Kommt hier heute noch ein Bus?

Nicht alle Menschen in Deutschland haben eine gute Anbindung an den ÖPNV. Das zeigt, eine neue Studie zur Erreichbarkeit von Bus und Bahn. Es kommt auf das Bundesland an, in dem man wohnt und auch unter den Städten gibt es große Unterschiede.

Es kommt ganz auf die Region an

90 Prozent der Deutschen wohnen so, dass sie mindestens eine Bus- oder Bahnhaltestelle mit wenigstens täglich 20 Abfahrten fußläufig gut erreichen, titelt die aktuelle Studie des BBSR (Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung). Die regionalen Unterschiede seien erschreckend, hält „Allianz pro Schiene“ dagegen, innerhalb der Regionen gäbe es deutliche Unterschiede. Wer im Saarland wohnt, hat gute Chancen Bus und Bahn fußläufig zu erreichen (94,1 Prozent). In Mecklenburg-Vorpommern könnte der Weg zur Haltestelle durchaus zu einer kleinen Wanderung werden. Dort ist der ÖPNV nur für 66,1 Prozent der Einwohner erreichbar.

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Eine Haltestelle auf dem Land | Bild: AdobeStock

Was bedeutet gute Erreichbarkeit?

Das BBSR spricht von „akzeptabler“ Erreichbarkeit, wenn Menschen höchstens 600 Meter zur nächsten Bushaltestelle oder 1.200 Meter zum nächsten Bahnhof entfernt wohnen. Aus Sicht der „Allianz pro Schiene“ sei dies allerdings keinesfalls ausreichend: 600 Meter zum Bus entsprächen einem 8- bis 10-minütigen Fußweg. Für einen Bahnhof gelte ein längerer Fußweg von 16 bis 20 Minuten als zumutbar. Endlich angekommen, beginnt die Reise ja erst. Der BBSR betrachtet Haltestelle mit 28 Abfahrten am Tag. Allerdings werden die Fahrten in beide Richtungen mitgezählt. Das heißt - im besten Fall - halten Bus & Co. hier 14 Mal am Tag. Und eine Anbindung dieser Kategorie haben nur 86 Prozent der Deutschen, errechnet der BSSR.

Grafiken Allianz pro Schiene
Grafik von Allianz pro Schiene vergleicht die Bundesländer | Bild: Allianz pro Schiene

Schlusslicht ist Mecklenburg-Vorpommern

In den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen wohnen - wenig überraschend für Großstädte - nahezu 100 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner in der Nähe des ÖPNVs. Hohe Anteile weisen auch Baden-Württemberg (95 Prozent), das Saarland (95 Prozent), Hessen und Nordrhein-Westfalen (jeweils 94 Prozent) auf. Im Ländervergleich am geringsten sind die Anteile dagegen in Mecklenburg-Vorpommern (72 Prozent), Bayern (80 Prozent), Niedersachsen (82 Prozent) und Brandenburg (83 Prozent). „Allianz pro Schiene“ kommt daher zu dem Schluss: „9 von 16 Bundesländern haben keine akzeptable Anbindung an Bus und Bahn.“


Grafiken Allianz pro Schiene
Grafik von Allianz pro Schiene - Vergleich der kreisfreien Städte | Bild: Allianz pro Schiene

Unter den Städten ist Bonn Spitzenreiter

„Bonn ist bestens vernetzt“, heißt es auf der Website der ehemaligen Hauptstadt. Regionale Züge, Stadtbahnen, Straßenbahnen, Busse und Fähren sind hier unterwegs. Damit ist Bonn neuer Spitzenreiter, dicht gefolgt von der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz. Unter den kreisfreien Städten mit der schlechtesten Anbindung sind fünf von 10 Orte in Bayern gelegen. Das südliche Bundesland hat jedoch auch die meisten kreisfreien Städten. Memmingen führt die Liste mit der schlechtesten Anbindung an.

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#besserBahnfahren | Bild: Adobe Stock

Jeder Dritte unzufrieden mit dem Angebot des ÖPNV

Alle zwei Jahre erhebt „Allianz pro Schiene“ zudem neue Daten im „Mobilitätsbarometer". Für das Jahr 2022 – also im selben Bezugsjahr der Daten des BBSR – fanden sie heraus, dass jeder Dritte mit der Erreichbarkeit von Bus und Bahn am eigenen Wohnort unzufrieden ist. Die Studie zeigt außerdem, dass die Menschen mehrheitlich nicht die Entfernung zur nächsten Haltestelle als Problem sehen, sondern die als zu selten empfundenen Abfahrten.