Krieg in Nahost - Deutschland in Unruhe

Oliver Hoffmann bereitet Juden auf den Ernstfall vor, trainiert Krav Maga, eine israelische Selbstverteidigungstechnik. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel ist er Tag und Nacht mit seinem Team im Dauereinsatz, um Israelis und jüdische Einrichtungen zu schützen.

Antisemitische Zeichen und gewalttätige Proteste nehmen zu, sorgten über Deutschlands Grenzen hinaus für Schlagzeilen. Die Stimmung in der arabisch-muslimischen Community bleibt angespannt. Die Meinungsfreiheit, wenn man Israel kritisiere, werde eingeschränkt, sagen viele und es fällt vielen auch schwer die Hamas zu verurteilen.

Oliver Hoffmann bereitet Juden auf den Ernstfall vor, trainiert Krav Maga, eine israelische Selbstverteidigungstechnik. Hoffmann, Jude mit deutschem und israelischem Pass, erhält seit Jahren Morddrohungen. Doch seit dem Angriff der Hamas auf Israel hat sich die Lage extrem zugespitzt.  

Tag und Nacht ist er mit seinem Team im Dauereinsatz, um Israelis und jüdische Einrichtungen nicht nur in Berlin, sondern weltweit zu schützen. 

Vergangenen Donnerstag begleiten wir ihn auf seiner Kontrollfahrt durch Berlin.

Oliver Hoffmann, Sicherheitsexperte:
„Wir spüren eine große Angst. Niemand macht mehr jüdische oder israelische Veranstaltungen ohne Sicherheit. Das ist schon ein ziemlich krasser Zustand. Und ich muss jetzt auch klar sagen: Das reicht vielen nicht, dass die Polizei da ist.“

Vororttermin bei einer Veranstaltung von jüdischen Pfadfindern - einem Ort, den er bisher nicht sichern musste.

Oliver Hoffmann
Oliver Hoffmann | Bild: SWR

Oliver Hoffmann, Sicherheitsexperte:
„Viele Veranstaltungen finden im Augenblick in nichtjüdischen Objekten statt. Das heißt, obwohl man zum Beispiel eine Synagoge oder einen Gemeindesaal, der aber bekannt ist, mietet man einfach irgendwo unverfänglich in der Stadt irgendeinen normalen Veranstaltungsraum an und macht da die Veranstaltung, weil man da nicht im Fadenkreuz von diesen Leuten ist.“

Die Vorsichtsmaßnahmen - sie kommen nicht von ungefähr. Zehn Tage nach dem Terrorangriff der Hamas: versuchter Brandanschlag auf eine jüdische Gemeinde in Berlin. Wohnungen von Jüdinnen und Juden - mit Davidsternen markiert. In sozialen Medien und auf den Straßen teilweise offener Israel- und Judenhass.

Jugendlicher auf der Straße:
„Ich bin für Hitler, Adolf Hitler. Vergast die Juden.“

Jugendlicher auf der Straße:
„Ich ficke Israel, ich ficke die.“

Aus dem linken und arabischstämmigen Milieu versammeln sich Tausende zu Kundgebungen. Ihre Sympathie gilt weniger den israelischen Opfern, sondern den Palästinensern. Neben friedlichem Protest, immer wieder auch aufgeheizte Stimmung. Und eindeutige Botschaften:

Demonstrationsbanner:
"From the river to the sea - palestine will be free"

Israel soll von der Landkarte verschwinden. 

Wie sehr verändert der Krieg in Nahost die Stimmung in Deutschland? 

Jüdinnen und Juden fühlen sich in Deutschland bedroht

Ihr Leben hat sich seither komplett verändert. Die Studentin, sie will anonym bleiben, lebt als einzige Jüdin in einem Wohnheim in Berlin. Als auch sie vor wenigen Tagen einen Davidstern an ihrer Eingangstür entdeckt, ist sie schockiert. 

