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Leben spenden

Diagnose: Leukämie

Einen Monat nach ihrem siebzehnten Geburtstag erhielt Anna-Katharina eine schreckliche Diagnose: Sie hatte Leukämie. Noch vor wenigen Jahren war diese Diagnose ein Todesurteil. Heute ist Anna-Katharina geheilt. Das verdankt sie einer anderen jungen Frau: Kim. Sie half Anna-Katharina die Leukämie zu besiegen. Denn Kim spendete blutbildende Stammzellen.

Was ist Leukämie?

Spenderin Kim auf dem Weg zur Stammzellenspende
Man glaubt es kaum: Kims Gewebemerkmale stimmen mit Anna-Katharinas überein. | Bild: WDR

Alle 45 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Leukämie- oder Blutkrebs. Eine gefährliche Erkrankung, bei der die Reifung der weißen Blutkörperchen gestört ist. Im Knochenmark, dem blutbildenden Organ, kommt es zu einer explosionsartigen Vermehrung der weißen Blutkörperchen. Sie verdrängen die roten Blutkörperchen und Blutplättchen im Körper. Früher endete der Krankheitsverlauf oft tödlich, heute sind die Heilungschancen bei Blutkrebs dagegen gut. Um die Krankheit zu besiegen, benötigen Leukämie-Patienten eine Stammzellenspende. Diese Stammzellen werden in das Knochenmark des Empfängers implantiert. Wachsen sie dort an, können die Spender-Stammzellen nun neues, gesundes Blut bilden. Jeder Erwachsene zwischen dem 18. und dem 50. Lebensjahr kommt als Spender in Frage. Wichtig dabei: Die genetischen Merkmale der Blutzellen von Spender und Empfänger müssen, so wie bei Kim und Anna-Katharina, übereinstimmen.

Die Nadel im Heuhaufen

Wattestäbchen mit Zellen der Mundschleimhaut
Kinderleicht: Zellentnahme in der Wangenschleimhaut | Bild: WDR

Die Schwierigkeit: Jeder Mensch hat auch im Blut individuelle, genetisch festgelegte Gewebemerkmale auf der Oberfläche der Blutzellen, die so genannten HLA-Antigene (human leucocyte antigens). Diese haben eine wichtige Aufgabe bei der körperlichen Abwehr von Infektionserregern und körperfremden Stoffen. Damit eine Stammzelltransplantation erfolgreich verläuft und die Spender-Zellen nicht vom Körper abgestoßen werden, muss der Spender also weitgehend die gleichen HLA-Merkmale aufweisen wie der Erkrankte. Die Blutgruppe spielt keine Rolle. Angesichts unzähliger möglicher Kombinationen der HLA-Antigene kommt so jedoch mitunter nur ein einziger Mensch unter mehreren Millionen als Spender in Frage.

Deutschlandweit auf der Suche

Diese Zellen werden im Labor der Deutschen Knochmarkspenderdatei (DKMS) – der größten Datei dieser Art in Deutschland ausgewertet, die Ergebnisse anonym am Zentralen Knochenmarkspenderregister für Deutschland in Ulm (ZKRD) gespeichert. Das Ulmer Zentralregister steht mit internationalen Knochenmarkspenderdateien in Verbindung. Weltweit sind derzeit insgesamt knapp 13 Millionen potentielle Spender – so wie Kim – hier registriert. In Deutschland gibt es insgesamt etwa 3,5 Millionen potentielle Spender. Übrigens: Spendenwillige haben die Wahl unter dreißig verschiedenen Knochenmarks-Spender Dateien. Die DKMS ist die größte unter ihnen: Fast zwei Millionen Menschen sind inzwischen in dieser Kartei gespeichert, die Organisation kann pro Tag im Schnitt acht Spender erfolgreich vermitteln. Aber Stammzellspenden werden weiterhin gesucht, denn ständig warten viele Leukämie-Patienten auf einen passenden Spender.
Möchte man – so wie Kim – als Knochenmark-Spender Leben retten, muss man sich einer Gewebe-Typisierung (HLA-Typisierung) unterziehen. Dies kann man auf zweierlei Art bewerkstelligen: Zum einen mit Hilfe einer Blutuntersuchung oder – noch einfacher - mit einem Zellabstrich der Mundschleimhaut.

Leben retten leicht gemacht

Der Eingriff für den Stammzellenspender verläuft heute meist nahezu schmerzlos! In der Regel wird die körpereigene Stammzellenproduktion durch die Einnahme eines Medikamentes gesteigert.
Nach einer Woche werden dann die neu gebildeten Stammzellen in einem Blutlabor aus dem Körper gefiltert. Das unbenötigte Blut wird dem Körper wieder zugeführt.
Jede Typisierung kostet die DKMS 50 Euro, wer finanziell selbst dafür aufkommen kann, spendet diese Kosten oft der Deutschen Knochenmarks Spender Kartei.
Von den Kosten sollte sich aber niemand abhalten lassen: Wenn man dieses Geld nicht aufbringen kann, übernimmt die DKMS aus anderen Spendentöpfen diese Kosten.

Autor: Carsten Lindner

Stand: 11.01.2013 12:36 Uhr

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