Interview mit den Hauptdarstellern

Isy (Milena Tscharntke, sitzend) wird von ihrer besorgten Mutter Bea (Claudia Mehnert, re.) im Krankenhaus abgeholt.
Szene aus dem Film: Isy wird von ihrer besorgten Mutter Bea im Krankenhaus abgeholt. | Bild: rbb / Jana Lämmerer

Was Mädchen und Frauen so anziehen ...  – Haben sie Mitschuld an sexuellen Übergriffen?

Runa Greiner: Ein Mädchen sollte anziehen dürfen, was sie will. Nur weil sie einen Minirock anhat, oder einen Bikini, ist das doch keine Einladung. Das heißt noch lange nicht, dass mich Jungs als Sexobjekt betrachten dürfen. Ein Minirock ist doch kein Signal: MACH MICH AN. Das ist ein Kleidungsstück!

Milena Tscharntke: Es macht einen Unterschied, wie man gekleidet ist. Mit einem kurzen Rock kriegst du in der U-Bahn mehr Blicke ab als mit Jeans und T-Shirt. Trotzdem soll man anziehen, was man will. Es ist nicht die Schuld der Frau, wenn sie belästigt wird. Es ist die Schuld des Täters!

Hans Löw: … Das ist ja der Klassiker: Hätte sie einen längeren Rock angezogen, wäre das nicht passiert. Nee, davon halte ich gar nichts!

Claudia Michelsen: In der Pubertät sollen sich die Mädchen erfinden – sich bewegen, sich anzuziehen, ihren Körper zu mögen, Spaß dabei zu haben. Es ist ein Schritt vom jungen Mädchen zur jungen Frau. Und Jungs müssen akzeptieren, dass sie damit nicht gemeint sind. Aber ich denke, in einem gewissen Alter ist den Mädels nicht bewusst, welche Wirkung ihre Kleidung haben kann. Denn natürlich ist das auch eine Art von Balztanz. Da ist das Maß schwer zu finden. Es wäre gut, hier könnte an den Schulen etwas geleistet werden für die Mädchen: Was heißt Außenwirkung, wie gehst Du mit Deinem Körper um, was möchtest Du preisgeben? … Ich finde, der Film sollte an allen Schulen laufen.

Was begünstigt sexuelle Gewalt?

Tijan Marei: Ganz oft verschiedene Perspektiven dergleichen Situation. Oft fehlt die Sensibilität und die Kommunikation zwischen den Menschen ist blockiert.

Runa Greiner: Wenn Grenzen nicht abgesteckt werden und Jungs nicht früh genug beigebracht wird, wo die Grenzen sind. Dass ein Nein auch wirklich ein Nein ist. Es wird zu viel toleriert und weggeschaut, auch von Außenstehenden. Und auch eine gewisse Respektlosigkeit und Egoismus führen dazu, dass  man die Gefühle anderer Personen nicht respektiert.

Jakob Schmidt: Wenn man feiern geht, Party, Alkohol, Drogen. Aber dann auch die Medien. Was man so für Bilder sieht ... Wenn man das alles zusammentut, kann das ganz schnell passieren.

Claudia Mehnert: Jede Form von Drogenmissbrauch kann das begünstigen - Alkohol, Kokain, jede Droge, die Aggressionen hervorruft oder jemanden komplett ausschaltet.

Claudia Michelsen: Jungs stolpern da rein – die sind oft so Testosteron-gesteuert, die wissen gar nicht wohin mit ihrer Kraft. Jungs, die viel Sport machen, sind da etwas anders drauf. Wie groß bin ich, wie stark, etc. - diesen Findungsprozess können sie da ausleben. Doch bei den anderen schaukelt sich das hoch. Es gibt keinen Raum mehr, sich auszutesten. Stattdessen gehören Alkohol und Drogen scheinbar zum Erwachsenwerden bei allen dazu. Wie viel kannst Du? Ich kann mehr. 

Sollte man eine Vergewaltigung anzeigen?

Runa Greiner: Als Außenstehende ja, als Person, die das schon erlebt hat, nein. Die Möglichkeit, die der Film zeigt, die Beweise aufnehmen und sichern zu lassen und sich dann Zeit zu nehmen und noch mal drüber nachzudenken, finde ich gut.

Milena Tscharntke: Ich würde Betroffenen schon sagen, zeig das an. Vielleicht kannst du damit auch andere Frauen schützen.

Ludwig Simon: Ich würde das in jedem Fall anzeigen.

Michelangelo Fortuzzi: Wenn ich eine Vergewaltigung auf der Straße mitkriege, schon. Wenn es einer Freundin oder einem Freund passiert, hängt es davon ab, was diese Person will, das Opfer.

Jakob Schmidt: Sowas Intimes der Polizei zu erzählen, wobei dann alles wieder hochkommt, ist ein großer Schritt, für den man viel Mut braucht. Trotzdem … Ich finde es wichtig, dass man das meldet.

Hans Löw: In diese Situation bin ich zum Glück noch nicht geraten. Aber eine konkrete Vergewaltigung würde ich anzeigen.

Claudia Michelsen: Per se würde ich sagen: Ja, unbedingt! Und trotzdem muss man die Anzeige und die Entscheidung darüber der Frau überlassen. Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht jede Frau die Tat zur Anzeige bringt. Aber wir haben gerade eine Bewusstseinsveränderung, auch durch die MeToo-Debatte. Man kann in Zukunft mit dem Thema hoffentlich freier umgehen und sagen: Es ist mir passiert und ich tue was dagegen. Da sind wir auf einem guten Weg.

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