Drehbuchautor Norbert Eberlein über die Heldin in Polizeiuniform
Norbert Eberlein hat das Drehbuch zum "Großstadtrevier"-Film geschrieben. Im Interview erzählt er über die Heldin in Polizeiuniform: "Die unmittelbare Erfahrung der Teilnahmslosigkeit schockiert sie."
Das "Großstadtrevier" zeigt sich im Film ungewohnt dramatisch. Ein Spagat zur Serie?
Wir haben über die Jahre viele Folgen erzählt, die sehr dramatisch waren. Eine Qualität der Serie besteht ja darin, dass sie nicht so durchformatiert ist, wie viele andere Angebote im Vorabend. So gesehen haben wir hier den Schwerpunkt auf eine Facette gelegt, die es schon immer gab, und sie mit größerer Konsequenz erzählt.
Warum hat das Thema Zivilcourage und Solidarität nach wie vor Relevanz – sollten wir hier nicht besser geworden sein?
Ich denke, wir sehen gerade in dieser Pandemie-Zeit, dass die Mehrzahl der Menschen sich durchaus solidarisch verhält. Das ist großartig. Das Talent dafür haben wir also. Leider hat es sich noch nicht in allen Lebenssituationen zu einer selbstverständlichen Haltung entwickelt.
Nina Sieveking hadert stärker mit denen, die ihr nicht geholfen haben, als mit den Tätern selbst. Was steckt dahinter?
Unsere Heldin ist Polizeibeamtin. Die Auseinandersetzung mit Täterinnen und Tätern ist Teil des Jobs, ist Alltag. Unbegreiflich und schockierend dagegen ist für sie die unmittelbare Erfahrung von Teilnahmslosigkeit und Gleichgültigkeit jener Menschen, für die sie ihre Haut riskiert. Das wirft sie um. Ihre Krise korrespondiert dabei mit einem Gefühl, das nicht nur Polizistinnen und Polizisten, Rettungskräfte u.a. haben. Es ist das Gefühl, nicht ausreichend zurückzubekommen für all das, was man selbst gibt. Mit diesem Gefühl wird die Abkehr von einer solidarischen Haltung in der Gesellschaft ja oft begründet.
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