Betroffene (anonym):
„Ich wollte zuerst nicht glauben, dass so etwas wirklich passiert ist und es war, es war erschreckend, dass auch bei sich zu Hause zu sehen, weil es ja auch eine Symbolik hat. Es ist eine Nachricht, die zeigt, dass man markiert wurde, dass man sich unsicher fühlen soll. Wir wissen, was du bist, wer du bist, was du glaubst. Und: Du bist unerwünscht.“

Und tatsächlich hat die Tat Spuren hinterlassen. In ihrem Wohnheim fühlt sich die Studentin seither nicht mehr sicher, schläft über Schabbat, dem jüdischen Ruhetag, bei Freunden, erzählt sie. Hat überlegt auszuziehen. Und nicht nur dort begleitet sie seither ein mulmiges Gefühl.   

Betroffene (anonym):
„Es ist abstrus, wie sehr so ein Konflikt das Leben auf einmal umkrempelt. Also auch in der Wohnung, wo ich bei Freunden heute übernachte. Da ist auch ein Free Palestine ganz groß an die Wand gesprüht. Wenn man in der Bahn unterwegs ist, sieht man natürlich überall die Sticker und auch Leute rufen. Es ist immer präsent gerade. Und das in einem Land mit unserer Geschichte, das hätte ich nicht erwartet.“

Ein Gefühl der Unsicherheit, der Angst. Halt findet sie in diesen Tagen in der jüdischen Gemeinschaft. Und auf Veranstaltungen wie diesen:

Freitagabend in Berlin, Beginn des Schabbats. Sie alle sind gekommen, um zusammenzustehen - gegen den Terror.

Jonah Sievers, Rabbiner Jüdische Gemeinde Berlin:
„An dieser wohl traurigsten Schabbat-Tafel, leiten wir den Schabbat ein, in der Hoffnung, dass in ganz naher Zukunft all diese Personen wieder mit ihren Familien zusammensitzen können.“

Ein festlicher Tisch, 220 leere Stühle - einen für jede Geisel der Hamas.

Doch die Angst und die Sorge über die Sicherheitslage in Deutschland, sie ist auch hier, an diesem Abend, deutlich zu spüren.

Teilnehmerin der Veranstaltung:
„Mir berichten viele jüdische Menschen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis, dass sie auf Plattformen wie Lieferando oder Wolt oder Uber ihren Namen ändern, damit sie nicht als Juden und Jüdinnen erkennbar sind.“

Teilnehmer der Veranstaltung:
„Ich bin selbstständig und habe meine Räume, meine Arbeitsräume, abgeschlossen und habe die Leute nur einzeln reingelassen.“

Teilnehmerin der Veranstaltung:
„Ich habe die Augen und Ohren offen und gucke mir alle Leute an, die rundherum laufen. Ob man dann eines Tages erwischt wird und zusammengeschlagen wird, weiß man nicht.“

Ihre Sorgen sind nicht unbegründet. Das Bundeskriminalamt registrierte bundesweit im Zusammenhang mit den Terroranschlägen gegen Israel rund 2.000 Straftaten.

Wie ist die Situation in der arabisch-muslimischen Community?

Wir sind in Berlin-Neukölln. Kein Stadtteil ist in den vergangenen Wochen so sehr in den Blickpunkt geraten, wie dieser. Antisemitische Zeichen und gewalttätige Proteste sorgten über Deutschlands Grenzen hinaus für Schlagzeilen. Feiern hier wirklich alle die Taten der Hamas?

Die Stimmung auf der Sonnenallee bleibt angespannt. Die Meinungsfreiheit, wenn man Israel kritisiere, werde eingeschränkt, sagen hier viele. Kurz nachdem wir die Kamera aufgebaut haben, spricht uns eine Gruppe von Passanten an.

Reporter:
„Ist denn richtig, was die Hamas tut?“

Erster Passant:
„Ja, das ist wahr, denn dies ist unser Land, unsere Heimat, weil die Juden vor 73 Jahren hier in Europa waren und getötet wurden. Danach haben sie sich entschlossen, nach Palästina zu gehen.“

Mitten im Interview wird er von einem Begleiter unterbrochen, der schon weiterging: 

Zweiter Passant:
„Mann, was laberst du? Wovon redest du?“

Dann kommt er zurück und führt das Interview weiter:

Zweiter Passant:
„Friede sei mit euch. Wir sind weder für Israel noch für die Hamas. Wir sind gegen die Gewalt, die auf palästinensischem Boden stattfindet. Wir sind gegen die Tötung von Kindern.“

Vielen fällt es schwer, die Hamas zu verurteilen. Dieses Video soll eine Kinderleiche aus Gaza zeigen, sagen sie. Solche Aufnahmen sorgen für Wut gegen Israel und gegen den Westen. 

