Der Ukraine-Schwerpunkt im Ersten

02.07.2015

Ukraine Fahnen
 | Bild: pa

In der Ukraine-Krise zeichnet sich noch immer keine Lösung ab – im Gegenteil. Im Osten des Landes flammt die Gewalt neu auf, die Kämpfe gehen weiter. Und im Streit um die Gaspreise hat Russland angekündigt, die Ukraine nicht mehr mit Gas zu beliefern.

"Wo steht die Ukraine und wie sieht ihr Zukunft aus?" fragt Das Erste am Montag, 6. Juli 2015, und widmet der Ukraine einen Themenschwerpunkt in zwei Teilen. Dabei schaut ARD-Korrespondentin Golineh Atai für die "Story im Ersten"  zunächst auf den aktuellen Zustand der Ukraine. In der darauffolgenden Dokumentation "Ukraine – Grenzland zwischen Ost und West" steht dann die historische Aufarbeitung des Ukraine-Konfliktes im Mittelpunkt.

Erster Teil: Montag, 6. Juli 2015 | 23:00 Uhr

Story im Ersten: Zerrissene Ukraine – Zwischen Freiheit und Krieg

Ein Film von Golineh Atai

Die Ukraine im Sommer 2015. Das Aufbruchsgefühl vom Maidan ist einem Krieg im Osten des Landes gewichen und auch die in Minsk verhandelte Waffenruhe im Frühjahr 2015 hat dem Land keinen echten Frieden gebracht. Im Gegenteil – langsam werden die Verwüstungen der schweren Kämpfe sichtbar, sowohl die physischen, als auch die psychischen.

Die genaue Zahl der Toten kennt niemand, von tausenden ist die Rede. Zehntausende Zivilisten und Kämpfer sind verletzt und traumatisiert. Fast eine Millionen Menschen sind zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden. Städte, Siedlungen, Infrastrukturen sind zerstört, und in besetzten Gebieten wehen heute die Flaggen der Volksrepubliken Donezk und Luhansk. Die Ukraine ist zerrissen zwischen dem Wunsch nach Aufbruch und einem Krieg der nicht enden will.

Die ARD-Korrespondentin Golineh Atai prägte eineinhalb Jahre lang die Berichterstattung über diesen Krieg in der Ostukraine. Auf ihrer aktuellen Drehreise Reise durch die Ukraine trifft sie auf Menschen, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen wollen. Denn von der Regierung in Kiew sind sie enttäuscht.

Für die "Story im Ersten" schaut Golineh Atai auf den aktuellen Zustand der Ukraine und zieht Bilanz nach eineinhalb Jahren Berichterstattung. Sie fragt: Wo steht das Land heute und wie sieht seine Zukunft aus?

Redaktion Nicole Ripperda und Tibet Sinha

Zweiter Teil: Montag, 6. Juli 2015 | 23:45 Uhr

Geschichte im Ersten: Ukraine – Grenzland zwischen Ost und West

Ein Film von Konstanze Burkard und Olga Sviridenko

Die Ukraine hat keine einfache Geschichte. Historische Fakten werden fast an jedem Ort anders interpretiert. Die Autorinnen Konstanze Burkard und Olga Sviridenko sind durch die ganze Ukraine gereist und haben mit den unterschiedlichsten Menschen gesprochen. Mit denen, die sich eher Westeuropa verbunden fühlen, und mit denen, die in Russland ein "Brudervolk" sehen.

Die einen fühlen sich schon immer unterdrückt, vom Zarenreich über die Sowjetunion bis zu Putins Russland, bis zu den Protesten des "Euromaidan" mit einem willfährigen ukrainischen Präsidenten im Schulterschluss. Dieser verhinderte im November 2013 nicht nur die europäische Integration der Ukraine, sondern blockierte damit auch den langersehnten Aufbau. Die anderen fühlen sich mit Russland tief vereint im gemeinsamen Gedenken an den heldenhaften Sieg über die Nazis, deren Vernichtungsfeldzug 27 Millionen Sowjetbürger das Leben gekostet hatte.

Der Film zeichnet die wichtigsten Etappen der jüngsten Geschichte nach: Von der Unabhängigkeit 1991, dem hoffnungsvollen Aufbruch in eine bessere Zukunft, über die dornigen neunziger Jahre bis hin zur Orangenen Revolution und ihrem bitteren Scheitern: Am Ende kam der von Russland unterstützte Wiktor Janukowitsch doch noch an die Macht.  

Um Mythen und unterschiedliche Interpretationen der Geschichte näher zu beleuchten kommen auch Experten zu Wort. Der renommierte ukrainische Historiker Andriy Portnov beschreibt, wie  der ukrainische Präsident Wiktor Janukowitsch 2010 versuchte, ein doppeltes Spiel mit der EU und Russland zu spielen: "Er ging zu Putin: 'Wladimir Wladimirovitsch, ich unterscheib da grad was mit Europa, sie sollten mir ein bisschen Geld geben, denn sonst unterschreibe ich das wirklich und die Ukraine verlässt Sie.'

Und Putin hat es ihm gegeben. Sogar ziemlich viel. Dann ist er nach Brüssel gefahren und hat dasselbe erzählt. Er wollte immer persönliche Gewinne einfahren durch dieses Ausbalancieren. Aber er glaubte weder an die Integration in die EU noch an die nach Russland."

Die Dokumentation liefert die Hintergründe. Und sie zeigt auf, warum hinter den Protesten auf dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew weit mehr steckte, als die spontane Reaktion der Bevölkerung auf ein geplatztes Assoziierungsabkommen mit der EU.

Redaktion: Gudrun Wolter, Adrian Lehnigk