Interview mit Andreas Herzog

Regisseur

Schauspielerin Katrin Sass mit Regisseur Andreas Herzog.
Schauspielerin Katrin Sass mit Regisseur Andreas Herzog. | Bild: NDR/Oliver Feist / Degeto

Sie haben bereits die erste Folge des "Usedom-Krimis" gedreht. Wie haben sich die Figuren und die Geschichten seitdem weiterentwickelt?

Die Entwicklung findet hauptsächlich in den Beziehungen der Figuren zueinander statt. Unsere drei Heldinnen werden der ewigen Frage nach Schuld und Vergebung langsam überdrüssig. Karin verarbeitet den Umstand, dass sie vor bald zehn Jahren ihren Mann im Affekt erschossen hat, zunehmend mit einem gesundenSarkasmus. Julia setzt alles daran, ihre Ehe zu retten und den Draht zu ihrer Tochter nicht zu verlieren. Der Schrecken der Vergangenheit verliert an Kontur. Aber Sophie geht zunehmend ihre eigenen Wege. Während sich ihre Familie hauptsächlich mit dem Vergessen beschäftigt, ist sie auf der Suche nach Antworten.

Was ist für Sie typisch Usedom an "Nebelwand"?

Wie immer die oberflächlich schmerzbefreite Tiefenentspanntheit der Menschen auf Usedom. Aber auch die Schönheit und die Eigenheiten der Landschaft, welche auch diesmal wieder integraler Bestandteil der Geschichte sind. Was wir hier erzählen, könnte genau so an keinem anderen Ort der Welt passieren.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den zum Teil sehr jungen Schauspielern erlebt?

Sehr entspannt, weil alle jungen Schauspieler sehr schnell gemerkt haben, dass ich der Letzte bin, der ihnen vorschreiben würde, wie "jung sein" oder "jugendlich sein" funktioniert. Ich verlasse mich da sehr auf die Instinkte der Schauspieler und filtere nur heraus, was nicht zur Tonalität des Filmes passt. Das gleiche gilt für Sprache. Es gibt nichts Peinlicheres als Jugendsprache, die sich Erwachsene ausgedacht haben. Das Fundament meiner Arbeit ist Kollaboration, das Alter der Schauspieler spielt dabei eigentlich keine große Rolle. Funktioniert natürlich nur dann, wenn man das Glück hat, mit solchen Talentgranaten arbeiten zu dürfen. Diesem Glück kann allerdings auf die Sprünge geholfen werden, wenn man lange und intensiv genug nach der perfekten Besetzung sucht.

Feuer am Set und ein brennender Stuntman – was bedeutet das für Sie als Regisseur?

Vorbereitung, Vorbereitung, und noch mal besser vorbereiten. Am Drehtag die Nerven behalten. Auf alles, was schief geht – und es ist eine ganze Menge schief gegangen – spontan mit einem dramaturgisch, organisatorisch und finanziell vertretbaren Plan B reagieren. Dem Produzenten glaubhaft versichern, dass am Ende alles gut wird. Und es ist am Ende alles gut geworden.

Was schätzen Sie an den Büchern, die ja im Team entstehen (Kleint, Roesler-Kleint, Vershinin)?

Dialoge, frei von "Erklär-Bären". Also ohne Texte, in denen sich die Figuren etwas erzählen, was sie eigentlich schon wissen, es aber für den Zuschauer noch einmal schön aufsagen. Unser Autorentrio erschafft mit Leichtigkeit Situationen, die es mir ermöglichen, mit bildsprachlichen und anderen filmischen Mitteln Subtexte und Gefühle zu erzählen. Emotionale Spannung entsteht nur, wenn der Zuschauer nicht jede Emotion eins zu eins auf die Nase gebunden bekommt. Die Handlung muss nicht immer der inneren Haltung einer Person entsprechen. Das Gegenteil ist viel interessanter, erfordert aber vom Zuschauer die größere Transferleistung. Autoren zu haben, die auf Ankündigungsdramaturgie verzichten und lieber tot umfallen, als ihren Figuren jeden Gedanken "in den Mund" zu legen, sind leider sehr schwer zu finden.

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