Johannes Scheidweiler als Benjamin

Sven (Cedric Eich) und Steffi (Andrea Guo)
Sven und Steffi  | Bild: WDR/OdeonFiction / Hardy Spitz

Wenn Sie an den Film „Flügel aus Beton“ denken, denken Sie als erstes an…?

Johannes Scheidweiler: Meine wunderbaren Mitspieler:innen. Ich finde es extrem selten, dass man am Set eine Crew hat, die so sehr und ehrlich zusammenhält wie die Unsere. Ich habe während der Arbeit wirklich enge Bindungen zu meinen Kolleg:innen aufgebaut und bin sehr froh und dankbar, diese Menschen kennengelernt und mit ihnen zusammen an diesem spannenden und fordernden Projekt gearbeitet zu haben.

Was ist für Sie das zentrale Thema des Films?

Johannes Scheidweiler: Es geht meiner Meinung nach vor allem um den richtigen Umgang mit all diesen in diesem Alter neuen Situationen. Das wichtigste, was dieser Film zeigt, ist, finde ich, dass man in den allermeisten Fällen Menschen um sich hat, die sich um einen sorgen und kümmern wollen – das darf man nicht vergessen und darauf darf man auch ruhig vertrauen und das in Anspruch nehmen. Ganz klassisch nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“.
Der Film zeigt junge Menschen in einer Ausnahmesituation, in der jede:r seinen Teil daran und ihren persönlichen Bezug dazu hat. Es geht um psychische Gesundheit und darum, aufmerksam, ehrlich und respektvoll miteinander zu sein.

Können Sie sich in die Gedankenwelt der Protagonist:innen hineinversetzen?

Johannes Scheidweiler: Auf jeden Fall. Ich glaube jede:r kennt das Gefühl, allein zu sein, auf die eigene Art und Weise – manchen Menschen sieht man es eher an, manchen nicht, aber wir alle leben miteinander und viel zu oft nur nebeneinander her. Ich bin jetzt schon seit einigen Jahren aus der Schule raus, aber ich habe das Gefühl, dass die Pubertät mit all ihren Problemen nie aufhört – man lernt nur, damit umzugehen und ist nicht mehr ganz so überfordert von neuen Situationen.

Spätestens seit Goethes „Werther“ ist Suizid ein immer wiederkehrendes Motiv in Coming-of-Age- Geschichten. Ist Suizid für Jugendliche faszinierend? Und was ist das Besondere des „Ikarus“-Spiels?

Johannes Scheidweiler: Der Suizid an sich ist ja irgendwie oft sehr romantisiert, der Notausgang und die Reißleine, die man zieht. Das größte Paradox ist ja auch, dass Menschen sich manchmal umbringen, weil sie Angst vor dem Tod haben. Ich muss beim Thema Suizid oft an das Lied „Michael X“ von Casper denken, der rappt: „Lieber gestanden arm sterben als reich leben auf Knien“. Ich glaube, das Faszinierende ist, dass ein Mensch selbst über die für ihn selbst am weitesten reichende Tat entscheiden kann, er kann Gott spielen und bestimmen, wann Schluss ist. Was das wirklich heißt, SCHLUSS SEIN, und nicht nur für den Menschen, der sich suizidiert, sondern für alle Menschen in seinem oder ihrem Umfeld, das überblickt niemand.
Das Besondere an der „Ikarus“-Challenge ist die Perfidität, mit der das „Spiel“ genau dort ansetzt: Es ködert missverstandene, einsame Jugendliche und gibt ihnen einerseits das Gefühl, wieder selbstbestimmt zu sein und andererseits, verstanden zu werden. Und dass all das passiert zum Vergnügen eines einzelnen Täters…

Welche Szenen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Johannes Scheidweiler: Mich hat besonders Mias Trauerfeier beschäftigt, in der wir, die gesamte Schülerschaft, das Video ihres Suizides sehen. Die Größe dieses Schocks, dieses Kontrollverlustes und dieser Bilder ist so gewaltig, dass es wirklich schwer zu beschreiben ist. Ich, Benjamin, habe soeben auf der Leinwand gesehen, wie sich meine Geliebte in den Tod stürzt – das macht definitiv was mit einem.
Eine andere Szene, an die ich gern zurück denke, ist die Party im See. Da hat die Luft geknistert vor Stimmung und als diese ganze Fete dann eskalierte, gab es tolle Zusammenstöße zwischen den Figuren – da freue ich mich im Film sehr drauf!

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