SENDETERMIN So., 15.02.09 | 23:35 Uhr | Das Erste

Wo warst Du, als...

Folge 2

Wir erinnern uns genau, wo wir waren, wie wir fühlten als am 9. November 1989 die Berliner Mauer fiel. Man muss nicht unbedingt hautnah dabei gewesen sein, um mit einem Ereignis dieser Größenordnung eine ganz eigene, persönliche Geschichte zu verbinden. Hier setzt „Wo warst Du als ...?" an. In den fast 20 Jahren nach dem Mauerfall wurde vieles berichtet und doch ist längst nicht alles gesagt. „Wo warst Du als ...die Berliner Mauer fiel?" wagt den Versuch, den Fokus auf die Randerscheinungen zu richten, die sich abseits der offiziellen Nachrichtenlage an jenem 9. November ereigneten. Es geht nicht um große Namen. Es geht um sehr persönliche Erfahrungen. Es geht um individuelle Momentaufnahmen. Drei Betroffene erzählen uns ihre Geschichte: Harald Jäger, Mike Fröhnel und Maren Hoffmann. Menschen wie Du und ich und Prominente wie Axel Schulz und Björn Engholm ergänzen.

Pressekonferenz am 9. November 1989: „Das tritt nach meiner Kenntnis ...is das sofort, unverzüglich." Ein gestammelter Satz schreibt Weltgeschichte. Günther Schabowsky ist einer der vielen, die in der Chronologie der Wiedervereinigung eine berühmt-berüchtigte Rolle spielen. Harald Jäger verfolgt die Pressekonferenz aus dienstlichen Gründen am Fernseher. Sein Arbeitsplatz: die Grenzübergangsstelle Bornholmerstraße. Es ist 20 Uhr, Jäger sitzt in der Kantine und löffelt Linsensuppe. „Als ich den Schabowsky gehört hab, da ist mir förmlich der Bissen im Halse stecken geblieben!" sagt Jäger heute und es scheint, als sei er noch immer völlig fassungslos. Harald Jäger ist diensthabender Leiter der Pass-Kontroll-Einheit. Er wartet auf Weisungen. Er wartet vergeblich. „Ich war 28 Jahre lang gewöhnt, Befehle zu empfangen und Befehle auszuführen. An diesem 9. November habe ich förmlich um Befehle gebettelt."

Als Günther Schabowsky die Berliner Mauer mit einem Satz ins Wanken bringt, sitzt Mike Fröhnel in Haft. In Tschechien war er ohne gültige Papiere festgenommen worden. Er ist 24 Jahre alt und zum vierten Mal in Haft. Er hat Flugblätter verteilt, einen Volkspolizisten verprügelt. Auch in Haft lässt er sich den Mund nicht verbieten - die letzten Monate seiner zweijährigen Freiheitsstrafe sitzt er in Absonderungshaft: keine Zeitung, kein Radio, kein Hofgang mit anderen Häftlingen, kein Besuch. 21 Tage nach dem Mauerfall wird Fröhnel entlassen - noch immer völlig ahnungslos, dass die DDR, wie er sie kennt und hasst, nicht mehr existiert. Die Freiheit entdeckt Mike Fröhnel alles andere als unverzüglich und sofort.

Sofort und unverzüglich macht sich Maren Hoffmann auf den Weg in den Westen. Sie möchte endlich ihre Eltern wieder sehen. Die haben Monate zuvor „rüber gemacht" und auch die Sehnsucht kennt jetzt keine Grenzen. Sie nimmt nur mit, was sie am Leibe trägt und das ist einiges - Maren Hoffmann ist hochschwanger. Ihr drittes Kind ist für den 10. November ausgezählt. Die Nachricht vom Fall der Mauer lässt sie alles vergessen - auch den Rat der Ärzte, sie solle sich schonen, so kurz vor der Niederkunft.

Harald Jäger, Mike Fröhnel und Maren Hoffmann - drei von Millionen, für die der November 1989 ein unvergessenes Erlebnis war. Offen und detailliert schildern sie die Wende aus ihrer Perspektive und liefern sehr persönliche Antworten auf die scheinbar simple Frage: „Wo warst Du als ...die Berliner Mauer fiel?"

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So., 15.02.09 | 23:35 Uhr
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Westdeutscher Rundfunk
Mitteldeutscher Rundfunk
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