»Eine Geiselnahme unterscheidet sich von anderen Verbrechen nicht zuletzt dadurch, dass nicht nur Menschen, sondern dass auch die Zeit "mitspielt“. Das Ereignis ist keine Sache von Sekunden wie bei den meisten Morden. Das Ereignis zieht sich, darin der Folter ähnlich, in die Länge. Deshalb spricht man zu Recht von einem Geisel-Drama. Es ist ein Ereignis mit mehreren Akten. Das Gladbecker Geiseldrama war ein solches Ereignis. Das Drama zog sich über 54 Stunden hin. Die Akteure waren besonders grausam. Das meiste geschah nicht im Verborgenen, sondern vor den Augen einer mitfiebernden und mitleidenden Öffentlichkeit. Auch deshalb hat sich dieses Geiseldrama in die Geschichte der Verbrechen eingeschrieben, eine Geschichte, an die man immer wieder erinnern muss, auch, um sie und ihre Opfer vor dem Vergessen zu bewahren.
Man kann diese Erinnerungsarbeit auf verschiedene Weise vornehmen. Die Version, die wir gewählt haben, beruht auf genauer Recherche, enthält jedoch auch fiktionale Elemente und bewertet die historischen Abläufe eigenständig. Im Rahmen der Recherche haben wir Tatorte, die es heute nicht mehr gibt, minutiös rekonstruiert. Wir haben Personen befragt und Akten noch einmal auf die Plausibilität ihrer Positionen hin überprüft. Wir haben umfassender, als das bisher versucht wurde, die Tondokumente ausgewertet. Wir haben uns darum bemüht, um uns dem zuletzt immer Rätselhaften eines Verbrechens zu nähern und eigenständig zu bewerten. Das Bild und die Bilder, die dabei entstanden sind, sind der Versuch, mit den Mitteln von heute das Drama von damals zu zeigen, das sich immer mehr in eine Tragödie verwandelt hat.«
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