Deutscher Staatsangehöriger kämpft für Russland in der Ukraine

Bereits 2015 Ermittlungen gegen ihn wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat

Der 31-jährige Russlanddeutsche Simon S. hat sich vor wenigen Wochen freiwillig den tschetschenischen Streitkräften angeschlossen, die unter der Führung von Ramsan Kadyrow für Russland kämpfen. Es ist das zweite Mal, dass der einst in Hessen beheimatete Simon S. im Donbass an Kampfhandlungen teilnimmt.

Simon S. (rechts)
Simon S. (rechts) | Bild: ARD/rbb-Film "Krieger made in Germany" (2015)

Bereits 2014 hatte er sich den prorussischen Separatisten angeschlossen, die zu der Zeit Gebiete im Donbass besetzt hielten. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt leitete damals Ermittlungen gegen ihn ein wegen des Verdachts auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Nach seinem einjährigen Einsatz für die prorussischen Separatisten zog Simon S. damals nach Russland, wo er seitdem lebt. Seinen erneuten Kriegseinsatz begründet er mit den Worten: "Krieg macht süchtig. Das Adrenalin und die Kriegszustände ziehen an." In der Ukraine sieht er ein "Naziregime" an der Macht, das Land müsse befreit werden. Simon S. ist bisher der einzige deutsche Staatsbürger, von dem bekannt ist, dass er für die Tschetschenen kämpft. Weitere Fälle sind laut Auskunft des Bundesministeriums für Verfassungsschutz nicht bekannt.

In der Sendung REPORT MAINZ am 20. Dezember 2022, 21:40 Uhr, wird der Weg der Radikalisierung von Simon S. nachgezeichnet.

Bereits 2014 als Kämpfer aktiv

Im Alter von dreizehn Jahren zog der in der Sowjetunion geborene S. mit seinen Eltern von Russland ins hessische Gelnhausen. Er absolvierte eine Schulausbildung und arbeitete später als Monteur bei einem Elektrobetrieb. Im Jahr 2014 verließ er Deutschland, um sich als Freiwilliger bei den prorussischen Separatisten im Donbass zu melden. Bereits damals wurde über ihn in der ARD-Reportage "Krieger made in Germany" berichtet.

Seit Februar 2022 steht REPORT MAINZ im Kontakt mit Simon S. Er selbst habe kein Interesse daran, am Krieg teilzunehmen, sagt er zunächst. Doch wenige Monate später ändert sich seine Einstellung. Das Feindbild vom vermeintlich "russlandfeindlichen Westen" flammt wieder auf. "Deutschland und die USA haben sich gegen Russland verschworen", glaubt er.

"Kadyrows Bluthunde"

Im Oktober 2022 meldet sich Simon S. erneut. Er schickt ein Video aus Grozny, wo er sich freiwillig Kadyrows Truppen angeschlossen hat. Kurz darauf fliegt er mit der Einheit Akhmat ins Kriegsgebiet.

Das letzte Lebenszeichen von Simon S. ist ein Handyvideo. Es zeigt ihn in einem Schützengraben mit einer Kalaschnikow schießend. Wörtlich sagt er in dem Video: "So sieht Krieg aus." Einen Drei-Monats-Vertrag habe er bei den Tschetschenen abgeschlossen, erzählt er. "Mein Vertrag läuft bald aus, dann gehe ich für zwei Monate nach Hause und dann unterschreibe ich nochmal für elf Monate", sagt er.

Stand: 20.12.2022, 18.24 Uhr