Produzent Florian Deyle

"So viel Vertrauen bekommt man selten"

Vor dem Sportunterricht diskutieren Jonas (Michelangelo Fortuzzi, li.), Lenny (Ludwig Simon, mitte) und Martin (Jakob Schmidt, re.), wie sie sich gegenüber ihrer Mitschülerin Isy verhalten sollen, die sie auf einer Party vergewaltigt haben, während sie bewusstlos war.
Szene aus dem Film. | Bild: rbb / Jana Lämmerer

»Als Mark Monheim 2008 mit der Idee zu 'Alles Isy' auf mich zukam, war ich als frisch gebackener Familienvater sowohl von dem Stoff als auch von Marks besonderer Herangehensweise sehr angetan. Nachdem wir mit Max Eipp einen Co-Autor gewinnen konnten, der zuvor mit dem Familiendrama 'Wut' für einiges Aufsehen in der deutschen Fernsehlandschaft gesorgt hatte, glaubte ich, die Finanzierung des Films sei auf einem guten Weg. Tatsächlich bekamen wir kurz darauf eine Drehbuchförderung vom FFF Bayern.

Das daraus entstandene Drehbuch wurde 2014 für den renommierten Emder Drehbuchpreis nominiert. In der Laudatio hieß es: 'Die Dialoge, zugleich alltagsnah und jugendkundig, ziehen uns in die dramatische Geschichte und geben uns das Gefühl, dabei zu sein. Sehr einleuchtend demonstriert diese Geschichte auch, welche Verführungskraft in Gewaltmomenten steckt, wie verhängnisvoll die Dynamik einer Gruppe sein kann. Dabei ist der Grat zwischen konstruktiver Grenzüberschreitung und destruktiver Grausamkeit sehr schmal. Ein bequemer Film ist das nicht, der da an unserem inneren Auge vorüberzieht, sondern eine Zumutungsgeschichte, die uns im besten Sinne beunruhigt.' Zahlreiche Fernsehredakteure (sowohl von öffentlich-rechtlichen als auch privaten Fernsehsendern) und mehrere Verleiher zeigten reges Interesse, den Stoff als Kino-Debüt mit zu finanzieren. Die Realisierung scheiterte jedoch mehrfach im letzten Moment an den Bedenken der Entscheidungsträger hinsichtlich der jugendlichen Protagonisten und der ungewohnten Erzählperspektive.

So brauchte es schließlich fast ein Jahrzehnt, bis wir mit Cooky Ziesche und Verena Veihl vom rbb zwei Redakteurinnen fanden, die 'Alles Isy' mit uns umsetzen wollten und gleichzeitig eine klare Vision für den Film hatten. Sie unterstützen uns mit großer Leidenschaft und schenkten uns großes Vertrauen. So kam es, dass Max Eipp, neben der Arbeit am Drehbuch, zusammen mit Mark Monheim auch Mitverantwortung für die Regie übernahm. Ganz bewusst haben wir uns entschieden, die Bildgestaltung in die Hände von Frauen zu legen. Unsere Kamerafrau Jana Lämmerer konnte mit ihrem ersten Langspielfilm ihr großartiges Gespür für Kameraführung und Lichtsetzung unter Beweis stellen. Seinen stimmigen Rhythmus verlieh dem Film unsere Editorin Patricia Mestanza Niemi, eine weitere Debütantin. So viel Vertrauen bekommt man selten!

Umso mehr freue ich mich jetzt, mit einer Ausstrahlung zur besten Sendezeit am Mittwoch-Abend der ARD, eine größere Zielgruppe erreichen zu können, als es uns mit einem Kino-Debütfilm möglich gewesen wäre. Denn trotz der langen Zeit, die seit der ersten Idee vergangen ist, hat der Stoff nichts von seiner Brisanz und Aktualität verloren. Ganz im Gegenteil!

Meine älteste Tochter ist inzwischen 13 Jahre alt, und es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis auch sie ihre ersten sexuellen Erfahrungen machen wird. Dabei wünsche ich ihr, dass sie rechtzeitig erkennt, wann und wie sie Grenzen setzen kann und dass sie diese aufregende Zeit genießen kann ohne sich durch den von unserer übersexualisierten Medienwelt erzeugten Erwartungsdruck verunsichern zu lassen.

Die Auseinandersetzung mit 'Alles Isy' hat mir in der innerfamiliären Diskussion über die Herausforderungen, die diese Zeit an uns Eltern stellt, sehr geholfen. Wenn uns das mit unserem Film auch bei anderen Familien gelingt, dann haben wir viel erreicht.«

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