Islamisten versuchen pro-palästinensische Demonstrationen zu nutzen

So auch auf einer Kundgebung mit 800 Teilnehmern auf dem Alexanderplatz in Berlin Sonntag vor einer Woche. Sie wollen Stärke zeigen, solidarisch sein mit den Opfern Israels. Angemeldet war ein gemeinsames Gebet für Palästina. Klingt harmlos, doch hinter der Veranstaltung stehen Islamisten. Wer sind diese Leute?

Einer der Redner ist der Islamist Ahmad Tamim von der 'Generation Islam'. Laut Berliner Verfassungsschutz gehört die Gruppe zum Umfeld einer in Deutschland verbotenen radikal-islamistischen Partei. 

Ahmad Tamim, 'Generation Islam':
„Dann wisset, dass wir in Deutschland mittlerweile auch eine schwere Zeit haben. Und es wird hier die Meinungsfreiheit, wenn es um das Thema Palestine geht, stark eingeschränkt.“

Die Menge skandiert 'Intifada', zu Deutsch Aufstand.

Teilnehmer der Kundgebung:
„Intifada, Intifada, Intifada“

Der Berliner Verfassungsschutz hat die 'Generation Islam' im Blick: 

Michael Fischer
Michael Fischer | Bild: SWR

Michael Fischer, Landesamt für Verfassungsschutz Berlin:
„Aus meiner Sicht ist das, was 'Generation Islam' äußert, verfassungsfeindlich, denn sie versucht nur den Angriff der Hamas auf Israel und die Reaktion des israelischen Staates darauf, für ihre verfassungsfeindlichen Ziele, die darin bestehen, ein weltweites Kalifat zu errichten, zu instrumentalisieren.“

Auch andernorts wittern Islamisten die Gunst der Stunde - so wie hier bei einer Demo in Dortmund.

Redner auf Demonstration in Dortmund (Quelle: Instagram/furkanbewegung):
„Oh Allah, in Palästina wird deine Ideen und die Ehre der Muslime mit Füßen getreten und bekämpft.“

Vor wenigen Tagen in Hamburg: Hunderte Anhänger der vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppe 'Muslim interaktiv' gehen auf die Straße. Auch hier nutzt man den Nahost-Konflikt, um für die Einheit der Muslime zu werben, der sogenannten Ummah.

Redner auf Demonstration in Hamburg (Quelle: X/Minteraktiv):
„Ya Aallah, lass in diesen Ereignissen in Palästina der endgültige Weckruf für diese Ummah sein.“

Kann aus dieser aufgeheizten Stimmung eine Anschlagsgefahr entstehen?

Vergangenen Dienstag: Polizeibeamte durchsuchen eine Wohnung in Duisburg und nehmen einen 29-jährigen Deutschen mit ägyptischen Wurzeln fest: Tarik S. Die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf wirft ihm Verabredung zu einem Verbrechen vor. Er soll in einem Chat geäußert haben, als Märtyrer sterben zu wollen, und im Internet nach Pro-Israel-Demos gesucht haben. Offenbar hatte er auch Zugang zu einem LKW.

Der Mann ist kein Unbekannter. Diese exklusiven Bilder von 2013 zeigen eine Demo des bekannten Islamisten-Predigers Pierre Vogel in Frankfurt am Main. Unter den Teilnehmern: Tarik S. - vertieft in einem religiösen Buch. Später sieht man ihn mit der Flagge des IS - der Terrormiliz, auf deren Konto inzwischen viele Anschläge gehen, auch in Europa.  

Tatsächlich reist Tarik S. nur wenige Wochen nach der Frankfurter Demo selbst nach Syrien zum IS. Er taucht dort in solchen Propagandavideos auf. Dieses soll ihn dabei zeigen, wie er verwundete IS-Kämpfer besucht.

