Michelle Barthel ist Marie Breuer

Michelle Barthel ist Marie Breuer.
Michelle Barthel ist Marie Breuer. | Bild: WDR / Frank Dicks

Michelle Barthel ist Marie Breuer

Marie Breuer ist 20 Jahre alt, lebt noch bei ihrer Mutter, einer Schneiderin, in Köln-Bickendorf und hat gerade erst ihre Ausbildung zur Sekretärin abgeschlossen, als ihr auf einmal der Duft der großen weiten Welt um die Nase weht. Dank der Vermittlung Irene Gerlings sitzt sie fortan im Vorzimmer von Ferdinand Baron von Broustin, dem stellvertretenden Direktor der Herstatt-Bank. Mag ihr auch zunächst noch alles fremd sein (insbesondere das Gebaren der glamourösen Goldjungs): Nach und nach findet sie sich zurecht in diesem seltsamen Kosmos und gewinnt an Selbstvertrauen.

Michelle Barthel im Gespräch

 Wie vertraut waren Sie mit der Geschichte der Herstatt-Pleite, als Sie zu drehen begannen?

Ich habe mich im Vorfeld natürlich mit der realen Geschichte beschäftigt. Wir haben viele Dokumentationen zur Verfügung gestellt bekommen und uns angeschaut. Und verrückterweise trifft man in Köln auch immer wieder auf Leute, die damals mit der Herstatt-Pleite zu tun hatten. Sie ist immer noch sehr präsent in den Köpfen. Und es gibt immer noch viele Menschen, die davon erzählen können.

Wie gefiel Ihnen der Ausflug in die 70er mit der aufwendigen Ausstattung am Set?

Das hat großen Spaß gemacht. Wir hatten so eine tolle Kostümund Maskenabteilung, dort wurde wirklich alles bis ins kleinste Detail und mit viel Herzblut bedacht und kreiert. Wir waren an tollen Orten, haben mit großartiger Musik gearbeitet. Das gab die ganze Zeit über so ein Lebensgefühl, das wir auch im Team gespürt haben. Mir als Schauspielerin hat das natürlich ungemein geholfen, in so eine Welt, in so eine Zeit, in so eine Figur einzutauchen.

Die Musik hat Ihnen also gefallen?

Mein Vater war Musiker, und deswegen bin ich mit den Klassikern der 70er aufgewachsen, zum Beispiel mit Led Zeppelin. Ich durfte zu Hause keine Britney Spears hören, ich musste Led Zeppelin hören. Deswegen kenne ich jetzt glücklicherweise alle Songs von ihnen – auswendig! Und kein einziges Britney SpearsLied. Von daher war es schön für mich, in diese Musik einzutauchen. Es war mir sehr vertraut.

Sie erwähnten gerade, dass Sie an tollen Orten gedreht haben …

Wir hatten so einen Spaß. Wir haben gefühlt jeden Tag irgendein Abenteuer erlebt, ob es nun Club-Szenen waren oder eben in der Bank. Jeder Tag hatte seine ganz besondere Atmosphäre. Ich habe an manchen Tagen nach Drehschluss einen langen Spaziergang gemacht, um überhaupt wieder in unserer Jetzt-Zeit anzukommen. So sehr haben mich die Eindrücke und Orte, an denen wir waren, eingesogen.  Das sind die tollsten Bedingungen, die man als Schauspielerin haben kann, weil man ja doch sehr viel von sich zeigt. Und wenn sich dann alle jeden Tag freuen, zum Set zu kommen, und man weiß, man macht einen guten Film, der Spaß bringt, der auch ernste Momente hat, der auch zum Nachdenken anregt, der ein gewisses Lebensgefühl vermittelt, dann ist das einfach ... Besser geht's nicht! Man hat richtig gespürt, dass das eine Geschichte ist, die jeder von uns gerne erzählen möchte.

Abgesehen davon, dass das Thema Bankenpleite offenbar nie an Aktualität verliert: Warum sollte man sich "Goldjungs" anschauen?

Für mich ist "Goldjungs" ein Ensemble-Film. Das Zusammenspiel der vielen verschiedenen Figuren, das Rebellische, das schon das großartige Drehbuch von Eva und Volker A. Zahn hatte, dieses: "Ich kann das sein, was ich sein will!". Der Zuschauer wird bestimmt viel Spaß daran haben, die unterschiedlichen Charaktere zu begleiten und sich nicht nur in die 70er, sondern auch in diese Welt der total verrückten Banker-Typen hineinziehen zu lassen. Und wir haben starke Frauen dabei. Während die Männer ziemlich krass abdrehen, stehen Maries Mutter und Irene Gerling mit beiden Beinen fest auf dem Boden.

Ihre Marie ist aber ganz schön cool.

Ja, am Anfang ist sie das Mädchen aus sehr behütetem Zuhause. Und dann fängt sie an, die große Welt zu entdecken, und verändert sich. Sie erwacht sozusagen, wird zur Frau und findet zu einem ganz neuen Selbstbewusstsein. Sie denkt sich: "Das, was die Jungs können, das kann ich auch!"

Besagte Jungs sind ganz schön gierig. Ist es die Gier, die letztlich die Menschen antreibt?

Das ist keine leichte Frage. Fast täglich lesen wir in den Medien über Korruptionsfälle, Verschleierungen und Machtmissbräuche. Ob das nun zum Beispiel die Panama-Papers, die Wirecard-Affäre oder aktuelle Fälle betrifft, bei denen sich Menschen in und an der Krise bereichern. Dennoch gibt es andererseits auch so viele Menschen, die sich gegen die Gier entscheiden, integer sind und sich dafür einsetzen, dass Menschen, die in Not geraten, Hilfe erfahren. Es existieren beide Seiten in uns, am Ende sind wir diejenigen, die darüber entscheiden.

5 Bewertungen
Kommentare
Bewerten

Kommentare

Kommentar hinzufügen

Bitte beachten: Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern werden innerhalb von 24 Stunden durch die Redaktion freigeschaltet. Es dürfen keine externen Links, Adressen oder Telefonnummern veröffentlicht werden. Bitte vermeiden Sie aus Datenschutzgründen, Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Fragen zu den Inhalten der Sendung, zur Mediathek oder Wiederholungsterminen richten Sie bitte direkt über das Kontaktformular an die ARD-Zuschauerredaktion: https://hilfe.ard.de/kontakt/. Vielen Dank!

*
*

* Pflichtfeld (bitte geben Sie aus Datenschutzgründen hier nicht Ihre Mailadresse oder Ähnliches ein)

Kommentar abschicken

Ihr Kommentar konnte aus technischen Gründen leider nicht entgegengenommen werden

Kommentar erfolgreich abgegeben. Dieser wird so bald wie möglich geprüft und danach veröffentlicht. Es gelten die Nutzungsbedingungen von DasErste.de.