So., 04.05.25 | 21:45 Uhr
Das Erste
Trumps Ukraine-Deal: Neue Hoffnung auf Frieden?

US-Präsident Donald Trump dringt weiter auf die Umsetzung seiner Vorschläge für einen Frieden in der Ukraine. Das gerade unterzeichnete Rohstoffabkommen zwischen Washington und Kiew weckt dort Hoffnung auf ein langfristiges Engagement der USA. Trumps Plan sieht Zugeständnisse an den russischen Präsidenten Wladimir Putin vor und fordert von dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj unter anderem schmerzhafte Gebietsabtretungen. Rücken direkte Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine jetzt näher? Und welche Folgen hätte das für Europa und die NATO-Mitgliedsstaaten?
Sigmar Gabriel

Der ehemalige SPD-Politiker und Vizekanzler a. D. ist seit 2019 Vorsitzender der Atlantik-Brücke, die sich für die Pflege der deutsch-amerikanischen Beziehungen einsetzt. Er räumt ein, sich in Putin geirrt zu haben und warnt nun vor dem Friedensplan Trumps, der Putins Interessen diene und Europa schwäche. Eine mögliche Absprache zwischen Trump und Putin sieht er als Gefahr für die Ukraine und ganz Europa. Gleichzeitig betont Gabriel Europas sicherheitspolitische Abhängigkeit von den USA und hält Forderungen nach mehr Unabhängigkeit von Washington für unrealistisch. Eine stärkere europäische Führungsrolle befürwortet er – jedoch nur in enger Abstimmung mit der NATO.
Nicole Deitelhoff

Die Politikwissenschaftlerin ist seit 2009 Professorin für Internationale Beziehungen und Theorien Globaler Ordnungen an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und leitet seit 2016 das Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung. Der Friedensplan Donald Trumps ist aus ihrer Sicht ein „Unterwerfungsvertrag“. Dass als Reaktion auf diesen auf ukrainischer Seite erstmals über mögliche Gebietsabtretungen gesprochen wurde, ist für Deitelhoff aber ein Hinweis darauf, dass entscheidende Verhandlungen näher gerückt sein könnten. Jedes Zugeständnis der Ukraine müsse aber mit belastbaren Sicherheitsgarantien einhergehen – was ohne Beteiligung der USA kaum möglich sei. Auch das aus Russland geäußerte Bedrohungsgefühl durch die NATO und eines ukrainischen Beitritts in das Bündnis sei ernst zu nehmen.
Franz-Stefan Gady

Der österreichische Militäranalyst und Politikberater berät Regierungen und Streitkräfte in Europa und den USA. Sein im Herbst 2024 erschienenes Buch „Die Rückkehr des Krieges“ stellt die These auf, dass Kriege in Zukunft noch wahrscheinlicher und häufiger werden. Deshalb fordert Gady von den Europäern, insbesondere im deutschsprachigen Raum, den Krieg ins Denken zurückzubringen, um sich darauf vorbereiten und ihn im besten Falle verhindern zu können. Regelmäßig reist er mit seinem Team in die Ukraine und befragt Militärangehörige aller Ränge zur Lage an und abseits der Front. Gady glaubt nicht, dass der Druck aus den USA einen Frieden in der Ukraine wahrscheinlicher gemacht habe. Das einzige Mittel sei die Abnutzung der russischen Streitkräfte bis zu einem Zeitpunkt, an dem sich im Kreml die Kosten-Nutzen-Rechnung verändere.
Rebecca Barth

Die ARD-Korrespondentin in Kiew berichtet seit Beginn des russischen Angriffskriegs aus der Ukraine – oft auch direkt von der Front. Sie erlebt eine Bevölkerung, die sich nichts sehnlicher wünscht als Frieden, aber keinerlei Vertrauen mehr in Russland oder Putins Zusagen hat. Barth beobachtet, dass in Kiew die Hoffnung auf US-Unterstützung schwindet und die Sorge wächst, Washington könne sich eher auf Putins Seite schlagen. Die Abhängigkeit von einem US-Präsidenten wie Trump hält sie für fatal - ein Frieden ohne Sicherheitsgarantien durch die USA sei für die Ukraine aktuell jedoch kaum vorstellbar.