Ralph Herforth im Interview

Sie spielen den früheren Boxergott »Amboss«, Kai Burdenski, ein Mann mit Ecken und Kanten. Welche Seite an ihm gefällt Ihnen am besten?
Mir gefällt die ganze Figur, weil ich sie sehr gut verstehe. Vor allem mag ich an ihm, dass dieser scheinbar grobe Mensch – ein häufiges Klischee bei Boxern – ein Gefühl für Anständigkeit hat und seine soziale Seite auslebt. Er redet nicht nur, sondern er kümmert sich um die Jugendlichen, die oft links liegen bleiben in der Gesellschaft, Kinder aus schwierigen Familien oder Flüchtlingsfamilien. Das alles zusammen mochte ich sehr an ihm.
Andererseits kam es zum Bruch mit seiner Tochter Jessica, die ihm daraufhin sogar seinen Enkel vorenthält – können Sie so einen Schritt verstehen?
Nein. Dieses Entziehen von Kindern – das passiert ja häufig auch bei Eltern, die sich scheiden lassen – ist ein so grausames Machtmittel. Schrecklich, das geht gar nicht, denn am Ende badet das immer das Kind aus.
Wie wichtig ist Ihnen selbst Familie?
Sehr wichtig. Ich hab noch zwei kleine Kinder, die sind jetzt 7 und 9, ich bin 61 und denke oft, wie wäre es, wenn ich die zwei nicht hätte? Das wäre ziemlich langweilig, denn dann würde ich mich nur um mich selber drehen. Eigentlich sollte man als Mann erst mit über 50 Vater werden. Vorher ist man viel zu sehr auf dem Egotrip, nimmt sich selbst zu wichtig. Ich genieße mein Familienleben und freue mich, wenn ich sehe, was meine Kinder alles lernen, und wenn ich ihnen etwas weitergeben kann.
Was ist das Wichtigste, das Sie ihnen mitgeben möchten?
Respekt und Selbstbewusstsein. Dass man ihnen sagt, du bist wichtig, aber der andere ist es auch. Wenn du jemanden triffst, der eine andere Meinung hat, ist es sinnvoll, ihn anzuhören, aber auch Dinge zu hinterfragen. Ich sage immer, das Einzige, was Kinder haben, ist ihre Kindheit, und die müssen wir ihnen gut gestalten. Das ist die Zeit, in der man noch keine Aktenordner anlegen muss, in der man sich noch nicht jeden Tag um sein Geld kümmern muss. Als Kind darfst du Fehler machen, und du musst das Recht haben, es in einen geschützten Raum zu tun. Das ist das Wesen der Kindheit. Und, ebenso wichtig: Dass man Kinder nicht wie ein dummes kleines Kind behandelt, sondern sie ernst nimmt und respektvoll behandelt. Ich selbst habe von ihnen Nachgiebigkeit gelernt. Nicht immer dieses Ich, Ich, ich, sondern, dass man fragt, was wollt Ihr, was ist Euch wichtig?
Als Kai Burdenski erleben Sie hautnah das Boxermilieu. Wie vertraut ist Ihnen selbst die Boxerszene?
Früher habe ich gern Boxkämpfe geschaut, aber inzwischen mag ich diese Gewalt nicht mehr sehen. Ich habe auch mal selber zwei Jahre lang Kickboxen trainiert, das war für den Film »Schattenboxer« unter der Regie von Lars Becker, da war ich 31. Ich mochte diese Disziplin, es war ein super Training, Boxtraining ist ja eines der besten Rundum-Fitnesstrainings überhaupt.
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