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Elektro-Auto der Zukunft

Vorreiter Kalifornien

Wie Internet und Computerbranche könnte auch die Autoindustrie von morgen ihre entscheidenden Impulse aus Kalifornien bekommen. Dort gibt es viele, die auf das Elektroauto setzen - schließlich macht die neue Technik unabhängig von hohen Ölpreisen und schont zudem das Klima.

Der Tesla Roadster – das Auto der Internetgeneration

Sportauto der Firma Tesla
Sportauto der Firma Tesla | Bild: WDR

Im Silicon Valley haben die Wagniskapitalgeber das Thema Elektroauto für sich entdeckt und Firmen wie Tesla Motors mit Millionenbeträgen ausgestattet. Innerhalb von nur fünf Jahren hat Tesla einen vollelektrischen Sportwagen entworfen, der die meisten benzingetriebenen Flitzer in der Beschleunigung locker abhängt. Das Herzstück des Tesla Roadsters ist eine kreative Revolution. Den Strom für den Elektromotor liefern 6.831 kleine Lithium-Ionen-Akkus, wie sie auch in Laptops und Camcordern eingesetzt werden. Seinen ungewöhnlichen Antrieb hört man dem Sportwagen sofort an - man hört beim Anfahren kaum ein Geräusch. Dabei hat der Elektromotor unter der Haube jede Menge Kraft. Von Null auf 100 in vier Sekunden - das schafft kaum ein anderer Sportwagen.

Trotzdem ist der Tesla relativ sparsam: Je nach Fahrstil verbraucht er den Energiegehalt von rund zwei Litern Benzin auf 100 Kilometer als Strom und hat eine Reichweite von bis zu 350 Kilometer. In dreieinhalb Stunden ist er an einer Schnellladestation wieder komplett
aufgeladen. Doch mit einem Preis vom 100.000 Dollar und einer relativ geringen Stückzahl pro Jahr ist der Tesla vor allem etwas für die Reichen und Prominenten wie Filmstar George Clooney, den kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger oder die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page.

Findige Tüftler bauen ein eigenes Elektroauto

Als einzige alltagstaugliche halb-elektrische Alternative gibt es heute Hybridautos wie den Toyota Prius, in denen ein Elektromotor den Verbrennungsmotor unterstützt. Rein elektrisch kann der Prius aber gerade einmal drei Kilometer fahren kann. Doch in Kalifornien wollen viele Enthusiasten nicht bis 2010 auf die Einführung einer erweiterten Version warten. Findige Tüftler um den Internetspezialisten Felix Kramer setzten sich zum Ziel, auf der Basis des Prius ein Auto zu bauen, das sich an der Steckdose aufladen lässt und mit dem Strom zumindest 15 bis 20 Kilometer weit fahren kann. In monatelanger Tüftelarbeit fanden sie heraus, wie sich Hardware und Software des Prius "hacken" lassen. Sie vergrößern seine Reichweite im Strommodus durch einen Satz Bleibatterien, die sie unter dem Boden des Kofferraums verstauten und installierten eine Steckdose zum Laden. Das Ergebnis ist ein sogenanntes Plug-In-Hybridauto (PHEV).
Felix Kramer und seine Mitstreiter haben sich in der sogenannten California Car Initiative zusammengeschlossen, mittlerweile ein halbes Dutzend Toyota Prius zu PHEVs umgebaut und dabei die Technik immer weiter entwickelt. Ihr Ziel ist es, Toyota und die anderen großen Hersteller zu überzeugen, solche Autos in großer Stückzahl herzustellen. Felix selbst hat im Laufe der vergangenen Jahre einige Tausend Dollar investiert. Seinen eigenen Prius hat er schon zum zweiten Mal umbauen lassen. Er hat jetzt moderne Lithium-Ionen-Batterien - die sind weniger als halb so schwer und halten wesentlich länger.

Plug-In-Hybride auf dem Vormarsch

In Kalifornien gibt es in inzwischen mehrere Spezialwerkstätten, die diese Umrüstung anbieten. Eine Firma liefert ein fertiges Umbaupaket für den Toyota Prius, das in der Werkstatt einfach einzubauen ist. Das elektrische Fahren mit dem modernen Lithium-Ionen-Akku führt in einer Mischung von Stadt- und Überlandfahrt zu einem traumhaften Spritverbrauch von zwei Litern auf 100 Kilometer. Doch noch hat der Umbau ein deftiges Preisschild: Er kostet etwa 10.000 Dollar. Doch es geht auch um ein Statement: Komfortables elektrisches Fahren ist schon heute technisch möglich - und sollte kein Privileg für einige wenige sein. Deshalb hat sich auch die Politik auf die Seite der Toyota-Hacker geschlagen. Die Stadt San Francisco hat einige Wagen umbauen lassen und setzt sie in der Stadtverwaltung ein. Einige von ihnen werden öffentlichkeitswirksam an eigens vor dem Rathaus aufgestellten Stromtankstellen geladen. Mehrere hundert Tankstellen sollen in der Region folgen. Das erklärte Ziel des Bürgermeisters Gavin Newsom: San Francisco soll die (Plug-In-)Elektroautohauptstadt der Welt werden.

Adressen & Links

Homepage der California Car Initiative von
Felix Kramer.
www.calcars.org

Autor: Daniel Münter (WDR)

Stand: 19.03.2013 17:05 Uhr

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