Gespräch mit Regisseur Andreas Herzog

Gleich zu Beginn brennt Karins Lossows Haus ab. Sie verliert alles und muss einen Neustart im Leben meistern. Worauf kam es Ihnen beim Erzählen besonders an?
Egal welche Schläge ihr das Schicksal verpasst, Karin Lossow wirkt auf ihre Mitmenschen immer stark. Schwäche zu zeigen, liegt nicht in ihrer Natur. Deshalb war es mir besonders wichtig, Momente zu finden und zu zeigen, in denen unsere Heldin – zumindest dem Zuschauer – einen Blick in den Trümmerhaufen ihrer Seele gestattet. „Wenn du dir nicht selbst helfen kannst, hilf anderen“. Diesen Satz hat Karin schon im ersten Teil gesagt, und sicherlich hat ihr diese Haltung geholfen, die harten Schicksalsschläge zu ertragen. Aber reicht das, jetzt, wo sie buchstäblich nichts mehr hat als die Kleider an ihrem Körper?
Eine junge Frau pflegt ihren Mann, der im Wachkoma liegt. An ihrem „freien“ Tag wird sie überfahren, schwer verletzt, sie stirbt fast. In der Klinik lernt sie Karin Lossow kennen, die sich prompt in den Fall einschaltet. Was hat sie an dieser Geschichte interessiert?
Wie Karin führt Saskia ein sehr einsames Leben. Sie pflegt ihren Mann und verdrängt dabei ihre eigenen Bedürfnisse und Sehnsüchte. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihre Lebenssituation nicht mehr erträgt und scheinbar spontan ausbricht. Karin erspürt das Dilemma, in dem sich Saskia befindet. Sie identifiziert sich mit der jungen Frau, weil sie die Situation sehr gut von sich selbst kennt. Aber Karin weiß, dass es sinnlos ist, vor sich selbst zu fliehen.
Das Ensemble wird größer. Rainer Witts Kinder ziehen nach Usedom, die Lebensgefährtin kommt zumindest schnuppern. Karin Lossow bekommt eine „neue Familie“. Ein nicht unkomplizierter Fall ist zu lösen. Und auch noch ein Hund zu integrieren. Wie haben Sie die Fäden zusammengehalten?
Das Bild der Begegnung Karins mit dem streunenden Hund ist eine Allegorie, die sich auf alle Figuren übertragen lässt. Die Guten sowie die scheinbar Bösen in dieser Geschichte sind verlorene Seelen, die alle auf unterschiedliche Weise versuchen, Halt in ihrem Leben zu finden. Mit dieser dramaturgischen Klammer lassen sich die unterschiedlichen Handlungsstränge wunderbar vereinen. Die Spannungsbögen wechseln sich ab, aber das Thema verändert sich nicht.
Sie haben mit „Mörderhus“ den ersten Usedom-Krimi inszeniert und die Reihe aus der Taufe gehoben und nun mit „Ungebetene Gäste“ die 15. Folge der Reihe. Wie hat sich der Usedom-Krimi entwickelt?
Das „Mörderhus“ ist abgebrannt, aber erstaunlicherweise ist die Geschichte von Karin Lossow noch lange nicht auserzählt. Nicht weit entfernt vom Rentenalter, steht sie vor den verkohlten Resten ihrer Vergangenheit und muss die Kraft aufbringen, wieder einmal ganz von vorne anzufangen. Auch wenn die verschiedenen Autoren und Regisseure stilistisch unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt haben, so ist der Usedom-Krimi doch in erster Linie ein Familiendrama gewesen und geblieben. Der „Whodunnit“ war immer eher nebensächlich. Diese Konstante, zusammen mit der unerschütterlich lebensbejahenden Kraft von Karin Lossow, sind – meiner Meinung nach – der Grund, warum diese Reihe nach wie vor vom Publikum geliebt wird.
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