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Wissen im Alltag - Bau eines Iglus

Ein Wintertag im Allgäu. Kalt und wolkenverhangen. Nicht gerade ideales Ausflugswetter.

Mit Schaufeln und Sägen im Gepäck ist eine Gruppe Bergsteiger in den Allgäuer Alpen unterwegs. Ihr Ziel ist keine Hütte. Sie wollen in einem selbstgebauten Iglu übernachten.

Suche nach Altschnee

Bergführer Benno Wechs weiß aus Erfahrung, wo man den richtigen Schnee dafür findet. Denn mit frisch gefallenem Pulverschnee kann man kein Iglu bauen. Der ideale Schnee sind so genannte Schmelzformen. Ein Altschnee, der sich schon so umgewandelt hat, dass er wieder zu einem Block zusammen gefroren ist.

Geheimnissvolle Struktur des Schnees

Denn Schnee ist nicht gleich Schnee. Nur am Anfang besteht er aus filigranen Kristallen. Mit der Zeit beginnt er sich dann umzuwandeln. Wissenschaftler am eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos, wie der Schneephysiker Bernd Pinzer , versuchen herauszufinden, wie und unter welchen Umständen solche Umwandlungen passieren.

Zum Beispiel, um die Gefahr für Lawinen besser einschätzen zu können. Bernd Pinzer untersuchen die Veränderungen in einem Computer-Tomographen. Dabei zeigt sich, die sehr feinen, filigranen Schneeflocken verdichten sich, wachsen an den Kontaktflächen, wo sich die Schneeflocken berühren, zusammen und bilden feste Verbindungen. Aus den feinen Neuschnee-Kristallen wächst mit der Zeit ein diffuses aber fest zusammenhängendes dreidimensionales Netz.

Nicht zuviel Enthuisiasmus

Gut für die Iglubauer. Nur mit so einem Schnee können sie ihr Quartier bauen. Block für Block müssen sie aus dem alten, tief liegenden Schnee heraussägen. Möglichst vorsichtig, damit keine Risse entstehen und das Netzwerk im Inneren bricht.

"Gefährlich ist es gerade, dass man zu enthusiastisch ist und meint man möchte jetzt ein großes Iglu bauen, das ist seht zeitintensiv. Dann kann es schon mal passieren, es wird Nacht und das Iglu ist nicht fertig,“ warnt Bergführer Benno Wechs.

Ein Platz für Zwei

Nach einem Nachmittag harter Arbeit steht dann tatsächlich ein Iglu. Der Eingang des Iglus liegt tiefer, dann kann die kalte Außenluft nicht so leicht ins Innere gelangt.

Und mit ein paar Kerzen und Körperwärme kann man das Iglu immerhin um einige Grad aufheizen. Auch wenn es draußen immer kälter wird.

Luft im Schnee isoliert

Denn Schnee kann vor der Kälte schützen. Er besteht aus einem Gemisch aus Eis und Luft. Die Eisstruktur ist sehr gewunden, deshalb muss die Wärme sehr weite Wege zurücklegen, damit sie von einem Ende zum anderen kommt. Deswegen ist Schnee ein guter Isolator. So gut, dass es im Iglu auch am nächsten Morgen noch erträglich ist.

Und weil es nachts draußen kalt war, ist das Iglu sogar stabiler geworden.
Wenn es jetzt keinen Wärmeeinbruch gibt, könnten sie bis zum Frühling hier wohnen.

Autor: Daniel Schwenk

Stand: 11.05.2012 13:01 Uhr

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