Pressemeldung vom 29.06.2017

Weltspiegel - Auslandskorrespondenten berichten

Am Sonntag, 2. Juli 2017, 19:20 Uhr vom BR im Ersten

Moderation: Natalie Amiri

Geplante Themen:

USA: Rollensuche im Mittleren Osten
Ein Ex-Soldat, der schreibt. Elliot Ackerman war im Irak, kämpfte in Falludscha. Es war eine der blutigsten Schlachten des Irakkriegs. 13 Jahre ist es her, aber noch immer präsent. Schreiben hilft beim Verarbeiten und beim Aufrütteln der Öffentlichkeit. Und die ist mittlerweile genauso kritisch wie Ackerman. „Der Irakkrieg war ein Fehler!", fasst auch der bekannte Politikanalyst Jon B. Alterman die Stimmung in den USA zusammen. Die arabische Welt liegt in Trümmern und die USA wirken unentschlossen. Der Druck auf US-Präsident Trump wächst, sich im Mittleren Osten zu positionieren. Was kann er tun? Will er die Amerikaner wieder zur Ordnungsmacht der Region machen? Und falls ja, heißt das nur militärisch oder auch diplomatisch? Demian von Osten geht diesen Fragen nach. (Autor: Demian von Osten, ARD Washington D.C.)

Irak: Mit roter Nase gegen Alpträume
Jede Nacht kommen die schrecklichen Bilder. Der Vater wird krank, zu Tode erschöpft vom verzweifelten Versuch, seine Familie zu retten. Sieben Tage lang muss Ahmed, damals zwölf Jahre alt, mit Eltern und Geschwistern bei Gluthitze im Sindschar-Gebirge ausharren. Sie sind Jesiden und auf der Flucht vor dem IS. Es ist August 2014, die Terrormiliz beginnt ihren Eroberungszug durch den Irak. Das Leid der Jesiden und der drohende Völkermord an ihnen bringt US-Präsident Obama dazu, sich wieder militärisch im Irak zu engagieren. Ahmeds fünfjährige Schwester verdurstet im Gebirge. Jahrelang haben die Erinnerungen den heute 15-Jährigen nicht losgelassen. Ahmed ist schwer traumatisiert, wie tausende andere jesidische Kinder. Die Frage, was die militärische Intervention der USA bewirkt hat, wollen sie nicht stellen; sie können noch immer nicht zurück in die Heimat und müssen lange Jahre in Lagern verbringen.
Einigen hundert dieser Kinder versucht ein Projekt der SOS-Kinderdörfer im irakischen Vertriebenen-Camp Khanke zu helfen. (Autor: Volker Schwenck, ARD Kairo)

Italien: Mit dem Super-E-Motorrad gegen die Krise
Das Wachstum schwächelt, die Banken sind in der Dauerkrise und die Politik findet keinen Konsens: Italien schlittert dem Abgrund entgegen und kaum jemand will es so recht wahr haben. Wer kann, verlässt das Land und baut sich anderswo ein neues Leben auf. Livia Cevolini sieht das ganz anders: Sie liebt ihre Heimat und die Technik. Die Ingenieurin hat ein Motorrad mit E-Motor entwickelt. Vor sechs Jahren hat sie mit wenigen Leuten angefangen und heute ist sie auf dem internationalen Markt unterwegs - mit Büros in den USA und bald auch in Deutschland. Mühsam war der Weg bis dahin, aber die Ingenieurin aus Modena hat gute Berater im Rücken, die ihr Unternehmen auch an die Börse brachten. Auch wenn es ihrer Firma gut geht, so kämpft sie doch mit einer enormen Steuerlast, die die italienische Politik ihr aufbürdet. Hinzukommen die hohen Lohnebenkosten. Livia fordert mehr Flexibilität und Anreize, damit die italienische Wirtschaft Fahrt aufnimmt und ausländische Investoren wieder vermehrt nach Italien kommen. (Autorin: Ellen Trapp, ARD Rom)

Russland: Der Leoparden-Freund
Er will alles dafür tun, dass eines Tages auch im Westkaukasus, dem russischen Teil des Gebirges, wieder Leoparden leben. Das ist der größte Traum des 34-jährigen russischen Biologen Alim Pchitikow. „Historisch war der Leopard im ganzen Kaukasus verbreitet", erklärt er euphorisch. „Heute lebt der Kaukasus-Leopard nur noch in Armenien, Aserbaidschan, Georgien und Iran." So war Alim Pchitikow als einer der führenden Kaukasusexperten vor einem Jahr dabei, als die internationale Umweltorganisation WWF drei junge Leoparden in einer besonders geschützten Region im russischen Kaukasus auswilderte. Dieses Gebiet unterliegt einem Totalschutz: Keinerlei menschliche Aktivitäten sind erlaubt. Nur mit einer Genehmigung dürfen wir den Wissenschaftler bei seiner Recherchereise begleiten. Er will herausfinden, wie es um die Wildbestände bestellt ist, denn daraus kann er schließen, wie hoch die Überlebenschancen der Großkatzen sind. Allzu optimistisch ist er nicht, nachdem sich rund um Sotschi die Skigebiete in Richtung Kaukasisches Naturschutzgebiet ausbreiten. Für die Biologen ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. (Autorin: Birgit Virnich, ARD Moskau)

Kanada: 150 Jahre Sympathie?
Hunderttausende werden zur 150-Jahr-Feier in der Hauptstadt erwartet - mit dabei der junge populäre Premierminister Justin Trudeau und Prinz Charles als Bote der Queen. Kanada, das Einwandererland schlechthin, gilt zurzeit als Hort stabiler Liberalität, weitgehend frei von radikalem Populismus, Ausländerfeindlichkeit und starken gesellschaftlichen Gegensätzen. Die Regierung fährt einen klaren Kurs der Abgrenzung gegenüber den USA zu Gunsten offener Grenzen und des Klimaschutzes. Auf dem Programm des Landes steht auch mehr Engagement in den Vereinten Nationen bei Friedensmissionen. Markus Schmidt begleitet ein kanadisches Ehepaar - sie europäischer, er chinesischer Abstammung - mit ihrem Sohn zu dem Fest vor dem Parlament in Ottawa. (Autor: Markus Schmidt, ARD New York)