Tarik S. (Quelle: IS-Propagandavideo):
„Meine geehrten lieben Geschwister im Islam: Kommt Inshallah [so Gott will] zum Boden der Ehre und sucht die Schahada [Glaubensbekenntnis].“

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wird Tarik S. zu einer fünfjährigen Jugendstrafe verurteilt. Wieder in Freiheit, soll er sich erneut radikalisiert haben. Plante er nun also einen Anschlag?

Sein Anwalt streitet gegenüber REPORT MAINZ alle Vorwürfe ab. Tarik S. sitzt jedenfalls in Untersuchungshaft, die Ermittlungen laufen.

Droht jetzt eine neue Terrorgefahr? Nachfrage beim Berliner Verfassungsschutz:

Michael Fischer, Landesamt für Verfassungsschutz Berlin:
„Sicherlich gibt es hier Menschen, die sich durch eine entsprechende Propaganda auch dazu verstetigen würden, weitergehende Agitationen selbst durchzuführen oder eben auch darüber nachzudenken, selbst Gewalt anzuwenden. Konkrete Hinweise darauf gibt es allerdings nicht.“

Juden und Jüdinnen verlassen sich nicht auf die Polizei

Zurück zu Oliver Hoffmann. Auch spät abends ist er auf Streife.

Das nächste Objekt wird zwar von der Polizei gesichert, doch Hoffmann hat trotzdem Späher auf der Straße positioniert, die eine jüdische Einrichtung absichern sollen. 

Wachablösung und kurze Lagebesprechung. Das Objekt wurde vor wenigen Tagen angegriffen. 

Oliver Hoffmann, Sicherheitsexperte:
„Die Menschen, die die beiden Molotowcocktails geworfen haben letzte Woche, die sind hier irgendwo in der Nebenstraße aus dem Auto ausgestiegen, haben die Dinger fertig gemacht, haben die Dinge angezündet auf der anderen Straßenseite. Und das sind Dinge, die können da nicht passieren, wo wir sind, weil wir das frühzeitig mitbekommen und auch unterbinden.“

Reporter:
„Okay, was heißt unterbinden?“

Oliver Hoffmann, Sicherheitsexperte:
„Unterbinden heißt: alles, was erforderlich ist. Von Dokumentation über Festnahme oder… wie ich schon sage, alles, was erforderlich ist.“

Alle in seinem Team kennen Betroffene und Opfer des Massakers in Israel - eine Motivation, jüdisches Leben in Berlin zu schützen.

Oliver Hoffmann, Sicherheitsexperte:
„Betroffen sind alle von uns auf die eine oder andere Weise. Ein Mitarbeiter hat tatsächlich sieben Freunde verloren auf dem Festival, das dort in der Wüste stattfand. Und der andere, der da ist, hat einen dort verloren.“

Nicht nur Juden und Israelis in Berlin trauern und bangen in diesen Tagen um ihre Angehörigen und Freunde.

Die arabische Community ist gespalten

Wir sind zurück auf der Sonnenallee. 

Bilal stammt aus dem Gazastreifen, sagt er. Seit fünf Jahren lebe er mit seinem Bruder in Deutschland. Er habe keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter in Gaza. Im letzten Gespräch vor fünf Tagen habe sie erzählt: 

Bilal:
„Sie müssen nun salziges Meerwasser trinken. Über was für eine Menschlichkeit sprechen wir hier?“

Seine Wut ist groß:

Bilal:
„Hamas mag eine terroristische Organisation sein, aber sie verteidigt tatsächlich ihr Land gegen die Kolonisation, die durch europäische Länder kam.“

Hutifa Mashhadany versteht die Trauer und die Wut seiner Mitbürger, verurteilt aber die Krawalle der vergangenen Wochen. Er lebt erst seit drei Jahren in Deutschland. Hier auf der Sonnenallee wird er geschätzt von der arabischen Community.

Hutifa Al-Mashhadany, DAZ - Deutsch-Arabisches Zentrum:
„Wir brauchen diese Gewalt nicht hier in Deutschland. Wir brauchen Hassrede nicht. Wir brauchen Radikalismus auch nicht.“

Mashhadany leitet eine der größten säkularen Sprachschulen für Arabisch in Berlin mit 1.000 Schülern, erzählt er. 

