Drei Fragen an Maria-Anna Westholzer und Michael Proehl
Buch und Regie
Wie kam es zur Idee, die Geschichte von Ulrich Kainer als Western zu erzählen?
Maria-Anna Westholzer (Buch und Regie): Am Anfang standen das Dorf und seine Gesetze: Jeder kennt jeden, Liebe vergeht, Hektar besteht, wir sind wir. Wenn man in die archaischen Grundstrukturen einer intakten Dorfgemeinschaft auf dem Land hineingeboren wurde, kennt man die Gesetze. Man hat der Kuh schon einmal auf den Arsch geschaut. Die Dorfgemeinschaft gibt dir Halt und zerreißt sich gleichzeitig das Maul über dich. Die Dorfwirtschaft ist das zweite Wohnzimmer, und man weiß Bescheid über jeden, der es betritt. Feste Strukturen, eigene Regeln und unglaublich viel Druck unterm Kessel, für den es einen von außen braucht, um ihn zu lösen. Und wenn er sich löst, sind wir im Wilden Westen. Dagegen steht Ulrich Kainer, ein Mann, der mit seiner Vergangenheit abgeschlossen hat und einfach nur seine gottverdammte Ruhe will. Dumm nur, wenn man die Rechnung dabei ohne einen Wirt und ein Dorf macht, das dir deinen Platz in seiner Mitte schon längst zugewiesen hat. Dem Dorf in dir entkommst du nie. Eine Dorfgemeinschaft wie diese und Figuren wie Ulrich Kainer sind vom Aussterben bedroht. Mit großem Bedauern. Deswegen gebührt ihnen auch ein fulminanter Abgesang, bei dem der Himmel voller Kugeln hängt. Dass das wie ein Western aussieht? Reiner Zufall.
Wo lassen sich solche Motive finden, und was macht sie aus?
Maria-Anna Westholzer: Im Odenwald, in der Wetterau und im hessischen Friedberg. Emotionale Aufladung ist das Zauberwort. Wir haben nach Motiven gesucht, die eine ähnliche Symbolkraft und Projektionsfläche bieten wie unsere Figuren. Die Drehorte sind im Film quasi eigene Charaktere.
Wie sind die Schauspieler mit der Western-Idee umgegangen?
Michael Proehl (Buch): In schöner, alter John-Ford-Manier: gut.
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