Fragen an Friedrich von Thun

Der französische Charme von Sophies Schwiegermutter Brigitte erweicht sogar Barthls Herz. Eine ganz neue Seite am Grantler, wie kommts?
Er wird menschlicher (lacht). Ich denke, Barthl war auch nicht immer der Grantler, sondern dass etwas in seinem Leben passiert ist und er seitdem diese Gewohnheit entwickelt hat. Und da kommt auf einmal Brigitte auf den Hof, und sie gefällt ihm gut. Eine Frau, die gern flirtet und diesen charmanten Akzent hat – da taut er eben auf.
Was verbinden Sie selbst mit Frankreich?
Wenn ich jetzt darüber nachdenke, bin ich selber erstaunt, wie selten ich nach Frankreich komme. Aber ich erinnere mich gut daran, als ich noch Student an der Münchner Uni war, bin ich per Autostopp dorthin gefahren. Quer durch Frankreich – und ohne Geld (lacht). Ein wahnsinnig schönes Erlebnis... mit einem Baguette entspannt in der Sonne zu sitzen, Pernod zu trinken und Gitanes- Zigaretten zu rauchen. Alles war so ganz anders als bei uns in München. Auch Dreharbeiten, z.B. für den Film „Das Schicksal des Freiherrn von Leisenbohg“ 1991, waren dort sehr angenehm. Mittags sitzt man dann mit dem ganzen Team zusammen an langen Tischen, schön gedeckt mit weißen Papierdecken und Weinkaraffen, unterhält sich und genießt die gemeinsame Zeit. Ob das heute noch so ist, weiß ich allerdings nicht.
Die Chemie mit Eleonore Weisgerber stimmt jedenfalls vor der Kamera – wie gut haben Sie sich am Set verstanden?
Sie ist eine großartige, wunderbare Schauspielerin, und wir haben uns schon bei unserem ersten gemeinsamen Film „Der falsche Tod“ 2007 gut verstanden. Es ist immer ein schönes Gefühl, in diesem Beruf auf Kollegen*innen zu treffen, mit denen man gut arbeiten, in unseren Fall gut „spielen“ kann. Und bei denen man weiß, man versteht sich, achtet sich gegenseitig und vertraut sich. Das kann man dann auch im Film spüren.
Anders bei seiner Tochter Johanna: Mit ihr hat Barthl nach einem Streit seit 23 Jahren keinen Kontakt mehr. Können Sie so einen heftigen Familienkrach nachvollziehen?
Das nachzuvollziehen, ist schwer. Man weiß, dass es so etwas gibt, aber dadurch die eigene Tochter zu verlieren, ist schon hart. Ein so endgültiger Bruch ist ungewöhnlich – und wohl auch Barthls autoritärem Verhalten geschuldet. Er ist ein impulsiver Mann, vielleicht hat er es immer gut gemeint mit der Johanna, aber das ist ihr wohl irgendwann auf die Nerven gegangen. Das kann ich mir gut vorstellen – irgendwann wars genug für sie, und sie war einfach weg, ohne dass Barthl eine Chance hatte, sie zu finden. Und stur sind offenbar beide.
Und wie geht man in der Familie von Thun mit Auseinandersetzungen um?
Einen richtig großen Krach gab es bei uns nicht, nur Meinungsverschiedenheiten, und die sind eher harmloser Natur. Da hat also keiner einen Grund, sich jahrelang zurückzuziehen oder schmollend neben dem Telefon zu sitzen. Ich bin auch jemand, der solche Unstimmigkeiten gern sofort klärt. Wer auch immer ein Problem in unserer Familie hat, meldet sich dann beim anderen, das ist völlig selbstverständlich bei uns.
Johannas Postkarte an Barthl war elf Monate lang im Postamt verschollen. Ist bei Ihnen auch schon mal Post oder ein Päckchen verlorengegangen?
Nein, überhaupt nicht, ich kann deshalb auch dieses Schimpfen auf die Post nicht nachvollziehen. Aber witzigerweise las ich während unserer Dreharbeiten die Schlagzeile in der Münchner Abendzeitung, dass ein Brief ein Jahr oder sogar noch länger unterwegs war – sozusagen die reale Parallelhandlung zu unserem Film. Aber eigene Postdramen kann ich nicht schildern.
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