Er hat als einer der wenigen eine Erklärung mit 36 arabischen Vereinen initiiert. Gemeinsam verurteilen sie die Terrororganisation Hamas. War das nicht ein schweres Unterfangen?

Hutifa Al-Mashhadany
Hutifa Al-Mashhadany | Bild: SWR

Hutifa Al-Mashhadany, DAZ - Deutsch-Arabisches Zentrum:
„Von unserer Seite nicht schwer. Das ist klar. Das muss jetzt machen. Hier gibt es Terrorismus organisieren und das müssen diese Leute verstehen. Dieser Terrorismus - wir brauchen keinen Terrorismus. Wir brauchen keine radikale und Rassismus-Gedanken. Wir brauchen nicht Krieg noch mehr, bitte. Wir brauchen Frieden in dieser Welt.“

Auch er ist besorgt über die Stimmung unter arabischstämmigen Migranten. 

Der Student Obada Barmou ist 2015 aus Syrien nach Deutschland geflohen. Inzwischen hat er einen deutschen Pass, engagiert sich in der Pfalz für die Grünen in der Kommunalpolitik. 

Gleichzeitig ist er immer wieder mit Exilsyrern in Kontakt, diskutiert mit ihnen über ein demokratisches Syrien. Doch aktuell bestimmen vor allem die Bilder aus Israel und Gaza die Diskussion. Auch die Bilder von den Demos in Deutschland.   

Obada Barmou
Obada Barmou | Bild: SWR

Obada Barmou, Student:
„Ich bin wütend darauf, dass man diesen Protest dafür nutzt, solchen Hass zu verbreiten. Man muss nicht Hass verbreiten, antisemitische Parolen rufen. Sie sind völlig blind und hoch emotionalisiert und können das nicht mehr unter Kontrolle bringen.“

Woher kommt dieser Hass? 

Der heute 26-Jährige hat selbst noch einen Großteil der Jugend in Syrien verbracht. In dem Land, unter dem Assad-Regime, sei der Hass auf Israel weit verbreitet.

Obada Barmou, Student:
„Es ist damit zu erklären, dass einem vom Kindesalter herbeigebracht wird: Es gibt einen Feind und dieser Feind ist Israel. Dieser Feind ist dafür verantwortlich für alle Probleme, die wir haben.“

Er selbst hat sich intensiv mit dem Judentum und dem Staat Israel befasst, sieht die Eskalation im Nahost-Konflikt differenziert. Opfer gebe es auf beiden Seiten, unter Israelis und Palästinensern, sagt er. Genauso wie es politische Fehler auf beiden Seiten gebe. 

Doch in Diskussionen mit syrischen Studenten und Intellektuellen dringe er mit dieser Sichtweise kaum noch durch, sagt er. Vor kurzem habe er in einem Chat auf die israelischen Opfer des Hamas-Angriffs hingewiesen. Eine der Reaktionen:  

Gruppenchat:
„Hier spricht der erste Held, der Likes für Israel gibt.“

Obada Barmou, Student:
„Das Schlimmste war, dass mir vorgeworfen hat, ich würde Propaganda für Israel machen, genau wie Assad Propaganda in Syrien verbreitet. Dieser Vergleich hat mich entsetzt, weil viele wissen eigentlich, wie stark ich mich für die Opposition mache und wie stark ich mich engagiere.“

Er macht sich nun große Sorgen über das friedliche Miteinander in Deutschland. Und damit ist er nicht allein. 

Auch der Sicherheitsexperte Hoffmann befürchtet nichts Gutes für die nächsten Wochen. Und mit jedem neuen Angriff Israels auf Gaza könne die Lage auch in Deutschland noch weiter eskalieren.

Oliver Hoffmann, Sicherheitsexperte:
„Also wir werden unsere Maßnahmen sicherlich festigen müssen, verbessern müssen. Also ich gehe nicht davon aus, dass wir besonders friedlichen Zeiten entgegensehen. Also damit ist keinesfalls zu rechnen. Und ich sehe auch eine Sache: Uns gibt es nur deswegen noch, weil wir stärker sind. Wären wir nicht stärker, wären wir jetzt nicht mehr da. Ganz klipp und klar. Niemand würde uns helfen.“

Stand: 23.04.2024 23:28 Uhr