Statements der Fachberater

Lotte (Alicia von Rittberg) und Juppi (Ulrich Brandhoff) in der Aula des Bauhaus Dessau.
Lotte und Juppi in der Aula des Bauhaus Dessau. | Bild: MDR/UFA Fiction / Stanislav Honzik

Dr. Annemarie Jaeggi Direktorin Bauhaus Archiv/Museum für Gestaltung:

»Ein Jahrhundert nach seiner Gründung erscheinen die Ideen des Bauhauses noch immer relevant. Obwohl das Bauhaus, die sicher bekannteste Kunstschule des 20. Jahrhunderts, nur 14 Jahre existierte und in dieser kurzen Zeit dreimal den Standort wechseln musste, ist sein Einfluss auf Kunst, Architektur, Design und Pädagogik ungebrochen. Am Bauhaus wollte man die Lebenswelt gestalten und suchte Antworten auf damals aktuelle Fragestellungen und Probleme des Bauens und Wohnens sowie Lösungen für die Zukunft. Haltungen des Bauhauses, etwa "sei in deiner Zeit verwurzelt" oder "suche das richtige Material und gehe sparsam damit um", beschäftigen uns bis heute. Neben bedeutenden Werken der Bauhaus-Meister befinden sich in unserer Sammlung im Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung große Bestände an Schülerarbeiten, die auf beeindruckende Weise zeigen, wie im Unterricht an den Umgang mit Form, Farbe und Material herangeführt wurde. Sie bieten eine Fundgrube gestalterischer Herangehensweisen und Ideen. Diese Kreativität, Neugier und die Lust am Experiment vermittelt der Film "Lotte am Bauhaus" auf eindrucksvolle Weise. Wir wünschen dem Film ein großes Publikum.«

Prof. Dr. Christoph Stölzl Präsident der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und Neffe der Bauhausmeisterin Gunta Stölzl (1897 – 1983)

»Zeitenwende, Bruch mit der alten Welt, die im Ersten Weltkrieg Bankrott gemacht hatte, Aufbruch der Jugend, Sehnsucht nach dem Neuen in Kunst, Design und Architektur, Kampf um gleiche Rechte für Frauen in Leben und Beruf, Multikulturalismus statt nationaler Enge, kurz: Abschied vom Gestern. Das alles war das Bauhaus 1919 – 1933, und darum ist sein Mythos heute lebendiger als je. Der Film macht die unsterbliche Bau- haus-Saga auf überwältigende Weise lebendig. Sie spiegelt sich in der Biographie einer jungen Frau, hinreißend sympathisch und klug verkörpert von Alicia von Rittberg. Ihr gelingt das Wunder, dem Geist des Bauhauses auf anmutige Weise Gesicht und Körper zu verleihen. Alicia ist das Bauhaus in seiner unsterblichen Jugendlichkeit. Aber auch alle anderen Darsteller sind durch und durch glaubwürdig in all ihren Sehnsüchten und Widersprüchen. Das gilt auch für die Feinde der neuen Bewegung, ob traurig konservativ wie der Vater der Heldin, ob hasserfüllt wie die völkischen Studenten und die Nazis, die am Ende des Films das Bauhaus zerstören und aus dem Land treiben. Alles stimmt, die Gesichter, die Personen, die Dialoge, der Zeitgeist in Schauplätzen und Ausstattung. Die Atmosphäre von Avantgarde und Experiment in den Werkstätten ist auf staunenswert stimmige Weise gelungen. Und vor allem die Girl-meets-Boy-Story, ohne die kein Film den Weg ins Herz des Publikums findet. Im Kampf dieser Weimarer Bürgerstochter, die sich aus ihrer Familie emanzipiert, die gegen alle Widerstände Autonomie, Liebe, Mutter schaft und Beruf unter einem Hut ver einen will, haben Drehbuch und Regie alles untergebracht, was ein breites Publikum vom Bauhaus wissen möchte. Film als Begegnung mit einem unvergesslichen Schicksal, das von Glanz und Elend unserer Geschichte erzählt, Film, als wär‘s ein Stück von Dir – was selten gelingt, hier ist‘s geglückt.«

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