Interview mit Oliver Mommsen und Doris Schretzmayer

Die alleinerziehende Arztkollegin Marion (Doris Schretzmayer) interessiert sich für Clemens Hoffmann (Oliver Mommsen).
Die alleinerziehende Arztkollegin Marion interessiert sich für Clemens Hoffmann. | Bild: ARD Degeto / Martin Lusser

Interview mit Oliver Mommsen und Doris Schretzmayer

Herr Mommsen, Clemens "Doc" Hoffmann ist Arzt, erfolgsverwöhnt, freiheitsliebend und verabschiedet sich gerade für ein Jahr, um eine Auszeit zu nehmen. Doch dann kommt alles ganz anders und er entscheidet sich gegen die Unabhängigkeit und für die Kinder seiner toten Schwester. Warum der plötzliche Sinneswandel?

Doc macht in diesem Film die klassische Heldenreise durch. Vom Egoisten zu jemandem, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Ich hoffe, der Spaß wird darin liegen, allen Beteiligten bei dieser turbulenten Reise zuzuschauen und mitzufiebern. Ich kann nur verraten, dass es nicht immer glatt laufen wird.

Frau Schretzmayer, Sie spielen Marion, eine berufstätige, alleinerziehende Mutter eines kleinen Sohnes. Erzählen Sie uns etwas über ihre Figur. Und was macht Clemens Hoffmann für Marion so anziehend?

Marion lebt in einer österreichischen Kleinstadt in der Wachau und hat gerade das Café ihrer Tante übernommen. Sie befindet sich also inmitten eines Neuanfangs. Der Vater ihres Sohnes hat sich schon vor der Geburt aus dem Staub gemacht und so ist sie seit langem daran gewöhnt, selbständig für sich und ihren elfjährigen Sohn zu sorgen. Sie sagt, was sie denkt, agiert aus dem Bauch heraus und wenig diplomatisch. Das gefällt ihr auch an Clemens, der ebenso geradeheraus und direkt ist. Als sie auf ihn trifft, kommt eine neue Sehnsucht nach echter Beziehung in ihr auf, die sie sich in den letzten Jahren verboten hat. Allerdings hat Clemens bisher sehr unabhängig gelebt und wird nun vom Schicksal gezwungen, sich mit seinen Ängsten vor Nähe und Beziehung auseinanderzusetzen.

Herr Mommsen, lange Zeit kannte man Sie als Ermittler Nils Stedefreund aus dem Bremer "Tatort". Sie sind immer wieder in sehr unterschiedlichen Rollen zu sehen und es gibt keinen Charakter, auf den man Sie festlegen kann. Was hat Sie speziell an dieser Rolle interessiert? Und steckt vielleicht auch etwas "Doc" in Oliver Mommsen?

Ich mag Doc sehr und ja, es gibt Seiten von ihm, die ich bei mir persönlich ganz gut kenne. Wir nehmen beide die Dinge gern von der leichten Seite. Auch das "rausschlawinern" aus unangenehmen Situationen ist mir nicht ganz unbekannt. Und ähnlich wie bei Clemens sind es die Kinder und die Verantwortung, die man übernimmt, wenn man Eltern wird, die auch bei mir 'ne Menge in Bewegung gebracht haben.

Frau Schretzmayer, Sie sind Schauspielerin, Autorin, stehen im Moment regelmäßig auf der Theaterbühne und Sie haben einen Sohn. Inwieweit hat sich Ihr Leben durch Ihr Kind verändert? Und wie bekommt man Arbeit und Kind unter einen Hut?

Es ist eine Illusion, alles unter einen Hut zu bekommen. Ich versuche, mir immer wieder meinen Perfektionismus und mein riesiges Verantwortungsgefühl, das ich meines Erachtens mit vielen Frauen teile, abzugewöhnen (lacht). Mein Mann und ich sind seit fast 20 Jahren ein Paar und wir halten gut zusammen und lieben das Familienleben. Aber natürlich fliegen auch die Fetzen, wenn wir uns zeitlich mit Aufgaben übernehmen. Zum Glück haben wir eine gute Gesprächskultur und viel Liebe zueinander. Unser 13-jähriger Sohn hat es mit zwei künstlerisch tätigen Eltern zu tun und kennt das Leben zwischen sehr viel Arbeit und längeren erholsamen Phasen seit seiner Geburt. Das ist toll, weil er dadurch eine ganz eigene Stabilität entwickelt hat, die mich beeindruckt. Mein Sohn hat übrigens auch im Film meinen Sohn gespielt. Das war sehr interessant und schön, weil es ja als Alleinerziehende im Film eine andere Dynamik zwischen Mutter und Sohn gibt, als die, die wir im echten Leben haben. Ich kann von ihm lernen, wie man völlig unaufgeregt agiert. Man kann sagen, er ist ziemlich ‚gechillt‘ (lacht).

Herr Mommsen, auch Sie sind Vater und haben mal in einem Interview gesagt "Meine Kinder haben mein Leben komplett über den Haufen geworfen". Was meinen Sie genau?

Es gab in meinem Leben nichts, das so eine gnadenlose Konsequenz hatte, wie die Tatsache, Vater geworden zu sein. Ich war und bin alles andere als perfekt, und ohne meine Frau hätte ich das alles niemals geschafft. Aber Stück für Stück bin ich in die Rolle reingewachsen und es gehört zu den schönsten Abenteuern meines Lebens. Aber auch, dass langsam die Küken flügge werden, ist ein sehr aufregender Aspekt des Elternseins. Wir waren beide echt jung, als wir gesagt haben, wir lassen uns auf diese Reise ein. Und jetzt ist Oskar schon aus dem Haus. Lotte ist auf dem Sprung. Da werden wieder ganz andere Dinge möglich. Wir sind alle ständig in Bewegung. Das hält wach!

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