Mark Monheim und Max Eipp (Drehbuch und Regie)

Vor dem Sportunterricht diskutieren Jonas (Michelangelo Fortuzzi, li.), Lenny (Ludwig Simon, mitte) und Martin (Jakob Schmidt, re.), wie sie sich gegenüber ihrer Mitschülerin Isy verhalten sollen, die sie auf einer Party vergewaltigt haben, während sie bewusstlos war.
Szene aus dem Film. | Bild: rbb / Jana Lämmerer

"Die Zuschauer aus der sicheren Distanz des Fernsehsessels herausholen, sie involvieren"

»In 'Alles Isy' geht es um eine Vergewaltigung unter Freunden, was das Ausmaß der Zerstörung umso deutlicher macht! Die Tat, die zunächst keine Konsequenzen zu haben scheint, da sich das Opfer nicht an den Übergriff erinnern kann, wirkt wie ein schleichendes Gift, das sich nach und nach in die Beziehungen aller Beteiligten hineinfrisst und ihr Vertrauen zerstört.

Wir wollten einen Film über Schuld und Sühne, Gewissen und Verantwortung machen. Einen Film mit starken emotionalen Konflikten und ambivalenten Figuren, zu denen sich die Zuschauer immer wieder neu positionieren müssen. Keine unserer Figuren ist einfach nur gut oder böse – die Entscheidungen, die sie im Laufe der Erzählung treffen, sind es, die offenbaren, welche innere Haltung sie zu der Tat einnehmen. Unser Ziel war es, die Zuschauer aus der sicheren Distanz des Fernsehsessels herauszuholen, sie emotional stark zu involvieren – deshalb haben wir einen Protagonisten gewählt, der sympathisch ist, der ein Gewissen hat, der sich Vorwürfe macht – der aber trotzdem ein Vergewaltiger ist! Dieses Dilemma muten wir speziell unseren männlichen Zuschauern zu. Dieser Junge und seine Tat sind plötzlich nah, unangenehm nah! Und vielleicht stellt sich der eine oder andere männliche Betrachter die Frage: In welcher Situation könnte es MIR, wider Erwarten, passieren, dass ICH selbst zum Täter werde? Und was würde ICH am nächsten Tag tun?

Der Film macht die Mechanismen und Automatismen deutlich, die nach der Tat ablaufen. Isy, das Opfer, kann sich nur schemenhaft an die Party erinnern, sie versucht ihren Schmerz auszublenden. Als ihr klar wird, dass sie womöglich vergewaltigt wurde, sucht sie eine Mitschuld bei sich selbst, empfindet Scham und Angst vor dem Stigma. Die Täter flüchten sich in verschiedene Muster der Entschuldigungen. Zwei von ihnen entschuldigen sich quasi selbst, verharmlosen die Tat und ihre Folgen, schieben die Schuld auf das Opfer. Jonas aber, unser Protagonist, ringt mit seinem Gewissen und wendet sich schließlich an die einzige Person, die ihm wirklich Entschuldigung geben könnte, wenn er sie darum bittet: Er wendet sich an Isy. Das Aussprechen der Wahrheit ist ein Anfang. Ein erster Schritt auf das Opfer zu.

'Alles Isy' bietet keine Lösung und kein Happy End an, der Film lässt offen, ob die Täter strafrechtlich verfolgt werden. Damit bleiben wir nah an der Realität, denn nur etwa 5 bis 10 Prozent der Sexualstraftaten werden überhaupt angezeigt. Doch wie Isy sich auch entscheiden wird – unser Film macht deutlich, dass man sexuelle Gewalt nicht zurücknehmen, nicht wiedergutmachen, nicht ungeschehen machen kann.«

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