Statement von Regisseur Dirk Kummer

Regisseur Dirk Kummer
Regisseur Dirk Kummer | Bild: BR / Jacqueline Krause-Burberg

"12 Tage Sommer"– eine Familienreise durch Bayern:

»'12 Tage Sommer' ist eine moderne filmische Pilgerreise durch Bayern, die eigentlich zur Resozialisierung des 16-jährigen Felix beitragen soll. Felix tickt regelmäßig aus. Ohne Zukunftsperspektive fehlt ihm der Motor für sein junges Leben. Aber vor allem fehlt ihm der Vater. Nach einer Disziplinarmaßnahme des Jugendgerichts werden Vater und Sohn fast zwangsweise auf Reisen geschickt. Die beiden Großstädter starten eine Wandertour zu Fuß von München auf die Zugspitze. Felix bleibt nichts anderes übrig, als die Idee seines Vaters mitzumachen. Widerwillig lässt er sich auf das naturnahe Abenteuer ein. Als Gepäckträger organisiert Marcel eine Eselin, die sie begleiten soll. Maria sind die Probleme der beiden Männer egal. Die Eselin ist genügsam, geduldig und anspruchslos. Vater und Sohn könnten sich einiges von dem Tier abschauen…

Die ersten Tage und Nächte in den Wäldern Richtung Garmisch sind für Marcel und Felix alles andere als Urlaubsfreuden. Vater und Sohn können sich auf ihrer Tour nicht aus dem Weg gehen und müssen das tun, was sie nie vorher getan haben: 24 Stunden rund um die Uhr Zeit miteinander verbringen. Der Tagesablauf in der Natur ist für beide gewöhnungsbedürftig: Vom Esel geweckt werden und den Tag damit verbringen, Strecke zu machen, verändert nicht nur den Sauerstoffhaushalt, sondern auch die Laune. Und so können Vater und Sohn endlich all die emotionalen Bomben loswerden, die sich in vielen Jahren Abwesenheit aufgestaut haben. Das Ziel ist die Zugspitze, aber ganz nebenbei erleben Vater und Sohn die Intensität und die Kraft der Ursprünglichkeit. Ohne es anzusprechen, bewegen sich Marcel und Felix in einer Sommerlandschaft aus kaum gekannter Freiheit. Auf ihrer Reise begegnen sie Menschen, für die diese Freiheit in der Natur unverzichtbarer Lebensinhalt ist. Marcel und Felix sind mit sich selbst so sehr beschäftigt, dass ihnen der Genuss und die Lust des Wanderns fast verloren gehen. Ihre Gespräche, ihr Schweigen, ihr Fokus sind ausgerichtet an dem familiären Kompass, der ihnen durch Marcels Weggang verlorengegangen ist.

Während sich Vater und Sohn samt Eselin der Zugspitze nähern, nähern sie sich auch ihren Gefühlen. Das Verlassen der städtischen Komfortzone ist auch ein Verlassen der wiederkehrenden Vorwürfe und Verhaltensmuster. Marcel und Felix lassen sich nicht durch Versuchungen und Hindernisse am Wegesrand davon abbringen, das Gipfelkreuz zu erreichen. Und obwohl Felix auch noch in erste Liebesabenteuer verwickelt wird und das Glück vom Himmel fällt, werden ihnen diese 12 Tage in jenem Sommer unvergessen bleiben…

Eine Familiengeschichte mit nur zwei Protagonisten zu erzählen, hat mich an der Geschichte gereizt. Die Reduzierung auf wenige Motive, ein paar Charaktere, eine stringente Story – wenn das gut erzählt ist, kann man das doch als Nachhaltigkeit im Film verstehen. Die Zeiten der 'Verschwendung' sind doch irgendwie vorbei. Für einen guten Film braucht es eigentlich gar nicht so viel… Einen Esel, wie unsere Maria, sollte man aber immer dabei haben!«

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