Interview mit Regisseur Tim Trageser ("Tief im Wald")

Regisseur von "Tief im Wald"

Butsch und Viola Delbrück
Burkhard "Butsch" Schulz und Viola Delbrück verstehen sich nicht besonders gut, müssen aber trotzdem gemeinsam ermitteln.  | Bild: MDR/MOLINA FILM / Steffen Junghans

Herr Trageser, was hat Sie an dem Drehbuch besonders angesprochen?

Das waren vor allem die beiden Hauptfiguren Butsch und Viola. Ich habe sehr lange nicht mehr so spannende, ungleiche Kommissare in einem deutschen Krimi erlebt. Ihre Ermittlungsmethoden sind komplett verschieden. Und doch kommen sie nur gemeinsam ans Ziel. In fast jeder Szene liefern sie sich einen offenen Schlagabtausch. Und doch verbergen sie ihre dunkelsten Seiten. Und das nicht nur vor dem anderen, sondern auch vor sich selbst. In jedem Film wird etwas Neues über die beiden entblättert, so dass man den nächsten Film kaum abwarten kann. Hier sind die Charaktere der Cliffhänger, nicht die Story. Ein Teil von dieser Entwicklung zu sein, fand ich extrem reizvoll. Aber angesprochen hat mich ganz besonders auch die Besetzung. Götz Schubert und Yvonne Catterfeld interpretieren diese ungleichen Charaktere einfach brillant.

Auf was mussten Sie bei der Inszenierung dieses ungleichen Paars besonders achten?

Eigentlich nur darauf, dass sie sich nicht zu gut verstehen. Götz Schubert und Yvonne Catterfeld mögen und schätzen sich gegenseitig so sehr, dass man sie hin und wieder daran erinnern musste, dass sie in ihren Rollen kontrovers zueinander agieren müssen und dass man das auch "hinter ihren Augen" sehen will. Die Autoren haben fantastische Figuren erschaffen, die die Schauspieler einzigartig zum Leben erweckt haben. Der Regisseur hat bei ihrer Inszenierung eigentlich nichts anderes zu tun, als zu helfen, dass sich dieses Leben nicht verselbständigt und dass die Geheimnisse der Figuren bewahrt bleiben.

Welche Rolle spielte Görlitz und seine Umgebung in Ihrer Inszenierung?

Görlitz funktioniert hier ganz wunderbar als Nährboden für die Geheimnisse, von denen ich gerade gesprochen habe. Zum einen ist Görlitz das Revier von Butsch. Für Viola, die aus Hamburg neu in die Stadt kommt, ist also nicht nur Butsch ein Geheimnis, sondern der ganze Ort, den sie noch nicht kennt. Das könnte man natürlich überall erzählen, aber nur Görlitz umfasst 500 Jahre Architekturgeschichte. Gebäude aus der Spätgotik, der Renaissance, des Barocks und des Jugendstils findet man hier gebündelt an einem Ort. Das gibt es nicht in anderen Städten. Und wo viel ist, ist auch immer viel verborgen.

Vor welche besondere Herausforderung stellte Sie dieser Dreh?

Die eigentliche Herausforderung für mich war, den richtigen Rhythmus zu finden. A-, B- und C-Plot sind jeweils so wichtig, dass es galt, immer die Balance zu halten. Dabei stellte sich oft die Frage: Ist der Fall, die Suche nach dem Serientäter, der A- oder der B-Plot? Was ist spannender? Das Geheimnis des Täters? Die Kontroverse zwischen den Kommissaren? Oder das Verhältnis von Viola zu ihrem Ehemann?

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