, 15 Folgen "Mord in bester Gesellschaft" in zehn Jahren. Mit welchem Gefühl sind Sie in den letzten Dreh gegangen?
Unseren letzten Dreh empfand ich als sehr emotional. Zum einen ist in diesem Fall schon per se eine besondere Stimmung gegeben, da es Winters "letzter Fall" ist. Zum anderen geht es mir natürlich auch persönlich nahe, da ich ja gemeinsam mit meiner Tochter gespielt habe. Dass dies nun zu Ende geht, bedauere ich sehr.
Sie und Ihre Tochter Sophie alias Alexandra sind ein eingeschworenes Vater-Tochter Gespann. Wie hat sich die Zusammenarbeit im Laufe der Jahre verändert?
Unsere Zusammenarbeit war sehr geprägt von Sophies Entwicklung. Bei einem jungen Menschen finden natürlich stärkere Veränderungen statt als in meinem Alter. Rein dramaturgisch gesehen hat sich Sophies Figur der Alexandra von einer anfangs eher zurückhaltenden Person zu einer selbstbewussten jungen Frau entwickelt. Parallel dazu konnte ich beobachten, wie Sophie sich Ziele gesetzt und selber daran gemessen hat und sich so das schauspielerische Handwerk von der Pike auf erarbeitet hat.
Als Psychiater ist Wendelin Winter regelmäßig mit den Abgründen der menschlichen Seele konfrontiert. Welchen der Fälle fanden Sie besonders spannend?
Das waren eindeutig die letzten Fälle. Innerhalb der ersten zehn Folgen war die Umsetzung des Berufsbildes "Psychiater" bei Wendelin Winter noch nicht so ausgeprägt. Es hat die Geschichte noch nicht so transportiert wie in späteren Folgen. Die für mich intensivste Wahrnehmung fand dann im Rahmen des Drehs für "Das Scheusal" statt. Dass Winter hier in die Mühlen der Psychiatrie geraten ist, war eine sehr extreme Erfahrung. Ich war zum Teil an Händen und Füßen gefesselt. Es hat mich regelrecht aggressiv gemacht, selbst wenn es nur gespielt war. Diese Drehtage werde ich nicht vergessen.
In seinem letzten Film kämpft Wendelin Winter um einen kleinen Jungen. Gleichzeitig ist dies für ihn auch ein sehr kräftezehrender Fall, in dem er an die körperlichen Grenzen gerät. Was war für Sie die größte Herausforderung beim Dreh?
Dieser Fall ist sehr ungewöhnlich und bis zuletzt spannend. Die Herausforderung für den Psychiater Winter war, die Blockade des Jungen aufzulösen und sein Vertrauen zu gewinnen. Soweit die Vorgabe des Drehbuchs. Auf der anderen Seite stand die Herausforderung, dies auch glaubwürdig umzusetzen. Es ist nicht nur das Verbale, was vereinfacht werden muss. Da kommt auch die ganze Körpersprache mit ins Spiel. Nico Marischka, der den Jungen Tommi spielt, und ich haben uns hier gegenseitig geholfen.
Wendelin gerät einmal mehr in Konflikt mit seiner Tochter Alexandra. Gleichzeitig lässt er nichts auf sie kommen und würde alles für sie tun. Welche Parallele gibt es von Ihren Filmfiguren zu Fritz und Sophie Wepper?
Privat haben wir einen viel stärken Konsens. Auch wenn wir nicht immer derselben Meinung sind, entstehen zwischen uns kaum Spannungen. Als Kollegen beim Dreh sind wir immer sehr professionell miteinander umgegangen. Das hat viel mit gegenseitigem Respekt zu tun. Die großen Konflikte überlassen wir lieber den Dramaturgen und Autoren. So stur und hitzköpfig, wie die Figur "Alexandra", ist meine Tochter nicht.
Wenn Sie auf die letzten Jahre zurückblicken: Welche Folge von "Mord in besten Gesellschaft" ist ihr persönlicher Favorit?
Im Grunde hat jede Folge in meiner Erinnerung seine Bedeutung. Es gab die unterschiedlichsten Fälle mit den unterschiedlichsten Auflösungen. Von der Emotion her hinterlässt aber eindeutig der letzte Fall die stärksten Spuren. Da schwingt neben dem Fall auch etwas Wehmut mit, dass eine Reihe, die man gerne gespielt hat – zumal mit der eigenen Tochter, aber auch mit den Kollegen – zu Ende geht. Das bewirkt eine gewisse Emotionalität, die in diesem Film auch zu spüren ist.
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