Gespräch mit Hinnerk Schönemann

»Am schwierigsten ist es für mich, dass ich Hauke so zurücknehmen muss«

Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann)
Hinnerk Schönemann spielt Hauke Jacobs  | Bild: NDR / Gordon Timpen

Hauke Jacobs ist jetzt seit drei Monaten in Schwanitz. Ist das für einen wie ihn genug Zeit, um richtig anzukommen?

Das glaube ich nicht. Hauke hat noch zu viel mit sich selbst zu tun, um irgendwo richtig anzukommen. Er würde sehr gern zur Ruhe kommen, aber seine Vergangenheit lässt das (noch) nicht zu.

Der Tierarzt amüsiert sich über die Schwanitzer, die überall den Wikingergeist Sven am Werk sehen. Alles nichts als Aberglaube?

Hauke Jacobs kann über diesen Spuk anfangs nur die Augen verdrehen. Allerdings irritiert es ihn, dass seine engsten Partner in diesem Dorf, die er eigentlich auf Augenhöhe wähnt, offenbar ebenfalls diesen Spleen haben und ihm was vom wilden Sven erzählen. Und bei all den Missgeschicken, die ihm an diesem Tag passieren, fängt er irgendwann auch an zu grübeln, ob da vielleicht doch der Geist dieses Wikingers seine Hände im Spiel hat. Das entwickelt so einen Sog, wenn alle um ihn herum daran glauben und davon reden. Aber das sind nur kurze Momente der Irritation. Eigentlich findet er das vollkommen blödsinnig.

Jacobs soll eine Kuh heilen, die angeblich von Sven verhext ist und nichts mehr frisst. Haben Sie diese Begegnung in guter Erinnerung behalten?

Die Dreharbeiten mit Gabi waren wirklich sehr unkompliziert, weil das eine herzensgute Kuh war, mit der man alles machen konnte. Allerdings hatte sie nach stundenlangen Dreharbeiten irgendwann keine rechte Lust mehr. Und als ich ihr dann so am Hinterteil rummachen musste, merkte ich irgendwann plötzlich, dass sie nervös wurde. Da hatte ich dann doch einen Heidenrespekt vor diesem Tier. Wenn Sie so eine Tonne vor sich haben, fragen Sie sich schon, was passiert, wenn die plötzlich anfängt, nach hinten zu treten. Aber das war alles unbegründet. Das war eine tolle Kuh, der man gut ins Auge gucken konnte.

Hauke Jacobs verarztet nicht nur liebevoll Tiere, er stellt seine medizinischen Kenntnisse auch am homo sapiens unter Beweis. Woher kann er das alles – als Ex-Polizist?

Er hat parallel zu seiner Berufspraxis als Polizist noch eine Ausbildung als Tierarzt gemacht, weil ihn das immer schon interessiert hat. Er ist also wirklich ein richtiger Tierarzt und tut nicht nur so. Auch wenn er natürlich keine jahrelangen Praxis-Kenntnisse hat. Als er irgendwann genug hatte vom Polizeialltag und sich zurückziehen wollte, hat er sich auf seine tierärztlichen Kenntnisse besonnen.

Haben Sie sich vor Beginn der Dreharbeiten mal bei einem praktizierenden Tierarzt umgesehen?

Nein, das nicht. Aber ich habe ja selbst Tiere, die gelegentlich einen Tierarzt brauchen, da kriegt man über die Jahre schon so einiges mit. Ein paar Bewegungsabläufe und wie sie auf ein Tier zugehen, solche Dinge. Und dann haben wir ja auch den Tierarzt, in dessen Praxis wir drehen. Der hilft uns hin und wieder, damit es auch professionell aussieht, wenn wir im Film eine Spritze setzen. Ansonsten guckt man sich als Schauspieler eben ein paar Sachen ab und tut dann einfach so, als ob man ein prima Tierarzt wäre. (lacht)

Lona Vogt bindet den Ex-Polizisten gern in ihre Arbeit ein. Ganz unrecht scheint ihm das nicht zu sein, oder täuscht der Eindruck?

Wirklich recht ist ihm das aber auch nicht. Eigentlich möchte er kein Polizist mehr sein. Das hat mit seiner Vergangenheit zu tun. Aber wenn er einmal dabei ist, macht ihm die Ermittlungsarbeit auch Spaß. Da sein neues Leben als Tierarzt aber eine Tarnung ist, muss er aufpassen, wie weit er sich da involvieren lässt. Deswegen ist er immer im Zwiespalt.

Wir erfahren durch seine Begegnung mit einem Ex-Kollegen, dass Jacobs als Kronzeuge in einem Prozess aussagen soll. Die Sache wird immer geheimnisvoller. Verraten Sie uns mehr?

Im dritten Film wird schon ein bisschen mehr darüber erzählt. Aber viel mehr weiß ich als Darsteller des Hauke Jacobs auch noch nicht. Der Autor weiht mich nicht ein in das, was er vorhat. Insofern muss ich genauso mutmaßen wie die Zuschauer, und ich bin sehr gespannt, was da noch kommt.

Mit Lona und Jule scharwenzeln gleich zwei hübsche Rothaarige um Hauke herum, und es ist klar, dass sie ihn attraktiv finden. Wie sieht es denn umgekehrt aus?

Ich denke schon, dass er beide Frauen sehr attraktiv findet, aber für ihn verbietet es sich, einer von ihnen Avancen zu machen, schon allein deshalb, weil er sich ja in Schwanitz versteckt.

Wie entwickelt sich denn die Arbeit mit den beiden Kolleginnen?

Henny kenne ich schon sehr lange, aber Marleen habe ich erst im Casting kennengelernt. Zuerst war gar nicht geplant, zwei Rothaarige zu besetzen. Und als dann beim Vorsprechen beide überzeugt haben, bestanden zuerst sogar Bedenken. Aber dann haben wir es doch gemacht, und jetzt kann man es sich gar nicht mehr anders vorstellen. Was ich toll finde. Ich verstehe mich mit beiden sehr gut und freue mich auf die weitere gemeinsame Arbeit.

Eine bockige Kuh, ein böser Geist und ein Fall, der Hauke Jacobs in Gefahr bringt. Was war beim Dreh am schwierigsten für Sie?

Am schwierigsten ist es für mich als Schauspieler, dass ich Hauke so zurücknehmen muss und nicht aus mir rausgehen darf. Diese Zurückhaltung hat natürlich gute Gründe. Wir bauen die Figur und diese Reihe ja erst noch auf und lassen die Sache ruhig angehen. Dazu kommt, dass Hauke in Schwanitz untergetaucht ist und so wenig wie möglich auffallen möchte. Es hat also alles seinen Sinn, auch wenn es mir manchmal schwerfällt.

Was zeichnet die Regie von Jochen Freydank in Ihren Augen aus?

Mit Jochen konnte ich deshalb sehr gut arbeiten, weil er wie mit einem Skalpell arbeitet und immer ganz genau weiß, was er will. Wenn man ihm etwas angeboten hat, konnte er immer sehr genau sagen, was er gut fand und was er nicht so gut fand, und vor allem warum. Dass er mir immer logische Erklärungen für seine Regie-Entscheidungen geben konnte, das fand ich toll. Das macht ihn sehr besonders.

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