Mo., 05.06.23 | 23:05 Uhr
Das Erste
Adolf Kanter – Der Spion, der zu viel wusste
Fünf Jahre nach der Wiedervereinigung wird in Koblenz ein Mann wegen fortgesetzter, schwerer geheimdienstlicher Tätigkeit zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Die Gründe für die milde Strafe liegen im Bonner Regierungsviertel verborgen: Der DDR-Spion Adolf Kanter unterhielt seit den 50ern beste Beziehungen in die westdeutsche Wirtschafts- und Politik-Elite.
Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Eberhard von Brauchitsch erfindet er ein Zuwendungssystem für Politiker, das sich in den 80er Jahren zum größten Korruptionsskandal der BRD ausweitet: Rund 25 Millionen DM flossen aus den schwarzen Kassen des Flick-Konzerns, dessen Bonner Stabsstelle Kanter mit leitete, an Politiker. So auch an Helmut Kohl. Doch niemand ahnt zu diesem Zeitpunkt, welch doppeltes Spiel Kanter betreibt:
Dass der unscheinbare Lobbyist brisante Interna über die Geldempfänger an die DDR-HVA von Markus Wolf liefert. Als 1983 durch einen Zufall Kanters Agententätigkeit bekannt wird, bleibt dieses brisante Wissen jedoch geheim. Denn zeitgleich versucht ein Untersuchungsausschuss, das ganze Ausmaß der Flick-Parteispendenaffäre zu ergründen. Wäre da Kohls langjährige Verbindung zum DDR-Agenten Kanter herausgekommen, hätte es möglicherweise Kohls Kanzlerschaft beendet, so der damalige Vertreter der Grünen im Bundestagsuntersuchungsausschuss, Otto Schily.
Grimme-Preisträger Claus Räfle enthüllt mithilfe von Zeitzeugen und Insidern nun, dass die Spionageaffäre Kanter offenbar aus Gründen des Machterhalts der Regierung Kohl vertuscht wurde.
Ein Film von Claus Räfle
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