Kamerafrau Jana Lämmerer

"Unsere Bilder orientieren sich an Lebenswelten und Emotionen der Teenager"

Vor dem Sportunterricht diskutieren Jonas (Michelangelo Fortuzzi, li.), Lenny (Ludwig Simon, mitte) und Martin (Jakob Schmidt, re.), wie sie sich gegenüber ihrer Mitschülerin Isy verhalten sollen, die sie auf einer Party vergewaltigt haben, während sie bewusstlos war.
Szene aus dem Film. | Bild: rbb / Felix M. Bühler

»Als ich das Drehbuch zu 'Alles Isy' zum ersten Mal las, erinnerte ich mich an die Fotostrecke 'A Teenage Gaze' der  kanadischen Fotografin und Künstlerin Petra Collins. 'Der Blick von Frau auf Frau', so schrieb die Frankfurter Allgemeine (2014), 'rau, gleichzeitig intim, zuweilen schamlos und eigentlich total normal. Es gibt nämlich überhaupt nichts Aufregendes zu sehen – außer einer Gruppe unterschiedlicher, heranwachsender Frauen, die miteinander Zeit verbringen. Aber genau das ist der Punkt. Collins entlarvt den auf ein Ideal versessenen Voyeurismus des Westens mit purem Realismus und extremer Klarsicht.'

Als Kamerafrau ist es mir ein großes Anliegen, die emotionale Wirklichkeit von 'Alles Isy' darzustellen, und keine geschönte oder stereotype Projektion davon. Das Ziel war ein unmittelbarer, unverstellter und direkter Blick, der die Emotionen in den Mittelpunkt der Kameraarbeit stellt und eine manchmal schmerzhafte Nähe zum Geschehen herstellt. Wir begleiten die jugendlichen Helden mit einer Kamera auf Augenhöhe. Unsere Bilder orientieren sich dabei an den Lebenswelten und Emotionen der Teenager.

Die dynamische, bewegte Kamera soll den Zuschauer an das pulsierende Lebensgefühl erinnern, an schnelle Stimmungswechsel und emotionale Achterbahnfahrten. Eine stimmungsvolle, aber dennoch natürliche Lichtsetzung und die emotional abgestimmte Farbgebung von Szenenbild und Kostüm unterstreichen die durch die Stimmung der Jugendlichen eingefärbte Wahrnehmung ihrer Welt. Im Kontrast zur lebendigen Welt der Jugendlichen agiert die Kamera in der vermeintlich aufgeräumten Welt der Erwachsenen zurückhaltender und ist weniger unmittelbar in das Geschehen involviert. Der Blick ist zunächst distanzierter, kühler, bis schließlich auch die Erwachsenenwelt aus den Fugen gerät und ihre Ordnung verliert.«

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