Interview mit Till Firit

Sie spielen im Usedom-Krimi Rainer Witt, Karin Lossows Neffen, der in München als Kommissar tätig ist. Was verschlägt ihn zurück auf die Insel?
Im ersten der drei Filme, die jetzt zur Ausstrahlung kommen, erfahren wir von seiner Verbindung zu Usedom. Er ist dort geboren und aufgewachsen. Mittlerweile ist sein Lebensmittelpunkt in Bayern. Mit seiner Frau und den beiden Kindern kommt Rainer regelmäßig zurück in seine alte Heimat – zum Urlaub machen. Dieses Mal ist sein Sohn Ben gemeinsam mit Schulfreunden schon vorgefahren. Sie feiern ihren Schulabschluss im Ferienhaus von Rainers Mutter. Dadurch dass die Situation dort so eskaliert – es kommt zu einem Mord – reist Rainer verfrüht an. Im nächsten Film (Schmerzgrenze) ist bereits etabliert, dass Rainer nicht nur für diese Notsituation zurückgekommen ist. Er stand kurz vorm Burn-out in seiner Arbeit als Kommissar bei der SOKO für Pädophilie in München. Die Kollegin vom Heringsdorfer Kommissariat, Ellen Norgaard, ist im Mutterschutz, und so reicht er ein Versetzungsgesuch ein und wechselt nach Usedom.
Was für ein Mensch ist Rainer Witt?
Rainer liebt das Meer. Er hatte nie die Absicht, die Ostsee zu verlassen. Dass er es doch tat, lag an der Liebe. Noch während seiner Ausbildung an der FH für Recht und Verwaltung verknallte er sich im Urlaub in eine bayrische Studentin. Das Paar heiratete, Rainer betrieb seine Versetzung nach München, wo seine Frau tätig war. Das Paar hat einen Sohn (den wir in der Folge "Nachtschatten" kennenlernen) und eine Tochter. Seine Familiensituation wird in zukünftigen Episoden noch für einige Geschichten sorgen, Produzent und Redaktion haben mir versprochen, dass da Musik drin steckt – kein Wunder; mit der Tante … Rainer ist ein Familienmensch. Er kocht gerne. Bezüglich seiner guten Eigenschaften sagen seine Freunde über ihn, er sei sorgsam, gewissenhaft und kontrolliert. Manchmal zu kontrolliert, wirft ihm seine Frau vor. Aber er will die Kontrolle. Das macht ihn zu einem erfolgreichen Ermittler. Und es ist seine Strategie, mit dem beruflichen Druck klarzukommen. Er hatte jahrelang mit missbrauchten Kindern zu tun. Das hat ihn zermürbt. Nach sieben Jahren beim LKA München wird ihm eine ganze Reihe von Burn-out-Begleiterscheinungen attestiert: Gewichtszunahme, Kreislaufprobleme, Schlafstörungen, Alkoholismus. Als Rainer nach Usedom kommt, ist er im Grunde ein nervliches Wrack. Man legt ihm ein Sabbatical nah, oder doch zumindest eine Kur. Rainer lehnt dankend ab. Jetzt schnuppert er wieder Ostseeluft, Erinnerungen steigen hoch, an die Kindheit, die erste Liebe, die Eltern, sein Zuhause. Als er seinen Sohn geschnappt hat und wieder nach München gefahren ist, hatte sich bereits die Sehnsucht im Herzen wieder eingenistet: Zurück an einen Ort, der unbelastet ist. Er arrangiert die Versetzung von Bayern nach Usedom und hofft auf die kathartische Kraft des Meeres.
Ausgerechnet sein Chef, der Staatsanwalt, steht im Fokus der Ermittlungen in der Folge "Schmerzgrenze". Wie meistert Rainer Witt diese heikle Situation?
Die Ausgangslage ist tatsächlich kompliziert: Staatsanwalt Dr. Brunner ist der Vorgesetzte von Rainer Witt. Die sozialen Strukturen und die daraus entstehenden Befindlichkeiten auf der Heringsdorfer Polizeistation – neben den hierarchischen – sind Rainer auch noch nicht so vertraut. Er hütet sich zu parteiisch sein und versucht, unvoreingenommen an die Sache ran zu gehen. Was umso schwerer fällt, als die erste Begegnung mit Dr. Brunner nicht von großer Sympathie geprägt war. Im vorangegangenen Teil "Nachtschatten" wurde sein Sohn Ben von Brunner hart angegangen. Aus der Sicht des Vaters Rainer ein zu schmerzlicher Angriff, aus der Sicht des Kriminalisten Rainer nachvollziehbar. Die Verlockung ist groß, die erfahrene Kränkung an Dr. Brunner zurückzugeben. Aber Rainer ist ein rationaler Typ. Also gilt: Ruhe bewahren, mit kühlem Kopf ermitteln.
Wie haben Sie die Dreharbeiten auf Usedom erlebt, wie wurden Sie vom Team aufgenommen?
Vom Usedom Krimi wurden ja mittlerweile mehr als ein Dutzend Folgen gedreht. Ein Teil des Teams, sowohl vor als auch hinter der Kamera, kennt sich bereits. Der andere Teil, und dazu gehörte in dem Fall ich, geht neugierig in die Begegnung. Ich kann‘s nicht anders sagen: Ich wurde freundlich aufgenommen. Die Atmosphäre beim Dreh war offen und unkompliziert, mit der Zeit entwickelte sich eine vertrauensvolle Atmosphäre. Das muss nicht zwingend so sein. Und die Insel selbst: herrlich! Das war für mich ein entscheidender Grund, das unbedingt drehen zu wollen. Usedom! Das ist so weit weg von meiner Lebensrealität der vergangenen 15 Jahre. Da bin ich zwischen München und Wien gependelt, habe Theater gespielt. Das Meer ist für mich ein Sehnsuchtsort. Und dann nach einer siebenstündigen Anreise in Bansin am Strand zu stehen und zu sehen: das findet die ganze Zeit während meiner Wiener Realität statt, das ist ein tolles Gefühl!
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